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© Heinz Henninger
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Februar 2017

Die Nagelprobe

Gehört dem Benziner die Zukunft? Wann ist ein Diesel sinnvoll, wann nicht? Versuch einer Standortbestimmung in Theorie und Praxis.

Noch ist der Diesel ein Verkaufshit. Aber wie lange noch? Seit der Betrugsaffäre mit manipulierten Abgaswerten rund um den Volkswagen-Konzern ist der Diesel in Verruf geraten. Zahlreiche Dieselmotoren stoßen in Wirklichkeit nämlich deutlich mehr Stickoxide (NOx) aus als vom Gesetz erlaubt. Diese belasten die Atemwege und stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Moderne Abgasreinigungssysteme wie ein Speicherkat bei kleineren Motoren oder ein teurer SCR-Katalysator mit Harnstoffeinspritzung bei großen Triebwerken reduzieren zwar den Stickoxid-Ausstoß, kosten aber Geld. Und machen den ohnehin teuren Diesel im Vergleich zum Benziner noch teurer.  

Und genau da liegt die Chance des Benziners. Grundsätzlich gilt: Wer weniger fährt, ist mit einem Benziner besser dran. Die meisten Dieselmodelle rechnen sich nämlich meistens erst ab einer Jahres-Kilometerleistung von 15.000 Kilometern oder mehr. Kleinwagen, die im Normalfall in der Stadt unterwegs sind und daher weniger Kilometer zurücklegen, werden kaum noch mit Dieselmotor angeboten. Doch auch in größeren Fahrzeugklassen werden Benziner zunehmend attraktiver. Vor allem beim Verbrauch haben moderne Benziner in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. 

Wir haben uns drei Benzin-Diesel-Paarungen in unterschiedlichen Klassen herausgesucht, um zu prüfen, welche Motorisierung sinnvoller ist. Beim Kostenvergleich haben wir die ÖAMTC Auto-Info zurate gezogen. Hier lassen sich die exakten Gesamtkosten von über 25.000 Neu- und Gebrauchtwagen berechnen – abhängig von Behaltedauer und Kilometerleistung.

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Neuzulassungen_CMS.jpg auto touring © auto touring
Bei den Neuzulassungen hat der Diesel einen großen Vorsprung. 2016 hatten 57,3 Prozent einen Selbstzünder unter der Haube.
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Kommentar von Bernhard Wiesinger, Leiter ÖAMTC-Interessenvertretung

Konsumenten sind verunsichert. Der Diesel-Pkw steht unter Beschuss durch Medien und Behörden. Kann man sich überhaupt noch einen Diesel kaufen oder wäre das eine sichere Fehlentscheidung?

Die Fakten: In puncto Verbrauch (und damit CO2-Ausstoß) hat der Diesel einen entscheidenden Vorteil gegenüber Benzinern. Was die Stickoxid-Emissionen betrifft, sind die meisten Modelle derzeit im Nachteil. Moderne Euro-6-Fahrzeuge halten die NOx-Grenzwerte aber ein – auch auf der Straße. Voraussetzung ist natürlich, dass die Abgas-Nachbehandlung funktioniert. Es ist Aufgabe der Behörden, hier nun genau hinzusehen.

Daraus folgt: Für den ÖAMTC gibt es derzeit keinen Grund, vom Kauf eines modernen Euro-6-Diesel-Pkw abzuraten. Umgekehrt gibt es keinen Grund, an der Diesel-Steuerschraube zu drehen. Und schon gar keinen Grund gibt es, „Diesel-Bashing“ als neue Trend-Sportart etablieren zu wollen. Denn so altmodisch das in diesen Zeiten auch klingen mag: Für den ÖAMTC zählen die Fakten!

Mazda 6: Diesel nur für Vielfahrer sinnvoll

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Obwohl der Mazda 6 bereits mehr als vier Jahre auf dem Markt ist, wirkt er optisch immer noch modern. Auch praktisch, komfortabel und qualitativ hochwertig ist der Mittelklasse-Kombi. Der Diesel im 6er leistet 150 PS und stemmt 380 Newtonmeter auf die Kurbelwelle. Das Ergebnis: Schon unter 2.000 Umdrehungen macht der Selbstzünder mächtig Dampf und liefert kräftige Fahrleistungen. Weniger Lob kassiert der Diesel für seinen Verbrauch: 6,9 Liter/100 km auf der auto touring-Normrunde sind nicht wirklich top.

