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Dezember 2019

Malta: Frühling in Sicht!

Sie wollen den Winter verkürzen? Nicht weit fliegen und dennoch viel Zeit im Freien verbringen? Dann ist die Insel südlich von Sizilien ein perfektes Ziel für Sie. 

Wie Sie dem Winterblues und der damit verbundenen Unterbelichtung entfliehen? Ganz einfach: Sie setzen sich in Wien in den Flieger und sind in zwei Stunden zehn Minuten ohne Umsteigen in einer anderen Welt. Sie steigen aus, verlassen den klimatisierten Flughafen und spüren sofort, dass die Temperaturen angenehmer sind und der Frühling schon eingetroffen ist. Kunststück, südlicher als die nur 27 Kilometer lange und 13 Kilometer breite Insel liegen in Europa nur ein paar Nester in Andalusien, Kreta und Zypern. Die sind aber allesamt weiter weg. 

Malta also. Auf der Fahrt nach Valletta merken Sie: Vieles mutet auf der dicht besiedelten Insel italienisch an, manches orientalisch. Und wenn Sie nach kaum zehn Minuten das Tor zur Vorstadt Floriana passiert haben, spätestens aber dann, wenn Sie sich innerhalb in der Befestigungsmauern von Europas kleinster Hauptstadt befinden, spüren Sie: Alles wirkt hier noch heute wie im 16., 17. und 18. Jahrhundert. Und das nicht künstlich nachgebaut, sondern vollkommen authentisch. Und noch ein Vorteil: Es gibt zwar eine eigene Sprache, die sogar Amtssprache ist – aber weit mehr, eigentlich alle, sprechen hier Englisch.

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Angekommen in Valletta. Hier haben Sie keine Chance, nicht mit der Geschichte in Berührung zu kommen, wenn Sie die Stadt zu Fuß entdecken. Aber Vorsicht: Sie könnten bei Ihrem Spaziergang durch die Jahrhunderte leicht ins Stolpern kommen. Denn die Pflastersteine scheinen vielerorts noch die gleichen zu sein, die Jean de la Valette, Großmeister des Malteserordens, ab 1566 hier verlegen ließ. Sie sollten also am besten mit Sneakers losschreiten. Und ein Minimum an Kondition mitbringen, denn Vallettas Straßen nehmen keine Rücksicht auf die Topographie. Schnurgerade führen sie, rechtwinkelig einander kreuzend, bergauf und bergab. Nach diesem Muster wurde später Manhattan bebaut...  

Die allererste moderne Stadt der Welt also. Am Reißbrett nach den Vorstellungen der Renaissance geplant ab 1565, nach dem Ende der Belagerung durch die Türken. Entstanden kurz danach innerhalb von nur ein paar Jahren in einer Bucht. In der einstigen Hauptstadt des Malteser Ritterordens leben heute kaum 6.000 Menschen innerhalb der riesigen Mauern dicht an dicht in den alten, satt gelben Sandsteinhäusern. Neubauten sind rar: das von Stararchitekt Renzo Piano neu gestaltete Stadttor, das Parlament und die Markthalle – das war’s schon. Schlendern Sie durch die Hauptstraße, die Republic Street. Erkunden Sie die Altstadt, stärken Sie sich mit Pastizzi – pikanten Blätterteig-Taschen, die überall ganz frisch als Streetfood angeboten werden. Oder mit einem süßen Honigring im 1837 gegründeten Caffe Cordina

Setzen Sie Ihren Rundgang durch Valletta nun also gestärkt fort. Gehen Sie vorbei an den roten Telefonzellen aus der Zeit vor 1965, als Malta noch britische Kronkolonie war. Obwohl das schon eine Weile her ist, werden Sie bestimmt noch viele Details erkennen, die aus dieser Epoche stammen. Und damit ist nicht nur der Linksverkehr gemeint. Halten Sie also Ihre Augen offen!

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Britisches Erbe: eine Telefonzelle.
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Hier war einmal ein Cabaret – zur Unterhaltung der britischen Soldaten.
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Auch der Bilderrahmenmacher hat längst zugesperrt.

So ein Stadtrundgang in Valletta ist leicht angelegt: Begeben Sie sich, wenn Sie seit dem Besuch des Caffe Cordina nicht eh schon dort sind, auf die Republic Street. Sie ist quasi die Hauptstraße der Hauptstadt und verläuft – eine Seltenheit hier – zu einem großen Teil völlig eben. Kunststück: Sie sind ja auf der Oberkante eines Hügels unterwegs. Konkret zwischen dem Parlament und dem St. Georgsplatz. Und wenn Sie Lust auf einen Sidestep verspüren: Riskieren Sie einfach einen Blick in die Querstraßen. Sie werden es nicht bereuen – abgesehen davon, dass Sie alles, was sie dafür bergab gehen, wieder bergauf müssen.

