BYD Seal 6 Touring, schwarz vor Backsteingebäude
© Sebastian Weissinger
© Sebastian Weissinger
Dezember 2025

Langstrecken-Lounge mit Stecker

Der chinesische Mittelklasse-Kombi als Alternative zum klassischen Diesel-Kombi.

Kombis, egal ob in der Kompakt-, Mittel- oder Oberklasse haben in Österreich Tradition – und sind dank ihrer enormen Alltagstauglichkeit ausgesprochen beliebt. Der chinesische Hersteller BYD erweitert seine Palette jetzt auch um einen Kombi. Der Seal 6 Touring, wie er exakt heißt, beweist im auto touring-Test viel Komfort, hohe Effizienz und dank Plug-in-Hybrid-Technik auch eine beeindruckende Gesamtreichweite. Ob er damit die bessere Alternative zum klassischen Diesel-Kombi ist, zeigen wir Euch im Video.

Der BYD Seal 6 Touring wirkt außen zurückhaltend und orientiert sich stark an der klassischen Kombi-Form, mit gestreckten Proportionen, einem 2,8 Meter langen Radstand und einer klaren Linienführung. Interessant: Obwohl der Seal 6 fast 4,9 Meter lang ist, sieht man es ihm nicht unbedingt an. Der nahezu gleich lange VW Passat Variant wirkt im Vergleich wesentlich größer.

Das Frontdesign mit schmalen Leuchten und betonter Schürze soll Breite und Modernität vermitteln, während das Heck mit durchgezogenem Leuchtenband aufgeräumten Flächen eher sachlich als extravagant auftritt.

Innen setzt BYD auf ein geradliniges Cockpit mit großem Zentraldisplay, vergleichsweise schlichter Formgebung und Materialien, die eher auf funktionale Wertigkeit als auf auffälligen Luxus ausgelegt sind.

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Das Video zum BYD Seal 6 Touring

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Wiss(ch)enschaft

Die Bedienbarkeit des Infotainments im Seal 6 Touring ist insgesamt gut, braucht aber Eingewöhnungszeit. Die Infos am großen Touchscreen sind logisch aufgebaut, hilfreiche Shortcuts und einige physische Tasten und Drehschalter für häufig genutzte Funktionen wie Lautstärke oder Fahrmodi machen das Handling einfach. Einzelne Funktionen finden sich aber nur in diversen Untermenüs, die starke Touchscreen-Abhängigkeit für Klima- und Lichteinstellungen und gelegentlich viele Warnhinweise und Signaltöne sind zum Teil mühsam.

Das Platzangebot im BYD Seal 6 Touring ist ausgesprochen großzügig und passt gut zum Anspruch eines Langstrecken-Kombis. Im Fond genießen selbst großgewachsene Passagiere viel Knie- und Kopffreiheit, sodass auch längere Fahrten bequem möglich sind.

Die Vordersitze bieten guten Seitenhalt, weite Verstellbereiche sowie je nach Ausstattung Heiz- und Belüftungsfunktion, was zusammen mit der weichen Polsterung für hohen Komfort sorgt.

BYD Seal 6 Touring, schwarz vor Backsteingebäude © Sebastian Weissinger
Cockpit mit großem Touchscreen, solide Verarbeitungs- und Material-Qualität. Lesbarkeit am kleinen Screen hinterm Lenkrad nicht ideal.

Viel Platz, wenig Last

Der Kofferraum liegt mit rund 500 Litern bei aufgestellter Rücksitzlehne im Klassenschnitt und wächst durch Umklappen der Rücksitze auf gut 1.500 Liter an, die dank niedriger Ladekante und weit öffnender Heckklappe praxisnah genutzt werden können.

Zum Vergleich: Der VW Passat Variant bietet als Plug-in-Hybrid nahezu idente Werte, als klassischer Verbrenner ist das Gepäckabteil des VW aber deutlich geräumiger. Kritikpunkt beim BYD: Die Zuladung fällt mit 410 Kilogramm vergleichsweise gering aus.

BYD Seal 6 Touring, schwarz vor Backsteingebäude © Sebastian Weissinger
Großer, gut nutzbarer Kofferraum mit niedriger Ladekante und weit öffnender Heckklappe; durch Umklappen der Rücksitze entsteht eine ebene, über 1.500‑Liter‑Ladefläche.

