NissanLeaf_Grossglockner_HEN_4636_CMS.jpg Heinz Henninger
© Heinz Henninger
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Juni 2017

Der Berg ruft

Ein spannendes Jahr haben wir mit dem Nissan Leaf verbracht. Zum Abschluss die Königsetappe: elektrisch auf die Großglockner-Hochalpenstraße.

Unser erster Dauertest eines E-Autos hat einen würdigen Abschluss gefunden. Unmittelbar nach der Räumung der Großglockner-Hochalpenstraße Anfang Mai nahmen wir mit unserem Nissan Leaf diese Königsetappe in Angriff.

Höchster Punkt: das Fuscher Törl auf 2.431 Metern Seehöhe. Die Auffahrt zur Edelweißspitze wurde noch geräumt. Und es war … absolut problemlos. Machte sogar richtig Spaß – nach dem Ausschalten des Eco-Modus. Auf den steilen Anstiegen hat man sonst das Gefühl einer angezogenen Handbremse. 

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Lässt man dem Leaf aber freien Lauf, kommt Fahrfreude auf. Der Blick auf die Akku-Anzeige zügelt zwar das eigene Temperament, im Fall der Fälle gibt es aber E-Ladesäulen auf der Hochalpenstraße, die gratis nutzbar sind. Unter anderen die höchste Elektro-Zapfsäule Österreichs auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe auf knapp 2.400 Metern, an der auch wir dem Leaf ein paar Kilowattstunden gegönnt haben.

Bei der Abfahrt nach Heiligenblut lädt sich der Akku Prozent um Prozent wieder auf. Der ursprünglich geplante Ladestopp in Villach konnte somit nach Klagenfurt verlegt werden, immerhin eine Gesamtstrecke von 180 Kilometern. Das Wetter an diesem Tag war übrigens stellvertretend für den gesamten Dauertest: vom blauen Himmel und Sonnenschein bis hin zum Schneesturm bei Minus-Graden.

Unsere positiven Erfahrungen: Die größere Batterie mit einer ­Kapazität von 30 Kilowattstunden (die Basis hat 24 kWh) erhöht die Normreichweite um 50 auf 250 Kilometer. Das passt aber nicht mit dem Normverbrauch von 15 kWh/100 km zusammen. Des Rätsels Lösung sind unterschiedliche Erhebungsverfahren. 

Das Aufladen der Leaf-Batterien funktioniert sowohl an einer herkömmlichen Haushaltssteckdose (mit 2,2 kW), mit einem zweiten Kabel an den üblichen Typ 2-Ladesäulen (bis zu 6,6 kW) oder per Schnellladung (Chademo, 50 kW). Die Fahrleistungen, die der 80 kW starke E-Motor ermöglicht, sind vollkommen ausreichend. Alle Redaktionsmitglieder schätzten die leise, beruhigende Art, mit der man sich im Leaf fortbewegt. Weitere Pluspunkte, die im Fahrtenbuch vermerkt wurden: das gute Platzangebot, das komfortable Fahrwerk, die schnell ansprechende Sitz- und Lenkradheizung. Und: Nach einem Jahr war im Praxisbetrieb noch keine Batterie-Ermüdung erkennbar.

Unsere negativen Erfahrungen: Die stark schwankende Reichweite hängt von Außentemperatur, Tempo und Steigung ab. Ob Tempo 100 oder 130 auf der Autobahn macht einen Riesenunterschied. Bei Fahrten auf der gleichen Strecke notierten wir bei diesen beiden Geschwindigkeiten ­einen Reichweitenunterschied von 30%. Und wenn es kalt wird, sind trotz deaktivierter Heizung und Lkw-Tempo maximal 150 km möglich.

Überraschend: Die Akkus der in Österreich verkauften Leaf haben keine aktive Kühlung. Bei warmem Wetter und Autobahntempo 130 klettert die Batterie-Temperaturanzeige in den roten Bereich. Ebenso heiß werden die Akkus bei mehreren Schnellladungen hintereinander. Die Folge: reduzierte Leistungsaufnahme. Die Abkühlung erfolgt dann nur mehr nach dem Abstellen – und das ist der Akku-Gesundheit nicht förderlich. Hallo Nissan, das wird doch bei der nächsten Generation anders sein, oder?

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Und zum Abschluss: Wenn der Leaf so an der Steckdose steckt, und man wartet, und wartet, und wartet, dann kommt man schon mal auf außergewöhnliche Ideen, wie man sich die Zeit vertreiben kann. Und man entdeckt versteckte Talente. Danke, Conny, für Deinen Video-Beitrag!

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