Es kann durchaus sein, dass Sie bei Ihrem Spaziergang über die Republic Street einen der größten Schätze der Insel übersehen haben: die von außen ziemlich schlicht wirkende St. John's Co-Cathedral. An ihrer Seitenfront, an der mit Kerzen, Fotos und Appellen der ermordeten Aufdecker-Journalistin Daphne Caruana Galizia gedacht wird, ist der Eingang in die schönste aller 365 (!) Kirchen Maltas. Leisten Sie sich die Eintrittskarte in die Kathedrale und staunen Sie über das opulente Innere im Stil des frühen Barock – der Blick auf Caravaggios "Enthauptung Johannes des Täufers" ist inkludiert. 

Sie schätzen eher Weltliches? Dann gehen Sie  doch am St. George's Square vorbei, die Republic Street ein nicht allzu langes Stück bergab bis zur Casa Rocca Piccola, dem Adelssitz der Familie de Piro. Dort können Sie einen echten Marquis kennenlernen, der einen kleinen Teil des Anwesens bewohnt – und gerne selbst durch den größeren führt. Seinen gelbbäuchigen Papagei lernen Sie im Innenhof kennen. 

Verlassen Sie die Kirche durch den Haupteingang und schlagen Sie sich nach links zur Markthalle durch. Im Untergeschoß finden Sie einen Lebensmittelmarkt mit einer guten Auswahl an maltesischen Produkten. Aber auch Österreichisches hat er im Programm: Käsekrainer aus der Steiermark. Und vor dem Eingang finden Sie einen großen Schanigarten, der vom Foodcourt im Erdgeschoß bespielt wird. Sogar deutschsprachige Zeitungen liegen dort tagesaktuell auf.

Verlassen Sie die Markthalle und gehen Sie die Merchant's Street nach links. An ihrem Ende finden Sie Maltas Regierungspalast. Das Gebäude ist übrigens eine der großen alten Pilger-Herbergen, in diesem Fall die der kastilischen Ritter.

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Auberge de Castille. Hier hat die Regierung des Inselstaates ihren Sitz.
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Am Eingang die Fahnen Maltas und der EU.
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Das Auto des Staatspräsidenten: Wappen statt Kennzeichen.

Wenn Sie jetzt noch den Schildern zu den Oberen Barrakka-Gärten folgen, von denen täglich um 12 Uhr ein Kanonenschuss als Zeitzeichen abgefeuert wird, haben Sie den perfekten Fotoblick auf die drei Städte von Cottonera, die auf der gegenüber liegenden Seite des Großen Hafens gelegen sind. Es sind dies (von links nach rechts)  Vittorioa (vulgo Birgu), Cospicua (vulgo Bormla) und Senglea (vulgo L-Isla). Und wenn Sie den Lift für die 58 Meter hinunter nehmen, sollten Sie in eines der kleinen Taxiboote steigen und nach Vittoriosa übersetzen. 

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1 Die Barrakka-Gärten befinden sich am höchsten Punkt der Befestigungsanlage Vallettas. © Kurt Zeillinger

2 Ein kurzer Blick nach links, ... © Kurt Zeillinger

3 ... bevor es mit dem Lift hinunter ans Ufer geht. © Kurt Zeillinger

Unten am Lascaris-Kai herrscht geschäftiges Treiben: im Minutenrhythmus legen Schiffe, Boote und Barkassen an, um Menschen auf die andere Seite des Großen Hafens zu bringen. Für uns ist ein Boot reserviert, das uns nach Vittoriosa bringen wird, die Überfahrt soll zehn Minuten dauern. Steigen wir also ein!

Von Valletta nach Vittoriosa

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Gehen Sie in Vittoriosa an Land – in Birgu, wie die meisten jener rund 2.500 Menschen sagen, die in der Stadt leben. Im frühen Mittelalter war Birgu ein kleines Fischerdorf. 1532 bis 1571 war es Maltas Hauptstadt und wurde massiv befestigt. Sogar ein Angriff der Türken konnte 1565 abgewehrt werden. Sieben Jahre später erkoren dann die Johanniter Valletta zur Hauptstadt. Trotzdem blieb Birgu wichtig – als Flottenstützpunkt des Ordens und Residenzstadt der Inquisitoren.

