Sie haben bereits als Junge mit dem Bergsteigen begonnen. Noch immer zieht es Sie auf die Gipfel. Was ist es, das Sie an den Bergen fasziniert?
Wichtig für meine lebenslange Begeisterung war sicher, dass ich viele verschiedene Zugänge zum Berg gefunden habe. Als Kind habe ich zu klettern begonnen, dann wurde ich Höhenbergsteiger, weil ich als Kletterer durch den Verlust meiner Zehen nicht mehr so hoch, weit und schwierig klettern konnte. Dann wurde ich ein Abenteurer in der Horizontalen. Danach wurde ich Umweltschützer, weil ich erkannt habe, dass die Berge nur dann, wenn sie wild sind, einen enormen Erfahrungswert bieten.
Und diese Erfahrungen wollten Sie mit anderen teilen?
Was mich an Bergen fasziniert, habe ich in einer Kette von sechs Museen aufgearbeitet. Aktuell bin ich dabei, mit meiner Frau das Reinhold-Messner-Haus in Sexten im Pustertal zu gestalten, in dem die wesentlichen Werte, die zum Berg gehören, erörtert werden sollen.
Welche Werte sind das?
Bei den Bergen geht es um Stille, Unendlichkeit und Zeitlosigkeit. Das sind die Werte, die wir erfahren können, wenn wir in wilde Berge aufbrechen. Um sie für die Zukunft zu erhalten, werden wir uns sehr intensiv mit Nachhaltigkeit befassen müssen.
Im übertragenen Sinne und am wilden Berg: Haben Sie im Zuge all Ihrer Touren ein Rezept gefunden, wie man den richtigen Weg findet?
Es ist schon im Leben schwierig genug den richtigen Weg zu finden, am Berg ist es allerdings manchmal noch schwieriger. Eine wesentliche Rolle spielt deswegen immer die Haltung. Wenn ich auf einem Gipfel stehe, sage ich nicht "Berg Heil", sondern ich sage "Kalipé". Diesen Begriff verwenden Tibeter, wenn sie einen Bergkamm überqueren oder einen Berg meistern.
Was bedeutet er?
Das Wort heißt so viel wie: Immer ruhigen Fußes. Der Ausdruck gemahnt uns daran, dass die Geschwindigkeit nicht wichtig ist. Es ist die Langsamkeit, die beim Erleben des Berges zählt.
Der Weg erschließt sich einem also nur, wenn ausreichend Zeit vorhanden ist?
Ja, ob jemand in drei Tagen auf den Everest rennt oder dafür drei Monate braucht, ist kein Maßstab. Wenn es schnell gehen muss, steht oberflächliches Darbieten im Vordergrund. Kalipé bedeutet, in der Geschwindigkeit des Fußgängers voranzuschreiten und dabei bewusst die Natur wahrzunehmen. Wenn ich mit dem Helikopter über den Berg fliege, was heute passiert, dann kann ich keine echten Erfahrungen machen, weil dafür zu wenig Zeit bleibt.
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