MG und BYD sind in Österreich inzwischen gut etabliert, mit Omoda und Jaecoo drängen schon diesen Herbst zwei weitere chinesische Autohersteller auf den hiesigen Markt. Nun scharrt auch die Marke Xpeng in den Startlöchern. Bei einer ersten Fahrpräsentation in München bietet sich uns die Gelegenheit, die zwei Modelle Xpeng G6 und Xpeng G9 erstmals zu testen und die Marke kennenzulernen.

Erste Fahrt mit Xpeng G6 und G9
Mit Xpeng expandiert ein weiterer chinesischer Hersteller nach Österreich. Alle Daten zu Xpeng G6 und G9 sowie die Erkenntnisse einer ersten Ausfahrt.
Welcher Hersteller steckt hinter Xpeng?
Der Elektroautohersteller Xpeng existiert in China schon seit dem Jahr 2014 und gehört keinem Konzern an, sondern arbeitet als eigenständige Aktiengesellschaft. Gegründet wurde die Marke von ehemaligen Führungskräften der Guangzhou Automobile Group. Der Name stammt von Techmilliardär und Mitbegründer He Xiaopeng. Xiaopeng selbst gründete 2004 den Browserentwickler UCWeb, dessen UC Browser 2014 von 500 Millionen Menschen weltweit genutzt wurde – vor allem in China und Indien. Nach dem Verkauf von UCWeb an Alibaba wurde He Xiaopeng 2017 Vorsitzender von Xpeng und fungiert bis heute als CEO.
Das erste Serienfahrzeug präsentierte Xpeng 2018 auf der CES in Las Vegas. Alle Fahrzeuge von Xpeng sind vollelektrisch. Dem SUV Xpeng G3 folgte 2019 auf der Auto Shanghai die Limousine P7. Im Laufe der Jahre gesellten sich noch weitere Modelle hinzu. Insgesamt hat Xpeng weltweit bereits 800.000 Autos verkauft, in den letzten zehn Monaten brachte man jeweils über 30.000 Fahrzeuge pro Monat an. In Deutschland ist Xpeng schon seit Frühling 2024 aktiv. Hierzulande startet Xpeng am 17. September mit einer offiziellen Launchveranstaltung. Nur kurze Zeit später werden die rundum erneuerten G6 und G9 sowie die Limousine P7 auf dem hiesigen Markt erwartet. Xpeng vertraut dabei auf ein klassisches Vertragshändler-System. Acht Standorte soll es bis Ende dieses Jahres in Österreich geben, für Ende 2026 prognostiziert man 20 Standorte. In den kommenden zwei Jahren sollen außerdem noch mehrere kleinere Modelle das Portfolio bereichern.
Die technischen Daten des Xpeng G6
Xpeng hat mit seinen Modellen eindeutig das Premium-Segment im Visier. Alleine die technischen Daten sprechen in dieser Hinsicht eine deutliche Sprache: Den Xpeng G6 wird es in zwei Varianten geben: als Long-Range-Version mit Heckantrieb und als Performance-Modell mit Allrad. Der G6 Long Range bietet 218 kW (296 PS) Leistung, fährt bis zu 200 km/h schnell und beschleunigt in 6,7 Sekunden auf 100 km/h. Der Lithium-Eisenphosphat-Akku fasst netto 80 kWh, was laut WLTP eine Reichweite von 525 Kilometern ermöglichen soll. Der Allradler schafft immerhin 510 Kilometer, bei gleich großer Batterie und gleichem Topspeed. Dank 358 kW (487 PS) Leistung geht es allerdings in nur 4,1 Sekunden auf Landstraßentempo. Beim Verbrauch liegt der Xpeng G6 je nach Version laut WLTP bei 17,5 oder 18,4 kWh auf 100 Kilometern. Zusätzlich wird auch eine Standard-Range-Basisversion angeboten, die eine etwas kleinere Batterie zum etwas kleineren Preis bietet.
Geladen wird dank 800-Volt-System mit bis zu 451 kW, womit aktuell kaum eine Ladestation mithalten kann. Im Idealfall soll es von 10 auf 80% in nur zwölf Minuten gehen. Am AC-Stecker bleibt es bei herkömmlichen 11 kW. Eine Wärmepumpe ist serienmäßig an Bord. Der Xpeng G6 ist bei einem Radstand von 2,890 Metern 4,758 Meter lang und kommt als SUV-Coupé daher. Bei einem Gewicht von 2.115 Kilogramm (Allrad: 2.220 kg) verspricht Xpeng eine Anhängelast von XXXX Kilogramm, der Kofferraum soll 571 bis 1.374 Liter fassen.
Die Preise des Xpeng G6
Wie es bei chinesischen Herstellern üblich ist, steigt auch der Xpeng G6 mit einem echten Kampfpreis in den Ring und dürfte die Kopfschmerzen der europäischen Hersteller nur weiter verschlimmern. Die folgenden Preise stammen allesamt aus Deutschland, bei der Fahrpräsentation versichert Xpeng uns allerdings mehrfach, dass die österreichischen Preise "sehr ähnlich, wenn nicht sogar gleich" sein werden. Genaueres wissen wir am 17. September nach dem Österreich-Launch. Der Hecktriebler beginnt bei 43.600 Euro für den Standard Range. 47.600 Euro werden für den Long Range fällig. Die Aufpreisliste beschränkt sich auf Anhängerkupplung und Lackierungen. Alles andere ist von Anfang an fix an Bord. Hinzukommen sieben Jahre oder 160.000 Kilometer Garantie. Das Topmodell startet bei 51.600 Euro, die Aufpreispolitik wird ähnlich gehandhabt.


