HONDA AFRICA TWIN CRF 1100 AdventureSports_20220810_131506_CMS.jpg Fischer

Die Honda Africa Twin in der Touring-Variante Adventure Sports. Mit semiaktivem Fahrwerk und Automatik. Vergnüglich, einzigartig, 

© Fischer

Die Honda Africa Twin in der Touring-Variante Adventure Sports. Mit semiaktivem Fahrwerk und Automatik. Vergnüglich, einzigartig, 

© Fischer
August 2022

Allein auf weiter Flur

Für wen die Honda Africa Twin ideal sein könnte, wer besser die Finger von ihr lässt und warum sie wortwörtlich konkurrenzlos ist.

Bei eigentlich jeder Auto- oder Motorradmarke gibt es diese ein, zwei, drei besonderen Modelle, die supertypisch für sie sind. Sag beispielsweise Porsche – die Mehrheit denkt: 911. Sag VW: Käfer und Golf. Oder sag Honda-Motorrad: Africa Twin (und, ja, vielleicht auch Gold Wing oder Fireblade).

Dass die Africa Twin überhaupt so populär wurde, verdankte sie ihrer guten Fahrbar- und Vielseitigkeit sowie einer bemerkenswerten technischen Robustheit, die sie seit ihrer Einführung Ende der 1980er unter Beweis ­stellte. Und glücklicherweise schrieb Honda 2015 mit der Reinkarnation die Modellgeschichte genau an dieser Stelle weiter, be­endete damit ein kurz nach der Jahrtausendwende begonnenes Africa-Twin-loses Jahrzehnt.

Als es zu eben jener Reinkarnation kam, gab es zunächst jedoch ein wenig Aufregung, weil sie für den Geschmack vieler nicht auf Augenhöhe mit der vermeintlichen Konkurrenz war. Aber das sollte die Neue auch nie sein (nur hat das zu Beginn keiner so recht verstehen wollen). Beziehungsweise hat sich die Frage der Konkurrenz gar nicht so richtig gestellt.

Honda wählte nämlich bewusst einen anderen Weg, folgte nicht dem Trend zu noch mehr Hubraum, noch mehr Leistung, noch mehr von quasi allem. Honda entwickelte auch nicht in die Gegenrichtung – Honda wählte die goldene Mitte. Und damit ist die Africa Twin auch in ihrer aktuellen Form als Onroad-Touren-optimiertes Adventure-Sports-Modell konkurrenzlos.

Weil: 102 PS starker 1.100-Kubik-Twin, schlanke Silhouette, Doppelkupplungs-Getriebe (vulgo DCT), semiaktives Fahrwerk. Preis: ab 21.290 Euro. Das gibt's sonst nirgends.

Werfen wir einen ersten Blick darauf.

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1 Wie man es auch dreht und wendet: Die Africa Twin Adventure Sports ist trotz ihrer gesteigerten Tourentauglichkeit (im Vergleich zum normalen Modell: größerer Tank, andere Windschutzscheibe, größere Windabweiser) vergleichsweise schlank geraten. © Erich Reismann

2 Es heißt doch: Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Ja, eh. Aber wenn wir uns eine subjektive Anmerkung erlauben dürfen: In dieser Lackierung (namens Cracked Terrain) und mit diesen gülden glänzenden Speichenfelgen ist sie einfach eine Augenweide.  © Erich Reismann

3 So sieht die Africa Twin übrigens mit voller Alu-Koffer-Bestückung aus (kostet rund 2.700 Euro extra). Was wir an den Koffern mögen: gute Qualität, robuste Halterung, einfache & rasche (De-)Montage, können mit dem Fahrzeugschlüssel versperrt werden.  © Erich Reismann

Ausfahrt!

Wir sind im Rahmen des Tests rund tausend Kilometer weit gefahren, auf Autobahnen, Land- und Bergstraßen, auf Asphalt und auf Schotter, mit und ohne Gepäck, meistens jedoch solo. Und auch wenn das inhaltlich und dramaturgisch für einen Artikel nicht ideal ist, eines wollen wir dennoch vorab anmerken – einfach, weil es so eine faszinierende Erfahrung war: Die Africa Twin Adventure Sports hat das Zeug dazu, die Eine für nahezu alles zu sein, quasi die sinnbildlich so gern genannte eierlegende Wollmilchsau (auf zwei Rädern halt).

Warum?

Sie hat faktisch keine echten Schwächen, eher sind's Kleinigkeiten: Die Platzierung der Tempomat-Tasten auf der ­Seite des Gasgriffs etwa finden wir unpraktisch. Dito, dass die Windschutzscheibe beidhändig verstellt werden, zum Verstellen das Motorrad also angehalten werden muss. Wobei Honda in diesem Punkt mit Sicherheitsbedenken entgegenhält und meint, dass während der Fahrt sowieso beide Hände möglichst am Lenker bleiben sollen.

Was noch? Zunächst erscheint die Menüführung des Bordcomputers nicht sonderlich intuitiv, aber auch das gibt sich nach einer kurzen Phase der Gewöhnung.

Dass sie gut 21 Tausender kostet? Ja, das ist viel Geld, aber ähnliche Motorräder kosten leider ähnlich viel.

Ihre Stärken: Das semi­aktive Fahrwerk von Showa, ganz klar. Fahrdynamisch bringt diese anpassbare, automatische Regulierung der Dämpfung spürbar viel, vor allem mehr Ruhe ins Fahrwerk (und damit mehr Sicherheit).

Richtig gut ist zudem das Display, das jederzeit, selbst bei direkter Sonneneinstrahlung, tadellos ablesbar ist.

Lob gibt's des Weiteren für das wirklich famos arbei­tende Doppelkupplungs-Getriebe (vulgo DCT bzw. einfach nur: Automatik), weil es nahezu immer den passenden Gang parat hat und so den Wunsch nach manuellen Eingriffen fast obsolet macht. Zur Erklärung: Es gibt einen D-Modus (fürs gemütliche Dahinrollen) und einen S-Modus (für flottere Gangarten). Letzter hat drei Unterteilungen, so dass auch hier eine Anpassung an den persönlichen Fahrstil möglich ist.

Was wir außerdem mögen: den guten Windschutz, die Langstreckentauglichkeit sowie den kräftigen Zweizylinder. Dass der nur 102 PS hat? Für vergnügliches Touren braucht’s nicht mehr. Echt nicht.

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Links: Bedienung für den Bordcomputer, Tasten für manuelle Gangwechsel (im Bild: Minus-Taste).
HONDA AFRICA TWIN CRF 1100 AdventureSports_er194_CMS.jpg Erich Reismann © Erich Reismann
Mitte: Das stets sehr gut ablesbare Display, volle Smartphone-Konnektivität serienmäßig. 
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Rechts: Tempomat und Schaltwippe für das Doppelkupplungs-Getriebe.

Wer sie jedoch in ihrer Einzigartigkeit zu schätzen vermag, wird frohlocken.

Alexander Fischer, Redakteur

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© Erich Reismann

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