Berg aus geschreddertem Metall, das aus Altautos stammt.
© Mercedes-Benz
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November 2025

Goldgruben auf Rädern

Automobilhersteller und ihre Partner aus der Industrie erschließen mit "Urban Mining" wertvolle Rohstoffe aus Altfahrzeugen. Wie dieser Vorgang die Auto-Produktion nachhaltiger machen kann.

Altersschwache Autos sind mehr als nur Schrott: Sie sind vielmehr Rohstofflager auf Rädern. Sie sollen nun vermehrt erschlossen werden, um der zunehmenden Ressourcenknappheit und dem Klimawandel entgegenzuwirken. Die Idee, Materialien aus bereits bestehenden Produkten zurückzugewinnen, hat im Automobilbereich auch einen offiziellen Namen: ­"Urban Mining".

Mercedes-Benz und das deutsche Recycling-Unternehmen TSR wollen mit einem Pilotprojekt nun zeigen, wie ausrangierte Fahrzeuge künftig zu wertvollen Rohstoffquellen werden können. Auch andere Hersteller, etwa BMW mit dem Chemie-Konzern BASF, beteiligen sich an ähnlichen Initiativen.

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Was ist die Idee?

"Urban Mining" bedeutet, Rohstoffe nicht mehr nur aus der Erde zu gewinnen, sondern aus dem, was die Gesellschaft bereits produziert und verbraucht hat – etwa aus Häusern, Geräten oder eben Autos. Die Produkte werden damit zu „urbanen Minen“. BMW etwa betreibt mit lokalen Partnern seit Jahren ein Recycling-Kreislaufsystem speziell für Aluminium und reduziert so systematisch den Einsatz von Primärmaterial.

Im "Urban Mining"-Fokus stehen ­außerdem wertvolle Materialien wie Stahl, Kupfer, Glas oder Kunststoffe, die in großen Mengen in Altfahrzeugen stecken. Mercedes-Benz verfolgt dieses Prinzip gemeinsam mit der TSR Group, während BASF mit Partnern wie BMW chemisches Recycling für Kunststoffabfälle aus alten Autos entwickelt hat.

Wie funktioniert’s?

Mercedes-Benz hat im vergangenen Sommer im Rahmen eines Pilotprojekts den ersten Rücknahme-Standort für Altfahrzeuge eröffnet. Dort werden Fahrzeuge unabhängig von ihrer Marke demontiert, Schadstoffe und entnehmbare Bauteile entfernt und die Materialien sortenrein aufbereitet.

Auch BMW ­arbeitet mit einem eigenen Recycling- und Demontage-Zentrum, das Altfahrzeuge in ihre Einzelteile zerlegt und die Materialien sorgfältig trennt. BASF erprobt außerdem chemisches Recycling von gemischten Kunststoffabfällen aus der Automobilindustrie. Diese werden in Synthese-Gas umgewandelt und anschließend wieder für Neuteile wie zum Beispiel Lenkräder verwendet.

Das gemeinsame Ziel ist, hochwertige Sekundärrohstoffe ohne Qualitätsverlust zurückzugewinnen, um das sogenannte "Downcycling" zu vermeiden.

Was bringt’s?

"Urban Mining" kann die Automobilindustrie künftig unabhängiger von schwankenden Rohstoffmärkten ­machen und den CO2-Ausstoß senken. Mercedes-Benz will bis 2035 den Anteil an Sekundärmaterialien in neuen Fahrzeugen auf 40 Prozent erhöhen. BMW nutzt bereits einen hohen Anteil recycelten Aluminiums für Bauteile und verzichtet dadurch auf CO2-intensive Primärprodukte. BASF ermöglicht mit chemischem Recycling das Zurückführen von komplexen Kunststoffabfällen als hochwertige Komponenten in Neuwagen. So setzen verschiedene Hersteller große Anstrengungen für eine ressourceneffizientere Mobilitätszukunft.

Info

Forschung, Entwicklung, Optimierung: Wissenschaft und Industrie erarbeiten laufend neue Methoden und Techniken. An dieser Stelle berichten wir über Innovationen, die sich positiv auf Effizienz und CO2-Ausstoß auswirken.

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