Ausstellungsstand der Marke MG mit drei Autos davor am Goodwood Festival of Speed.
© MG Motor
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Juli 2025

IM impressed

Beim Goodwood Festival of Speed präsentierte MG zwei neue Modelle: den MG IM5 und IM6. Wir haben alle Infos. Plus: fünf Fragen an den Designer Jozef Kabaň.
 

Hin und wieder rutscht ihm ein "F*ck" heraus, doch Victor Cullen entschuldigt sich danach auch schnell wieder. „Ich bin halt Ire“, sagt der 20-jährige Rennfahrer, was ob der roten Haare, der Sommersprossen und des unverkennbaren Akzents eine entbehrliche Information ist. Dann versenkt er das Gaspedal ins Bodenblech und katapultiert uns in nur 3,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h – ansatzslos und fast lautlos. Es ist der Beginn einer Achterbahn-Fahrt: Über ein 1,86 Kilometer langes, schmales Asphalt-Band geht es vorbei an Heuballen, Tausenden Zuseher:innen – und vorbei am Goodwood House.

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Feuerwerk über einem Schloss. Davor steht ein Kunstwerk mit zwei Fahrzeugen.
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Willkommen am Goodwood Festival of Speed

Hach, Goodwood. Wer etwas für Autos übrig hat, ist hier im Süden Englands, wo der Earl of March ein Mal im Jahr das Goodwood Festival of Speed ausrichtet, genau richtig. Von Rallyeautos bis Hypersportwagen, Formel-1-Boliden bis Driftcars, Aus-der-Zeit-Gefallenem bis Super-Futuristischem gibt es hier alles zu sehen (und zu hören), was in der Autowelt Rang und Namen hat. Eine Top-Kulisse also, um neue Produkte medienwirksam der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Eine blaue Limousine steht auf einer Bühne, drumherum befindet sich eine Menschenmasse. © MG Motor
Das Goodwood Festival of Speed: eine Top-Kulisse für Präsentationen.

MG IM5 und IM6: eigene Submarke

Genau das tat MG. Die ehemals britische und mittlerweile unter der Führung des chinesischen SAIC-Konzerns stehende Marke zog die Tücher von zwei Autos, die sich nicht nur bestens für fürchterliche Wortwitze in Titeln von Artikeln eignen, sondern zumindest am Papier mit Spitzenwerten auftrumpfen: der MG IM5 und IM6. Bei IM handelt es sich um die edle Submarke von MG, ähnlich wie das Lexus bei Toyota oder Infiniti bei Nissan ist.

MG IM5 und IM6 sind mit jeweils knapp über 4,9 Metern Länge in der Mittelklasse bis oberen Mittelklasse beheimatet. Als Fließheck-Limousine heißt die Konkurrenz des IM5 VW ID.7 und BYD Seal, der IM6 spitzt als SUV-Coupé auf Seal U und natürlich Tesla Model Y-Kund:innen.

Ausstellungsstand der Marke MG mit drei Autos davor am Goodwood Festival of Speed. © MG Motor
Der MG IM5 (rechts) und IM6 beim Festival of Speed.

MG IM5 und IM6: Schnelles Laden dank 800-Volt-Plattform

In der Theorie können beide Modelle mit der Konkurrenz nicht nur mithalten, sondern stellen diese vielleicht sogar vor neue Aufgaben: MG IM5 und IM6 nutzen 800-Volt-Technologie, wie das aktuell etwa Hyundai/Kia und Porsche machen, mit dem BMW iX3 ziehen demnächst auch die Münchner nach. Das ermöglicht schnelles Laden: Eine konkrete Ladeleistung gibt MG zwar noch nicht an, bei 800-Volt-Systemen sind aber rund 350 kW üblich. Zumindest verspricht die Marke, dass IM5 und IM6 bestenfalls in nur 17 Minuten von 10 bis 80 Prozent geladen werden können.

Ein graues SUV-Coupé fährt über die Goodwood-Hillclimb-Strecke. © MG Motor
MG IM6: Von 10 auf 80 Prozent in nur 17 Minuten dank 800-Volt-Technologie.

Akkugröße, Motorleistung und Versionen

Die Akkugröße beträgt beim IM5 wahlweise 75 kWh oder 100 kWh (brutto), den IM6 gibt es ausschließlich mit der großen Batterie. Der MG IM5 mit 75-kWh-Batterie wird von einem 295 PS starken Elektromotor über die Hinterachse angetrieben, für die 100-kWh-Versionen von beiden Modellen stehen zwei Motorisierungen zur Verfügung: In der Long-Range-Variante treiben 408 PS die Hinterräder an, der Performance hat Allradantrieb und satte 721 PS, womit es dann eben in 3,2 oder 3,5 Sekunden (IM6) von 0 auf 100 km/h geht. Die Spitzen-Reichweiten: 624 Kilometer laut WLPT für den IM6, der IM5 bringt es auf maximal 710 Kilometer.

