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© 2023 Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
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Oktober 2023

Von der Straße aufs Wasser

Die Traditionswerft Frauscher hat ein Elektro-Sportboot entwickelt, das mit der Antriebstechnologie des künftigen Porsche Macan ausgestattet wurde. Was hinter der Kooperation steckt und wie gut der Technologietransfer funktioniert.

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Frauscher ist eines jener heimischen Unternehmen von Weltrang, die nur sehr wenigen Menschen ein Begriff sind. Und doch ist der Betrieb extrem erfolgreich.

Die Firma ist ein klassischer Hidden Champion: Eine Firma, die in ihrer speziellen Nische Höchstleistungen erbringt und einen Großteil ihrer Produkte exportiert, von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt. Dass sich ein Premiumhersteller von Booten über Österreichs Landesgrenzen hinauswagen muss, wenn er wachsen will, ist wenig überraschend. Wie weit es die 1927 in Wien gegründete Bootbauerei gebracht hat, allerdings schon. Der Familienbetrieb wuchs innerhalb von drei Generationen vom kleinen Handwerksbetrieb zur international aufgestellten Hightech-Firma heran. Heute spielen die Oberösterreicher an der Spitze der globalen Premium-Bootbauer mit. Das gelingt dem Betrieb mit 85 Mitarbeitern durch innovative Ideen und präzise Handwerkskunst.

Zwei Schlagworte, die bei der anspruchsvollen Klientel sehr glaubhaft mit Leben gefüllt werden müssen. Kosten die Boote doch rasch mehrere Hunderttausend Euro. Entsprechend hoch sind die Anforderungen an Design, Materialien, Handling und Performance, aber auch an den Komfort. Aus der Taufe werden die edlen Boote in der Werft in Ohlsdorf beim Traunsee in Oberösterreich gehoben. Vertrieben werden sie aber auch an Standorten auf Mallorca, an der Côte d’Azur sowie in Miami, Florida. Wer sich für einen der maritimen Flitzer entschieden hat, muss sich allerdings durchaus gedulden können. Bis zu eineinhalb Jahren kann es dauern, bis ein Eigner sein Boot zu Wasser lassen kann – zumindest, wenn die Auftragspipeline prall gefüllt ist.

Frauscher_13_CMS.jpg 2023 Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG © 2023 Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

Großer Partner, ähnliche Zielgruppen

Um eine Facette reicher dürfte die Erfolgsgeschichte der Traditionswerft nun dank ihres aktuellen Coups werden: einer Kooperation mit Porsche.

Gestalt nimmt die Zusammenarbeit der beiden Premiumunternehmen in Form eines Boots an, das den Namen Frauscher x Porsche 850 Fantom Air trägt. Ausgerüstet mit der Antriebstechnologie des künftigen vollelektrischen Porsche Macan, soll die Elektro-Yacht nicht nur herausragende Fahreigenschaften bieten. Die Kooperation mit dem Automobilriesen aus Stuttgart wird wohl auch bei dessen zahlungskräftiger Klientel für Aufmerksamkeit sorgen und manchen Porschefahrer für den Spaß am Wasser begeistern. „Die Zusammenarbeit mit Porsche eröffnet uns die Möglichkeit, unsere Führungsrolle innerhalb der Branche auszubauen“, sagt Stefan Frauscher, Geschäftsführer der Frauscher Bootswerft.

Doch was hat Porsche davon?

Die Autobauer folgen mit dem Schritt einer generellen Vision: Sie wollen Performance und Nachhaltigkeit noch stärker miteinander verbinden. Und das nicht nur auf der Straße und im Gelände, sondern auch auf dem Wasser. Es geht klar um Image und darum, sich zu positionieren.

Dabei bleibt jeder der beiden Partner bei dem, was er am besten kann: Frauscher liefert das Boot, Porsche den Antrieb und – ein gutes Stück Design. Doch zunächst zur Technik. Von Porsche wurden Komponenten der Premium Plattform Electric geliefert, auf der auch der neue elektrische Macan basieren wird. Dazu zählen unter anderem die Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie mit einer Gesamtkapazität von rund 100 kWh, ein Elektro-Motor der neuesten Generation mit einer Spitzenleistung von 400 kW und die dazugehörige Leistungselektronik.

Plug&Play war allerdings nicht möglich. Ein Großteil der Komponenten musste modifiziert werden, um perfekt in das Boot zu passen und auch um höchsten Sicherheitsanforderungen zu genügen. Der Elektromotor sitzt nun im hinteren Teil des Bootes, die Steuergeräte sind wassergeschützt in einer Box mit Porsche-Schriftzug untergebracht. Unter der Liegefläche im Heckbereich befindet sich die Lithium-Ionen-Batterie. Bei ihrer Aufhängung im Tragrahmen haben sich die Ingenieure für sogenannte Drahtseildämpfer entschieden: Diese absorbieren Stöße, wie sie bei schneller Fahrt und Wellengang unweigerlich entstehen, besonders gut. So gleitet die eFantom trotz ihrer sportlichen Gesamtausrichtung komfortabel übers Wasser.

Fährt sich wie ein Porsche, sieht auch so aus

Dafür, dass dabei der Ursprung der Performance nicht unter die Planken und damit aus der Sicht der Bootskapitäne gerät, hat Porsches Designabteilung gesorgt.

