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© Heinz Henninger
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November 2017

SUV-Trio: Berg- und Talfahrt

Mit dem Stelvio, benannt nach Italiens höchstem Gebirgspass, will Alfa Romeo hoch hinaus. Mutig, denn die Neuauflagen des Audi Q5 und des BMW X3 sind mächtige Gegner. Wir haben sie verglichen.

Was haben Nobelmarken wie Bentley, Jaguar oder Maserati gemeinsam? Richtig! Alle drei Hersteller haben aktuell ein SUV im Programm. Das Beste daran: Jeder der drei Marken hat es das Überleben gesichert, steigende Absatzzahlen beweisen das. Auch Porsche stand vor Jahren vor der Frage: In Schönheit sterben mit ­Modellen wie 911 und Boxster oder für den Erfolg alles umkrempeln? Man hat sich für Letzteres entschieden und mit Sportwagen-untypischen SUV-Modellen wie Cayenne und Macan letztlich noch die Kurve gekratzt.

Jetzt hat's auch Alfa Romeo getan, die Zeichen der Zeit verlangen es. Das erste SUV in der über 100-jährigen Firmenhistorie heißt Stelvio und ist nach einer legendären Passstraße in den Südtiroler Alpen, dem Stilfser Joch, benannt.

Nun will der Stelvio aber in einer SUV-Liga mitmischen, in der es bei aller Emotion aber auch auf praktische Details ankommt. Und genau da spielen Audi Q5 und BMW X3, die etablierten Modelle aus Bayern, seit Jahren eine mehr als gewichtige Rolle.

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Im Alfa Romeo Stelvio sind die Instrumente noch analog, die dazwischen liegenden Infos des Bordcomputers aber digital. Nachteil: viele Schriften sind schlicht und einfach zu klein und daher schlecht lesbar.
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Das optionale "Virtual Cockpit" im Audi Q5 ist ein volldigitales Kombiinstrument mit einem hochauflösenden 12,3-Zoll-Bildschirm. Sämtliche Informationen lassen sich individuell konfigurieren.
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Auch im BMW X3 kommt ein hochauflösendes Display an Stelle der klassisch-analogen Rundinstrumente zum Einsatz. Die angezeigten Inhalte hängen in erster Linie vom gewählten Fahrmodus ab.

Die komplett neue Generation des Q5, gefertigt in Mexiko, tritt in große Fußstapfen – schließlich wurde ihr Vorgänger mehr als 1,5 Millionen Mal verkauft. Kein Wunder daher, dass das neue Modell optisch nur behutsam weiterentwickelt wurde.

Deutlich mutiger geht BMW an die Sache. Der im Vergleich zum Vorgänger maßvoll gewachsene X3 steht selbstbewusster da als bisher. Wie wichtig das zweitgrößte SUV der ­X-Baureihe für die Münchner ist, beweist die Tatsache, dass mittlerweile jeder dritte BMW ein "X" als Kürzel am Heck stehen hat.

Im Vergleichstest treten alle drei SUV mit Vierzylinder-Dieselmotoren der Schadstoffklasse Euro 6 an, die beiden Deutschen mit 190 PS, der Italiener mit 210 PS. Alle drei Testkandidaten verfügen über Allradantrieb und Automatikgetriebe. Interessant: die nahezu identischen Preise. Der Alfa Romeo Stelvio ist mit 51.750 Euro nämlich fast gleich teuer wie der BMW X3 und nur 180 Euro günstiger als der Audi Q5.

SUV-Trio auf hohem Niveau

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Alfa Romeo Stelvio

Eine Alternative zur noblen Massenware soll er sein. Fesch sein allein reicht dafür aber nicht.

3 Gute Agilität, niedriger Verbrauch, tolle Automatik, zu kurze Sitzflächen. Die Erwartungen sind groß. Mit dem Stelvio soll es mit der italienischen Marke wieder bergauf gehen. Optisch fällt das knapp 4,7 Meter lange SUV jedenfalls auf, der Alfa-typische Kühlergrill und das markante Layout des Scheinwerfer-Tagfahrlichtes machen ihn unverwechselbar.

Innen erinnert bis auf die röhrenförmigen Armaturen wenig an alte Zeiten, das Design ist unspektakulär, die verbauten Materialien sind aber okay. Gleiches gilt in weiten Teilen auch für die Verarbeitung, sieht man von einzelnen ungenau eingepassten Innenraumverkleidungen oder Knistergeräuschen im Armaturenträger ab.

Verschwenderisch, wenn's ums Platzangebot für die Insassen geht, war Alfa noch nie. Hier wird der Italiener seinem Ruf allerdings nicht gerecht: Selbst fünf Personen müssen nicht auf "Kuschelkurs". Störend sind lediglich die zu kurz geratenen Sitzflächen auf allen Plätzen sowie die kaum konturierten Vordersitze. Vernünftig groß, wenn auch nicht ganz so gut nutzbar wie im Q5 und X3: der Kofferraum.