Für eine Überraschung sorgt der 145 PS starke Benziner. Er verbraucht lediglich einen halben Liter mehr. Abstriche müssen Benziner-Fans bei der Performance in Kauf nehmen. Der 2,2-l-Vierzylinder wirkt angestrengt, verlangt nach oftmaligem Schalten. Geht’s allerdings ums Geld und fährt man weniger, hat der Benziner gute Karten. Wie bei allen Benzin-Diesel-Paarungen gilt: Vor allem bei häufiger Kurzstrecke ist der Benziner klar im Vorteil. Der Diesel braucht länger, um auf Temperatur zu kommen.

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Mein Fazit

Christian Stich:

Mazda verlangt für den Diesel fast 2.000 Euro mehr. Wer viel fährt und Fahrleistungen schätzt, investiert das Geld gut. Alle anderen sollten zum Benziner greifen. Zumal der kaum mehr verbraucht. 

Mitsubishi ASX: Der Diesel ist erste Wahl

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Im Zuge des Facelifts verpasste Mitsubishi dem ASX die Front des größeren Bruders Outlander. Das macht das kompakte SUV erwachsener. Doch nicht nur optisch wurde nachgebessert, auch das Navigations- und Audio-System (größerer Bildschirm) wurden modernisiert.

Die Unterschiede zwischen der Diesel- und der Benziner-Variante im ASX (beide mit Vorderradantrieb) sind deutlich. Der Benziner leistet 117 PS und zeichnet sich nicht gerade als Temperamentsbündel aus. Das liegt vor allem am Getriebe, dessen fünf Gänge sehr lange übersetzt sind und den Zwischenspurt von 60 bis 100 km/h im vierten Gang zur Ewigkeit werden lassen. 

Das macht der 114 PS starke Diesel spürbar besser. Er legt sich schon bei niedrigen Drehzahlen ordentlich ins Zeug und distanziert den Benziner speziell beim Durchzug deutlich. Auch beim Verbrauch schaut der Benziner alt aus. Er schluckt satte zwei Liter mehr auf der auto touring-Normrunde, 5,9 Liter Verbrauch/100 km beim Diesel sind hingegen ein solider Wert. Einen Vorsprung holt sich der Benziner lediglich beim Preis. Das ist unterm Strich aber zu wenig.

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Mein Fazit

Christian Stich:

Der Diesel ist die bessere Wahl. Er ist zwar 2.000 Euro teurer als der Benziner, deutlich kräftigere Fahrleistungen und ein spürbar niedrigerer Verbrauch machen sich am Ende aber bezahlt.

Renault Mégane: Der Benziner bringt’s!

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Der Renault Mégane fällt auf. Zumindest optisch sticht der Kombi wohltuend aus der zumeist schlicht designten Masse der Kompakten heraus.

Steht man vor der Wahl, sich für einen Diesel oder einen Benziner entscheiden zu müssen, fällt sofort auf: Der Benziner setzt ein Ausrufezeichen. Der lediglich 1,2 Liter große Vierzylinder mit 130 PS hält sich akustisch auch bei höheren Drehzahlen erfreulich dezent im Hintergrund. Erstaunlich auch: Die kräftigen Fahrleistungen. Selbst beim Durchzug von 60 bis 100 km/h im vierten Gang hat der gleich starke Diesel nur unwesentlich die Nase vorn. Und auch an der Zapfsäule erlebt man mit dem Benzin-Mégane kein blaues Wunder, ein Fünfer vor dem Komma ist bei moderater Fahrweise absolut keine Seltenheit. Und in der Anschaffung spart man außerdem noch satte 2.600 Euro.

Was also spricht für den Selbstzünder? Natürlich das spürbar bessere Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen und der nochmals etwas geringere Verbrauch. Dafür ist er aber auch lauter. Somit lohnt sich der Diesel nur für jene, die auch viel fahren. Es sollten zumindest 17.500 Kilometer pro Jahr sein.

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Fazit

Günter Rauecker:

Wer weniger als 17.500 Kilometer im Jahr fährt und einen Diesel-Mégane gekauft hat, liegt falsch. Der Benziner ist laufruhig, durchzugsstark und hält sich auch beim Verbrauch zurück.

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