Erste Ausfahrt im Xpeng G6
Die Optik des Xpeng G6 ist keine Überraschung: futuristisch-minimalistisch ohne große Ausschweifungen im Blech. Das setzt sich im Interieur fort, wo man ganz deutlich an Tesla und Co. erinnert wird. Luftiger Innenraum, riesiger Bildschirm, Panorama-Glasdach – das hat man alles so ähnlich schon gesehen. Xpeng legt allerdings großen Wert auf ein gewisses Luxus-Feeling: Von der Basis an protzt der G6 mit Nappalederlandschaften, verkneift sich aber allzu angestrengt digitale Sperenzchen wie Kameras als Außenspiegeln. Sogar die Lüftungsdüsen dürfen noch ganz altmodisch per Hand verstellt werden. Zwei große Ladeschalen für Smartphones stehen bereit. Digital Natives finden sich auf dem Touchscreen mühelos zurecht. Ein praktisches Schnellmenü (einfach vom oberen Bildschirmrand wischen), dessen Funktionen frei belegt werden können, erleichtern auch allen anderen die Bedienung ungemein.
In Bewegung ist der Xpeng G6 primär auf Komfort ausgelegt. Zwar hat er als Performance mehr als genug Power, jedoch steht dem gediegenen Fahrwerk entspanntes Gleiten deutlich besser zu Gesicht. Währenddessen heizt, kühlt und massiert der Sitz den/die Fahrer:in ganz nach Wunsch. Wieder: alles Serie. Platz ist in Hülle und Fülle vorhanden, trotz coupéhafter Dachlinie sitzt es sich im Fond höchst bequem und bis rund 185 Zentimeter Körpergröße wohl auch unbeengt.
Im Rahmen unserer ersten Testfahrt konnten wir auch die Schnellladekompetenz des Xpeng G6 ausprobieren. An der 350-kW-Säule schafft er nicht die volle Auslastung, das liegt aber am zu hohen Ladestand von 60%. Dass der G6 sogar noch auf rund 220 kW Ladeleistung kommt, ist allerdings schon ein starkes Stück. Schließlich müssen Elektroautos ihre Ladeleistung schon einiges vor den magischen 80% deutlich reduzieren, um die Batterie nicht zu beleidigen.