Das Studio F. A. Porsche in Zell am See hat vor allem bei der Gestaltung des Steuerstandes klassische Elemente zum Einsatz gebracht. So ist ein originales Sportlenkrad von Porsche an Bord. Porsche-typisch befindet sich auch die Start-Taste links vom Lenkrad. Fünf analoge Rundinstrumente auf der oberen Ebene der Instrumententafel sorgen für die klassische Porsche-Anmutung und informieren über die wesentlichen Daten. Die seitlichen Enden sind als Winglets ausgebildet – stilistisch eine Reminiszenz an den 911 und zugleich ein praktischer Haltegriff. Die beiden Vordersitze haben die Designer vom Studio F. A. Porsche überhaupt neu entworfen. Der hohen E-Performance entsprechend bieten sie viel Seitenhalt. Ihre Optik mit hochgezogenen Rückenlehnen und den eingesticktem Wappen ist von den Sportsitzen der Porsche Sportwagen inspiriert. So wie kaum ein Porsche-Straßenfahrzeug dem anderen gleicht, ist Individualität auch bei Booten sehr gefragt. Deshalb sind die Polsterung, der Rumpf und das Deck in verschiedenen Farben bestellbar. Zur Wahl steht dabei logischerweise nur die von Porsche für seine Straßenfahrzeuge angebotene Farbpalette.

Frauscher_2745_CMS.JPG Stephan Strzyzowski © Stephan Strzyzowski
Frauscher_2769_CMS.JPG Stephan Strzyzowski © Stephan Strzyzowski
Frauscher_0356_CMS.JPG Alexander Scheuber / scal-pictures © Alexander Scheuber / scal-pictures

Gemütlich bis Highspeed

Aus der Welt von Porsche wurde allerdings nicht nur der Antriebsstrang sowie Designelemente übernommen, auch Annehmlichkeiten und Gadgets, die aus den Straßenfahrzeugen bekannt sind, haben im Boot Einzug gehalten. So können auch auf dem Boot Fahrmodi für die jeweils passende Situation ausgewählt werden. Zur Verfügung stehen die Einstellungen Docking, Range, Sport und Sport Plus. Die Modi verändern die Kennlinie der Gasannahme und beinhalten zudem unterschiedliche Geschwindigkeitsbegrenzungen. So ist beispielsweise im Docking-Modus für die Hafenfahrt das Tempo auf acht Knoten (umgerechnet 15 km/h) limitiert. Die optimale Cruising-Geschwindigkeit liegt bei 41 km/h (22 kn). Mit dieser Geschwindigkeit kann mit einer Batterie-Ladung rund eine Stunde lang beziehungsweise etwa 45 Kilometer weit gecruist werden. Bei langsamer, sogenannter Verdrängungsfahrt sind sogar Reichweiten von über 100 Kilometer möglich. Die Höchstgeschwindigkeit wird im Sport Plus-Modus erreicht und liegt bei abgeregelten 85 km/h (46 kn). In diesem Modus schmilzt die Reichweite zwar sehr rasch dahin, dafür steigt auch der Fahrspaß. Zumal sich 85 km/h auf dem Wasser richtig schnell anfühlen. Wer rasante Fahrten und gemütliches Cruisen abwechselt, kann bei vollen Akkus zwei bis drei Stunden unterwegs sein. Ein Kompromiss zulasten der Performance ist die Elektrovariante übrigens nicht.

„Dieses Boot ist innerhalb der Branche ein echter Meilenstein. Die Elektroversion der Fantom Air ist in allen Fahreigenschaften wie Höchstgeschwindigkeit, Beschleunigung und Handling besser als die Variante mit Verbrennungsmotor – und dabei lokal emissionsfrei", sagte Stefan Frauscher. Womit die Mission Porsches, Nachhaltigkeit und Performance zu verheiraten, erfüllt wurde.

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Den Strom für das umweltfreundliche Vergnügen kann dank der 800-Volt-Technik von Porsche an DC-Schnellladestationen mit mehr als 250 kW Gleichstrom aufgeladen werden. Unter Idealbedingungen lässt sich die Batterie in deutlich unter 30 Minuten von zehn bis 80 Prozent aufladen. AC-Laden an herkömmlichen Haushalts- und Starkstrom-Anschlüssen mit Wechselstrom ist ebenfalls möglich, ein 11-kW-Lader ist serienmäßig verbaut.

Wer nun neugierig sein sollte und zudem die angepeilten 561.700 Euro für eines der exklusiven Gefährte übrig hat: Geplant ist zunächst eine First Edition von 25 Exemplaren, die bereits vorbestellt werden kann und ab 2024 an die ersten Kunden ausgeliefert werden soll. Es gilt wohl: First come first serve! Besonders kalt dürfte das Wasser nicht sein, in das Porsche und Frauscher gemeinsam springen. Laut Frauscher gibt es bereits konkrete Interessenten. Und dass Porsche im Erfolgsfall im größeren Stil Komponenten für Elektroboote liefert und sich ein neues Geschäftsmodell erschließt, ist ebenfalls nicht ausgeschlossen.

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