Agilität kann man dem Stelvio nicht absprechen, die ist gut. Nicht gut sind dafür der ziemlich holprige Federungskomfort und die fast schon zu direkte Lenkung sowie die bei starker Beanspruchung nachlassenden Bremsen. Hervorragend hingegen: die unmerklich schaltende Achtgang-Automatik. Völlig ausreichende Fahrleistungen liefert der nur mäßig gedämmte Diesel, auch der Verbrauch ist mit 6,8 Liter pro 100 Kilometer absolut okay. Ebenso die vierjährige Garantie.

Audi Q5

Was sich gut verkauft, darf nicht zu stark verändert werden. Trotzdem hat sich einiges getan.

2 Bestes Platzangebot, tolle Sitze, agil, kurze Garantie, wenig Ablagen. Man muss schon genau hinschauen, um beim neuen Audi Q5 äußerliche Unterschiede zum Vorgänger zu entdecken. Es gibt sie aber: einen stärker betonten Kühlergrill und ein Blechkleid mit deutlich mehr Sicken und Kanten als bisher. Und er ist in alle Richtungen etwas gewachsen. Keine Revolution also.

Innen muss man sich ebenfalls nicht neu orientieren. Das Ambiente ist nüchtern, alles in allem aber hochwertig wie gewohnt. Richtig überzeugend: der hervorragende Sitzkomfort. Die Bedienung ist weitgehend selbsterklärend, einzig die zahlreichen und teilweise zu klein geratenen Tasten am Lenkrad erfordern Eingewöhnung. Wie im Stelvio würde man sich aber über mehr Ablagen freuen.

Freuen können sich die Insassen dafür über das Raumangebot, vor allem vorne. Hinten sorgen großzügig dimensionierte Sessel für entspannten Langstreckenkomfort. Optional gibt es um zehn Zenti­meter verschiebbare Rücksitze samt neigungsverstellbaren Lehnen.

Den größten Fortschritt erleben Q5-Piloten beim Fahren. Dank deutlich verringertem Eigengewicht lässt sich das bisher schon agile SUV noch exakter steuern. Das Fahrwerk liefert einen guten Kompromiss aus Komfort und Dynamik, die Lenkung ist direkt und die Siebengang-Automatik schaltet sanft, sorgt aber für eine spürbare Anfahrschwäche des Q5. Der Zweiliter-Diesel zeigt zarte Schwächen höchstens bei der Geräuschdämmung, Fahrleistungen und Verbrauch (knapp über 7 Liter pro 100 Kilometer) sind absolut akzeptabel.

BMW X3

Nicht nur bei den Abmessungen hat der Bayer zugelegt. Auch sein steifes Gehabe hat er abgelegt.

1 Bester Fahrkomfort, einfache Bedienung, wendig, zu kurze Garantie. Schon im Stand signalisiert der komplett neue X3: Hier komme ich! So lang, wie seinerzeit der erste X5 war, ist jetzt der kleinere X3, nämlich gut 4,7 Meter. Vor allem von vorne ist er muskulös wie nie, die auffallend mächtige "Niere" wirkt aber fast zu aufdringlich.

Der Innenraum wurde ebenfalls ordentlich aufgemöbelt. Das Layout des Cockpits entspricht dem von Siebener- und Fünfer-BMW, die Verarbeitungs- und Material-Qualität ist entsprechend top. Hervorragend ist auch die einfache Bedienung, mit dem Dreh-Drück-Rad des iDrive kann man mühelos durch sämtliche Menüs navigieren. Das funktioniert am großen, fix montierten Bildschirm jetzt auch per Touch-Funktion.

Praktisch: die zahlreichen und sinnvoll nutzbaren Ablagen. Eng geht’s im X3-Innenraum zwar nicht zu, in der zweiten Reihe müssen Insassen aber stärker zusammenrücken als im Stelvio oder im Q5. Auf längeren Fahrten wird zudem ein weiterer Nachteil spürbar: die eindeutig zu kurzen Sitzflächen.

Eine starke Performance liefert der Bayer beim Fahren ab. Vor allem in Sachen Abrollkomfort reicht weder der Stelvio, noch der Q5 dem X3 das Wasser, die Lenkung arbeitet direkt und die Achtgang-Automatik reagiert extrem spontan auf Lastwechsel. Top: die Traktion. Der hervorragend gedämmte, 190 PS starke Vierzylinder-Diesel ist ausreichend stark, aber nicht sonderlich sparsam. 7,3 l/100 km braucht er auf der auto touring-Normrunde. Zum Vergleich: Die ident motorisierte 520d Limousine, ebenfalls mit Allrad, verbrauchte exakt 1,4 l Diesel weniger.

So viel geht rein

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Beladen des Stelvio-Kofferraumes ist dank der niedrigen Ladekante einfach. Die schmale Ladebreite erschwert aber den Transport von sperrigen Gegenständen.
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Im Gegensatz zum Stelvio ist die Ladekante im Q5 sehr hoch. Sinnvoll: die dreigeteilt vorklappbaren Lehnen machen das Gepäckabteil gut nutzbar.
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Im Vergleich zum Vorgänger ist der Kofferraum des X3 nicht größer geworden. Geräumig, einfach nutzbar und dank der großen Öffnung einfach zu beladen ist er trotzdem.

Fazit zum SUV-Vergleich

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