Die technischen Daten des Xpeng G9
Der Xpeng G9 kommt noch wuchtiger daher als sein Kollege. Mit 2,998 Metern Radstand und 4,891 Metern Länge legt er nochmals gut 13 Zentimeter länger als der G6. Durch die herkömmliche SUV-Dachlinie bietet er nochmals mehr Platz im Fond und im Kofferraum. 660 bis 1.576 Liter stehen fürs Gepäck bereit. Das Leergewicht des Xpeng G9 bewegt sich je nach Version zwischen 2.210 und 2.395 Kilogramm. Auch den G9 gibt es als Long-Range-Hecktriebler und Performance-Allradler, hinzukommt als Einstieg noch ein Standard Range-Hecktriebler mit kleinerer Batterie.
Im Basismodell sprechen wir von einem 78,2-kWh-Lithium-Eisenphosphat-Akku, der laut WLTP immer noch 502 Kilometer Reichweite ermöglichen und mit bis zu 445 kW laden soll. Dank 258 kW (351 PS) geht es in 6,6 Sekunden auf Landstraßentempo. Schluss ist, wie bei allen G6- und G9-Modellen, bei 200 km/h. Die Long-Range-Version hat eine 92,2-kWh-Batterie an Bord und kommt dadurch auf bis zu 585 Kilometer WLTP-Reichweite. Außerdem lädt sie mit bis zu 525 kW auch noch ein Stück rasanter. Die Leistung bleibt gleich, auf 100 km/h geht es dennoch um 0,2 Sekunden schneller.
Das Flaggschiff G9 AWD Performance wuchtet satte 423 kW (575 PS) auf die vier Räder und schießt so in nur 4,2 Sekunden auf 100 km/h. Mit dem gleichen Akku wie im Long Range sinkt deshalb die Reichweite ein wenig, sie liegt bei bis zu 540 Kilometern laut WLTP. Eine Wärmepumpe hat auch der Xpeng G9 immer serienmäßig verbaut. Die WLTP-Verbräuche bewegen sich zwischen 18,4 und 20,1 kWh auf 100 Kilometern.
Die Preise des Xpeng G9
Der Xpeng G9 startet als Standard Range, Long Range und Performance respektive bei 59.600, 63.600 und 72.600 Euro. Auch hier gilt: Ellenlange Optionslisten fehlen, lediglich ein knapp 4.000 Euro schweres Premium-Paket, das sich auf Ledergoodies, Massage und Sitzbelüftung für die Rückbank fokussiert, kommt noch zur Anhängerkupplung und den Lackierungen hinzu. Die beiden Hecktriebler können zusätzlich noch auf 21-Zöller upgraden, beim Performance sind die von Haus aus dabei. In puncto Garantie fährt Xpeng beim G9 die gleiche Schiene wie beim G6.


Erste Ausfahrt im Xpeng G9
Auch der Innenraum des Xpeng G9 erinnert stark an seinen kleinen Bruder. Nur gibt es beim Flaggschiff freilich einen zweiten Touchscreen, auf dem der Beifahrer sich abgesehen von Fahrzeugfunktionen auch mit Dutzenden Apps von Youtube bis Netflix beschäftigen kann. Und die Lüftungsdüsen müssen hier per Screen eingestellt werden, welch Freude. Dafür können sie "intelligenten Wind" erzeugen. Apropos Menütexte: Xpeng hat sich bei der Übersetzung zwar sichtlich mehr Mühe gegeben als andere chinesische Hersteller. Hin und wieder schimmert die KI-Übersetzung aber dennoch durch. Das Interieur des riesigen SUV vom Allerfeinsten und lässt kaum Wünsche offen. Sogar die Rückbank wird mit Kühlung und Massage verwöhnt. Das wäre allerdings eines der wenigen Features, die Aufpreis kosten.
Fahrerisch ähnelt der G9 dem G6 stark. Viel Kraft ist vorhanden, aber die weiche Lenkung und das komfortable Fahrwerk sind zweifellos eher an in sich ruhende Gemüter gerichtet. Wer auf sattes, entspanntes Reisen steht, ist hier an der richtigen Adresse. Auch den Xpeng G9 haben wir geladen: Bei einem Start bei 46% kommt das SUV immerhin kurzzeitig auf 313 kW Ladeleistung. Die 80% sind nach knapp zehn Minuten geschafft. Wir sind schon gespannt auf einen ausführlichen Test, bei dem wir Xpeng G6 und G9 mal richtig leer fahren können.


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