So schaut’s technisch aus

Der BYD Seal 6 DM-i Touring ist ein Plug‑in‑Hybrid mit Benzinmotor und E‑Antrieb – technisch handelt es sich dabei um ein System, das wie ein Range Extender arbeitet. Die DM‑i‑Technik von BYD ist eine Variante, bei dem der 1,5‑Liter‑Benziner überwiegend als Generator zum Laden der Batterie und zur Unterstützung des Elektromotors dient, während der eigentliche Antrieb meist elektrisch erfolgt. Der 98 PS starke Verbrenner dient primär der Reichweiten-verlängerung und treibt nicht permanent die Räder direkt an.

Solange genug Saft im Akku vorhanden ist, fährt der Seal 6 rein elektrisch; der Elektromotor treibt die Räder an, der Benziner hat Pause. Fällt der Ladezustand unter einen Sollwert oder wird mehr Leistung gebraucht, startet der Benziner und treibt primär den Generator an, der Batterie und E‑Motor mit Strom versorgt; das Fahrgefühl entspricht weitgehend einem Elektroauto.

Erst bei höherem Tempo kann der Benziner zusätzlich direkt mit der Antriebsachse gekoppelt werden, um Wirkungsgrad und Verbrauch auf der Autobahn zu verbessern. Im Alltag fährt das Auto also überwiegend elektrisch; der Verbrenner springt nur situativ an, um die Reichweite zu verlängern oder bei höherer Dauerlast zu unterstützen. Im Unterschied zu vielen klassischen PHEV mit stark mechanisch gekoppeltem Antrieb liegt der Fokus hier also klar auf Elektroantrieb.

BYD Seal 6 Touring, schwarz vor Backsteingebäude © Sebastian Weissinger
Komfortabel abgestimmtes Fahrwerk mit gutem Federungskomfort, leiser Antrieb im Hybrid‑ und E‑Modus sowie ausreichend agilen Fahreigenschaften für lange Strecken.

Langstreckentauglich

Im EV-Modus bietet der Seal 6 je nach Batterieversion (wir hatten in unserem Test den größeren Akku mit 19 kWh zur Verfügung) bis zu rund 100 km elektrische WLTP-Reichweite. Mit zugeschaltetem Benzinmotor liegt die kombinierte Reichweite bei bis zu 1.350 km. Die Wahrheit im Test sah dann so aus: Rein elektrisch schafften wir auf unserer auto touring Testrunde bei einer Außentemperatur von lediglich zwei Grad 64 Kilometer, der Benzinverbrauch lag bei moderaten 4,8 Litern. Damit ist eine gesamte Reichweite von knapp 1.000 Kilometer locker drin. Bei moderateren Temperaturen rund um 25 Grad verlängert sich dann auch die elektrische Reichweite spürbar.

Der Seal 6 wird übrigens wie ein typischer Plug‑in‑Hybrid per Typ‑2 oder CCS geladen, bietet aber nur durchschnittliche Ladeleistungen. Aufgrund des einphasigen Ladens liegt die Ladeleistung an einer 11 kW Wallbox bei lediglich 3,3 kW, an einer 22 kW Wallbox immerhin bei 6,6 kW. Schnellladen geht mit maximal 26 kW.

Wie fährt er sich? Der Kombi ist klar auf Komfort abgestimmt: Das Fahrwerk bügelt Unebenheiten meistens souverän weg, das Handling ist agil. Im normalen Hybrid‑/E‑Betrieb ist es im Innenraum leise, erst bei kräftigem Beschleunigen oder am Berg wird der Benziner akustisch deutlich hörbar.​ Die Lenkung ist durchaus exakt und die Fahrleistungen absolut ausreichend.

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1 Die Einstiegsvariante mit kleinerem Akku (10 kWh) und weniger Leistung kostet 35.890 Euro. © Sebastian Weissinger

2 Dynamisch gezeichnete Front mit schmalen LED-Scheinwerfern und betonter Schürze; die klaren Linien und gestreckten Proportionen unterstreichen den modernen Kombi-Look. © Sebastian Weissinger

3 Dynamisch gezeichnetes Kombi-Heck mit durchgezogenem Leuchtenband – modern, aber zurückhaltend gestaltet. © Sebastian Weissinger

Fazit

Der BYD Seal 6 DM‑i Touring ist der Kombi für alle, die meistens elektrisch, aber ohne Lade‑Stress sehr weit fahren wollen. Er bietet darüber hinaus viel Platz, ist komfortabel und sorgt für langstreckentaugliche Reichweiten. Ein Performance‑Wunder ist er nicht und die ein oder andere Schwäche bei der Bedienung ist nicht zu übersehen. Dennoch ist der chinesische Kombi, auch angesichts der kompletten Serienausstattung und des moderaten Preises von 38.990 Euro eine attraktive Alternative zum VW Passat Variant oder Skoda Superb Combi.

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