Eine Person steht vor einem getarnten SUV.
© BMW
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Juni 2025

Neue Klasse, neue Ära

Wir meinen: Kein Auto, das BMW in diesem Jahrzehnt bereits gebracht hat oder noch bringen wird, ist wichtiger als der neue iX3. Warum das so ist und wie er sich fährt.
 

Das Autodrome de Miramas zu betreten fühlt sich ein bisserl nach Hollywood an. Kameras werden abgeklebt, Verschwiegenheitserklärungen unterschrieben – und am Ende sogar Geheimnisse gelüftet. Eben wie in Filmen, in denen unbedarfte Menschen in Hochsicherheitsbereiche geführt werden, um dann diese eine ganz spezielle, hochgeheime Information zu bekommen, die das weitere Leben der Menschheit beeinflussen wird. Nur hat das Geheimnis, das wir erfahren, nichts mit Aliens, Verschwörungen oder abgespacter Cyber-Technologie zu tun, sondern mit Autos. Denn eben dieses Autodrome de Miramas ist ein Testzentrum von BMW. Hier und heute, es ist ein sonniger Donnerstag Anfang Juni, stellen die Münchner dem auto touring als einzigem österreichischen Medium das wichtigste Fahrzeug in der jüngeren Unternehmenshistorie vor: den BMW iX3.

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Ein getarnter BMW iX3 fährt durch eine Steilwandkurve.

In Miramas konnte auto touring ans Steuer des neuen BMW iX3.

© BMW

Warum der BMW iX3 so wichtig ist

Unserer Meinung nach ist die neue Generation des iX3 das wichtigste BMW-Modell in den finalen 2020er-Jahren! Sie fragen sich vielleicht, wie wir zu dieser Annahme kommen. Warum soll ausgerechnet ein vollelektrisches Kompakt-SUV die Zukunft einer ganzen Marke bestimmen? Gibt's da nichts spannenderes, nichts innovativeres oder sportlicheres?

Nun, der BMW iX3 ist der erste Vertreter der so genannten "Neuen Klasse". Der Name stammt übrigens aus den 1960-Jahren vom Vorgänger des 5er BMW und wurde reaktiviert. Retro-Chic ist also offenbar auch in der Zukunft noch en vogue, augenzwinkernd formuliert. Heute steht die "Neue Klasse" für die nächste Generation von Elektroautos bei BMW – mit neuem Design, neuer User Experience und vor allem komplett neuer Technik. Denn anders als bei i5 oder iX1 wird sich der nächste iX3 seine Plattform nicht mit dem Verbrenner-Pendant teilen, sondern eine völlig neu entwickelte E-Auto-only-Basis nutzen.

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Technische Daten: Was wir bis jetzt wissen

Diese rein für Elektroautos entwickelte Plattform mit 800-Volt-Technik hat es in sich: So soll eine Normreichweite von rund 800 Kilometern möglich sein. Die maximale Ladeleistung beträgt 400 kW. Damit, so BMW, sollen 350 Kilometer Reichweite in zehn Minuten nachgeladen werden können. Bei einer Demonstration in Miramas knallte die Ladestation in lediglich elf Minuten satte 59 kWh ins Auto – freilich bei für den Akku angenehmen Temperaturen, Vorkonditionierung und keinen weiteren ladenden Fahrzeugen an der Station. Dennoch sind das Werte, die man so zumindest in einem Mittelklasse-SUV noch nicht gekannt hat.

Ein silbernes BMW-Konzeptfahrzeug steht auf einer Bühne. © BMW
Der neue BMW iX3 wird sich optisch stark an der Studie BMW Vision Neue Klasse X orientieren.

So smooth stoppt keiner

Genug Theorie. Wir steigen ins Auto, treten auf die Bremse, wählen den Vorwärtsgang. Startknopf? Braucht man nicht. Die Initialisierung übernimmt der Fahrzeugschlüssel in der Hosentasche. Dann rollen wir los – bleiben kurz darauf wieder stehen. Und das so smooth und nahtlos, dass man fast aufs Tachometer angewiesen ist, um herauszufinden, ob man schon steht oder noch fährt. Dafür verantwortlich ist das "Heart of Joy". Was sehr sinnlich klingt, ist ein neues, super-schnelles zentrales Steuergerät, das innerhalb weniger Millisekunden Informationen und Sensordaten verarbeitet – zehnmal schneller als das bisherige Fahrzeuge tun. Der iX3 reagiert also verdammt direkt auf jegliche Inputs.

Ein getarnter BMW iX3 fährt einen Slalom. © BMW
Slalom? Kann er. Richtig beeindruckt waren wir aber von den geschmeidigen Stopps. Den besten Chauffeuren der Welt gelingt das nicht besser.

Wie sich die Neue Klasse von BMW fährt

In puncto Hardware geht es klassischer zur Sache: Der BMW iX3 setzt auf ein vergleichsweise normales Fahrwerk, das einen tadellosen Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Komfort findet. Im Grenzbereich, den wir auf dem Handlingkurs in Miramas erleben konnten, fährt sich der iX3 angenehm logisch und macht einen sehr fahrsicheren Eindruck, im Sportmodus sind sogar leichte Tendenzen zum Übersteuern erkennbar. Die Lenkung ist direkt, nicht zu schwergängig, das Feedback gut.

Zwischenfazit: Fährt sich wunderbar, allerdings fährt sich auch ein aktueller BMW X3 nicht gerade wie ein Traktor – und das ganz ohne "Heart of Joy".

Ein getarntes BMW SUV fährt über eine Landstraße. © BMW
Auch außerhalb des Testgeländes wartet der neue iX3 fahrdynamisch auf.