Ein graues SUV-Coupé fährt über die Goodwood-Hillclimb-Strecke. © MG Motor
Die Hinterpartie des MG IM6 hat etwas vom Aston Martin DBX – der Beschleunigungswert ebenso.

Vierrad-Lenkung und weitere Highlights

Schon in den Basisversionen gibt es bei beiden Autos eine Allradlenkung, die einen Wendekreis von rund zehn Metern möglich macht – weniger als ein Mini Cooper. Weitere Highlights: ein Panorama-Glasdach, Sitzheizung (vorne und hinten) und -kühlung (vorne), rahmenlose Türen und einen Widescreen als zentrales Infotainment- und Armatureninstrument. Anders als bei anderen Herstellern lässt MG keine zwei Displays optisch miteinander verschmelzen, sondern baut tatsächlich einen 26,3 Zoll großen Bildschirm ein. Darüber hinaus gibt es noch einen 10,5-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole.

Sitzprobe und Mitfahrt im MG IM5

Die Innenräume hinterlassen bei der ersten Sitzprobe einen radikal cleanen Eindruck. Analoge Tasten? Gibt es kaum. Dafür wirken Materialauswahl und Verarbeitung hochwertig. Fahrverhalten? Schwer zu beurteilen vom Beifahrersitz aus. Aber: Die Beschleunigung des MG IM5 ist heftig, die Bremsen beißen ordentlich zu und heißt man Victor Cullen, kann man die Limousine auch gut ums Eck zwirbeln. Wie relevant das für zukünftige Kund:innen ist, sei dahingestellt. Aber es schadet zumindest nicht, wenn das Auto in Goodwood eine gute Figur macht.

Eine blaue Limousine fährt über die Goodwood-Hillclimb-Strecke am Goodwood Haus vorbei. © MG Motor
Gute Figur in Goodwood: der MG IM5 auf der Hillclimb-Strecke.

MG IM5 und IM6: Preise und Marktstart

Apropos zukünftige Kund:innen: Dass MG IM5 und IM6 nach Österreich kommen, ist ziemlich sicher. Über dem „Wann“ schwebt hingegen ein großes Fragezeichen. 2026 scheint möglich, aber sicher ist das nicht. Wie viel die Fahrzeuge dann kosten werden?

In Großbritannien startet der MG IM5 bei umgerechnet 45.430 Euro, den IM6 gibt es für mindestens 55.270 Euro. Vergleicht man die österreichischen Preise von Modellen mit jenen von Großbritannien, sieht man, dass die Fahrzeuge bei uns tendenziell etwas weniger kosten. Wie viel MG IM5 und IM6 tatsächlich kosten, wie schnell sie real laden und wie weit sie wirklich kommen, wird die Zeit zeigen – und der auto touring-Test.

Eine hellblaue Limousine steht auf einer Bühne. © MG Motor
Sportlich gezeichnet: der MG IM5.

Fünf Fragen an Jozef Kabaň, Vice President Global Design Center SAIC Motor

Wie wichtig ist Design für Kund:innen?

Rein theoretisch könnte man sagen, dass Design gar nicht wichtig ist. Genauso wie Literatur, Musik, Poesie. Doch all das ist oft der Hauptgrund, warum wir uns emotional an etwas binden. Es ist das Herz, das dem Gehirn sagt: Es ist die richtige Entscheidung.

Ihr liebstes Jahrzehnt hinsichtlich Automobil-Designs?

Schwer zu sagen. Natürlich habe ich als Kind sportliche Autos wie Porsche oder Ferrari geliebt. Für mich standen aber nicht nur die Autos, sondern auch ihre Gestalter im Vordergrund. Während die meisten Batman und Superman hatten, waren meine Heroes Bertone, Giugiaro und Pininfarina.

Dann ist das Festival of Speed der richtige Ort für Sie?

Ich liebe diesen Ort, die Fahrzeuge, die Menschen. Das ist Disneyland für Erwachsene mit Benzin im Blut. Mobilität bedeutet nicht nur, von A nach B zu kommen. Sie spricht Emotionen an.

Zwei Personen unterhalten sich an einem Tisch. © MG Motor
Jozef Kabaň im Gespräch mit auto touring-Redakteur Maximilian Barcelli.

Die Autos von MG sehen sehr unterschiedlich aus. Gibt es einen Kern der Marke?

Die Autos sind divers, aber die Marke ist auch sehr global. Wir verkaufen in mehr als 100 Länder, allesamt haben unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Träume – und unterschiedliche Geschmacksrichtungen. Unsere Aufgabe ist es, Produktfamilien zusammenzustellen, die eine größere Kundschaft glücklich machen.

Haben Sie einen Lieblings-MG?

Alle haben ihre eigene Schönheit. Aber als Designer muss ich sagen: Der Cyberster ist ein wunderschön balanciertes Produkt, eine schöne Brücke aus Alt und Neu. Aber auch der Cyber X zeigt, dass wir überraschen können.

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