– Gibt’s bei Kettcar Tourbus-Regeln, an die sich jeder zu halten hat?
Marcus Wiebusch:Wir sind eigentlich nicht so die Regel-Typen. Das einzige, worauf wir wirklich Wert legen, ist die Sache mit fremden Personen im Bus. Es muss einiges passieren, dass wir jemanden, der nicht zur Crew gehört, da mit rein nehmen. Wir sind über die Jahrzehnte einfach eine Einheit geworden, die auch sehr viel Persönliches im Bus bespricht, das nur die Band etwas angeht. Es würde sich dann irgendwie unpassend anfühlen, wenn man morgens in der Koje aufwacht und gegenüber eine wildfremde Person schnarchen sieht.
Speziell bei den tollsten Momenten einer Tour, also jenen, in denen man mit dem Nightliner nach einem guten Konzert wieder aus der Stadt raus rollt und voll mit Adrenalin ist, fühlt man sich als Band wie eine Mannschaft, die eigentlich niemanden dabei haben will, der dieses einzigartige Gefühl stören könnte.
– Möchtest du uns noch ein schlechtes und ein gutes Tour-Erlebnis erzählen?
Marcus Wiebusch:Da muss ich nachdenken, weil ich ja schon richtig, richtig lange dabei bin. Aber die heftigste Erfahrung war wohl 1996 in San Francisco mit meiner damaligen Band "…But Alive", wo wir Vorband einer US-Combo waren. Da hätten wir in einer Wohnung in einem echt üblen Viertel der Stadt übernachten sollen, die aber unglaublich gestunken hat und wo wir das sichere Gefühl hatten, dass wir gleich ausgeraubt oder zusammengeschlagen werden würden. Also sind wir abgehauen und haben uns lieber würdelos zu siebt ein kleines Motelzimmer neben der Autobahn geteilt. (lacht)
Der schönste Tour-Moment war wiederum, als 2002 das erste Kettcar-Album rauskam und wir im Jahr darauf auf dem großen Hurricane-Festival in Deutschland spielen durften. Als junge Band hatten wir einen der ungeliebten Nachmittags-Slots, bei denen in der Regel kaum jemand kommt. Wir stehen also vor der Show hinter der Bühne und beobachten auf einmal einen Strom von Menschen, der sich auf uns zu wälzt. Erster Gedanke: "Das gibt's doch nicht, dass die alle wegen unserer kleinen Dödel-Band kommen." Im Endeffekt waren 5.000 Leute im Zelt, und noch einmal 5.000 standen draußen an, weil es zu voll war. Da wussten wir: Es geht bergauf.
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