BMW iX3 2026: Welche Motorisierungen gibt es?

Beim gefahrenen Modell handelt es sich um den iX3 50 xDrive. In diesem sind zwei Motoren verbaut, die erstens für ordentlich Punch und zweitens für Allradantrieb sorgen. Lücken nach oben für eine Performance-Variante sowie nach unten für ein Einstiegsmodell mit kleinerem Akku und Single-Motor haben sich die Münchner mit der Intention gelassen, diese später noch zu ergänzen.

Apropos Akku: Wie viel Kapazität dieser exakt hat, wollte man uns noch nicht verraten. Es werden allerdings so um die 100 kWh sein.

Ein silbernes BMW-Konzeptfahrzeug fährt auf einer Landstraße. © BMW
Nicht alle Geheimnisse wurden schon gelüftet. Was etwa noch fehlt, ist die Akkukapazität.

Neue Klasse fährt fast autonom

Für den iX3 entwickelte BMW auch die Assistenzsysteme weiter. Mehr denn je lag der Fokus darauf, Assistenzsysteme nicht als besserwisserische Vormünder, sondern als helfende Hände im Straßenverkehr zu entwickeln. Ein Beispiel: Durch Innenraumkameras erkennt das System, ob ein Spurwechsel beabsichtigt ist, selbst wenn kein Blinker gesetzt wurde. Je nach Situation erfolgt ein Eingriff – oder eben nicht.

Außerdem bringt BMW erstmals einen adaptiven Tempomat, der sich bei einem (leichten) Bremseingriff nicht deaktiviert. Das ist beispielsweise dann hilfreich, wenn man vor der Technik erkennt, dass ein vorausfahrendes Fahrzeug auf die eigene Spur wechseln möchte und deshalb präventiv ein wenig Abstand gewinnen möchte.

Ein getarntes SUV von BMW absolviert den Elchtest. © BMW

BMW Neue Klasse: Komplett frischer Innenraum

Mit dem iX3 führt BMW auch ein komplett neues Interieur mit vier zentralen Elementen ein.

Erstens: das spektakuläre BMW Panoramic Vision. Dabei handelt es sich um einen Schwarzdruck im unteren Bereich der Windschutzscheibe, der von einer A-Säule zur anderen reicht, und auf den diverse Informationen projiziert werden können. Welche Informationen das sind, kann individuell eingestellt werden, sechs Widgets stehen hier zur Verfügung. Fix gesetzt sind auf der linken Seite die wichtigsten Infos wie Geschwindigkeit oder Reichweite.

Zweitens: das BMW 3D Head-Up Display. Dieses "klassische" Head-up-Display wird anders als Panoramic Vision nur optional an Bord des BMW iX3 sein.

Drittens: der Zentral-Touchscreen. Auf ihm wird das neue Infotainmentsystem bedient, das bei einem ersten Test einen intuitiven Eindruck hinterlässt. Für die Form entschied sich BMW, um das Display ergonomisch ideal am Lenkrad und somit nah am Fahrenden positionieren zu können.

Viertens: das neue Multifunktions-Lenkrad. Spannend: Wenn Funktionen, die am Lenkrad bedient werden können, verfügbar sind, werden diese durch Illumination der Tasten hervorgehoben.

Apropos Tasten: Ganz so radikal digital wie etwa Tesla, wo selbst das Einlegen der Fahrstufe am Display erfolgt, ist der BMW iX3 nicht. Für zentrale Funktionen wie die Lautstärkenregelung oder das Einstellen der Seitenspiegel gibt es weiterhin analoge Elemente. Aber: Der Dreh-und-Drück-Regler (iDrive-Controller) ist bei BMW Geschichte, generell, also bei allen Modellen.

Mehr als 40 Modelle bis 2027

Das Exterieur-Design sowie die Innenraum-Gestaltung der Neuen Klasse wird sich bei sämtlichen neuen Fahrzeugen von BMW niederschlagen. Inklusive Facelifts betrifft das bis 2027 immerhin mehr als 40 Modelle. Der iX3 ist also nicht "nur" das erste E-Auto auf einer neu entwickelten Plattform für ebensolche. Er ist ein Startschuss in eine neue Ära. Und deshalb ein gut gehütetes Geheimnis. Wen wundert das also mit dem Kamera-Abkleben…

Aus heimischer Sicht sehr wichtig: Weil die Elektromotoren aus dem BMW Motorenwerk in Steyr kommen, ist die Neue Klasse nicht nur für die Marke selbst bedeutend, sondern auch für den Industriestandort Österreich.

Eine getarnte Limousine von BMW. © BMW
Das nächste Fahrzeug, das die Plattform der Neuen Klasse nutzen wird, kommt aus dem Kern der Marke. Sprich, es ist der elektrische 3er/4er.

BMW iX3: Wann der Neue kommt?

Unser Fazit: Freilich fehlen noch wesentliche Informationen wie etwa der Preis. Aber: Der neue iX3 könnte schon ein wirklich großer Wurf werden. Zumindest sprechen die bekannten technischen Daten sowie der Eindruck nach der ersten Ausfahrt mit dem Fahrzeug dafür. Doch auf den Vorschusslorbeeren wird sich der neue BMW iX3 nicht ausruhen können. Wie schnell er wirklich lädt, was er verbraucht, wie gut er bremst und wie weit er in der Realität kommt, wird in bewährter Weise der auto touring-Test zeigen.

Auf den müssen Sie sich allerdings noch bis nächstes Jahr gedulden. Der BMW iX3 wird im Zuge der IAA in München im September 2025 präsentiert. Der Start der Serienproduktion wird Ende des Jahres erfolgen.

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