Doch nicht nur die neuen Technologien in Rüsselsheim machen das HMETC für den ganzen Konzern unverzichtbar. David Labrosse hält fest: "Wir können in Europa verschiedenste Testbedingungen auf vergleichsweise engem Raum nutzen – von der deutschen Autobahn über die Alpen bis hin zu verwinkelten französischen Altstädten, von der Hitze Spaniens bis hin zur Kälte am Polarkreis. Und auch der Nürburgring ist als Teststrecke unersetzlich für uns."
So komplex die Gesetzgebung rund um Emissionen und Sicherheitsassistenten in der EU auch ist, für einen globalen Konzern wie die Hyundai Motor Group haben die damit einhergehenden Herausforderungen auch eine gute Seite: "Die Gesetzgebung in der EU ist zwar hochkomplex, aber nimmt auch eine Vorreiterrolle ein. Von Thema Sicherheit über Schad- bis hin zu Problemstoffen in der Produktion können wir hier die Speerspitze für den Konzern bilden und Korea außerdem perfekt am neuesten Stand halten. Außerdem ist und bleibt Europa für uns ein essenzieller Markt, wir wollen hier unbedingt vertreten sein", bekräftigt Klaus Köster, Director Planning & Project Management.
Werner Peter ergänzt: "Wir binden europäische Einflüsse von Anfang an stark in unsere Projekte ein. In Zukunft können wir uns mit den neuen Facilities noch besser auf euro-zentrische Modelle fokussieren."
Das bedarf einer ganz besonderen Art der Arbeit, wie Stefan Fuchß, Director Engineering Vehicle Development, betont: "In Europa müssen wir viele Geschmäcker unter einen Hut bringen. Schließlich können wir ein Auto nicht dutzendfach für die verschiedenen nationalen Märkte abstimmen. Bei unserer Marktforschung bauen wir daher nicht nur auf Kundenfeedback und lesen durchaus auch in einschlägigen Online-Foren mit, sondern erfassen darüber hinaus ganz gezielt Meinungen und Bedürfnisse von Menschen, die mit unseren Fahrzeugen noch keine Berührungspunkte hatten."
Michael Winkler, Director Powertrain Development, beantwortet schließlich noch eine Frage, die uns unter den Fingernägeln gebrannt hat: Ist die grandiose N E-Shift-Funktion, beispielsweise aus dem vollelektrischen Hyundai Ioniq 5 N bekannt, eine europäische Erfindung? Schließlich ist das Feature mit den simulierten knallharten Schaltvorgängen in seiner "Spaß vor Effizienz"-Philosophie so gar nicht typisch koreanisch. Winkler lacht und bestätigt: "Tatsächlich hat vor allem Albert Biermann (früherer BMW-Ingenieur und quasi Vater der Hyundai N-Modelle, Anm. d. Red.) dieses Feature aus Rüsselsheim bis zur Konzernspitze gepusht." Zu Recht, denn das herrlich unvernünftige Vergnügen kommt auch im Heimatland von Hyundai super an. "Wenn man mich damals gefragt hätte, ob wir so etwas brauchen, hätte ich Nein gesagt. Zum Glück hat mich niemand gefragt", erzählt Winkler mit einem Augenzwinkern.
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