Heute ist der Ort so etwas wie Vallettas kleine und um einiges ruhigere Schwester. Und die ziemlich untouristische Stadt ist allemal einen Rundgang wert.

Malta – nur ein Städteziel?

Nein, nicht nur das. Weil die Insel so klein ist, lässt sie sich von Valletta aus gut entdecken. Auch mit Öffis und Taxis geht das recht einfach – und ist gar nicht teuer. Schauen Sie sich doch die 12 Kilometer entfernten Ortschaften Mdina und Rabat (sie liegen dicht aneinander) an. Sie werden überrascht sein, welche historischen Attraktionen Sie dort erwarten. 

Wenn Sie wieder an der Oberfläche sind, hätten wir einen Tipp für Sie: Gehen Sie an den bunten Balkonen vorbei wieder zurück zur Kirche. Schräg gegenüber stoßen Sie auf ein kleines Lokal namens Crystal Palace. Zögern Sie nicht, einzutreten – auch wenn Sie der einzige Gast sind, der nicht von hier kommt. Und bestellen Sie sich ein Kinnie. Das ist das alkoholfreie Nationalgetränk, das aus Wermutkräutern hergestellt wird und geschmacklich an das italienische Chinotto erinnert. Oder eine Dose Cisk, wenn Sie maltesisches Bier probieren wollen.

Der Palazzo Paraiso

Maltas Großmeister, die auf Lebenszeit ernannten religiösen Oberhäupter und zugleich weltlichen Fürsten des Malteserordens, hatten viel Geld zur Verfügung und legten großen Wert auf Repräsentation. So verwundert es nicht, dass sie sich eindrucksvolle Paläste schufen. Wenn Sie einen davon besuchen wollen, einen ziemlich jungen, so schlagen wir dazu den Palazzo Paraiso vor. Der liegt 13 Kilometer nordwestlich von Valletta in Naxxar und ist öffentlich zugänglich. Erbaut wurde er vom adeligen Unternehmer Giuseppe Scicluna (der Familie gehört heute eine Bank und über diese auch die Brauerei Cisk) zwischen 1900 und 1907 als Herrenhaus im Jugendstil.

Danke, dass Sie uns bis hierher gefolgt sind. Haben Sie noch Lust auf ein paar weitere Vorschläge, was Sie in Malta unternehmen könnten? Dann bleiben Sie noch weiter dran.

Falls Sie gerne ein gutes Glas Wein trinken, so wird Ihnen auffallen, dass man in Maltas Restaurants und Gaststätten sehr viele internationale Weine bekommt – aber kaum welche von der Insel. Und wenn, dann kosten sie mehr als die importierten. Der Grund dafür liegt in den klimatischen Begebenheiten der Insel begründet. Erst einmal regnet es sehr wenig. Ohne Bewässerung (und die ist teuer) läuft in Malta landwirtschaftlich kaum etwas. Und dann sind noch die Böden ziemlich steinig. Es ist also recht schwierig, guten Wein zu machen. Aber – und das ist die gute Nachricht: Immer mehr trauen sich drüber, mit hervorragenden Ergebnissen. Wermutstropfen: In dem Weingut, das wir für Sie besucht haben, kostet die Flasche nicht unter 50 Euro. Ab Hof, leider.

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Ta' Betta Wine Estates heißt das Weingut nahe Mdina. Es gehört einem Universitätsprofessor.
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Seit 2006 wird hier auf vier Hektar Wein angebaut.
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Versandfertig liegen die Flaschen im Keller.

Aber jetzt: raus in die Natur!

Genug Gebäude besichtigt, durch Gärten gestiefelt, Kultur aufgesogen. Jetzt ist es höchste Zeit, den Frühling in Maltas Natur zu genießen. Keine zehn Busminuten von den Weingärten entfernt locken die Dingli Cliffs mit ihrer atemberaubenden Aussicht. Und unterhalb der steilen Klippen eine Blaue Grotte, die den Vergleich mit Capri nicht zu scheuen braucht.

So – das sind also die Dinge, die wir Ihnen für ein Wochenende (besser: ein verlängertes Wochenende) in Malta ans Herz legen wollen. Wenn Sie mit dem Flugzeug wieder zurück nach Wien wollen, so darf jetzt an dieser Stelle eines nicht verschwiegen werden: Sie müssen am Tag der Rückreise zeitig aufstehen. Wenn Sie in Valletta wohnen, dann etwa um halb fünf, denn das Flugzeug startet um viertel acht in der Früh. 

Aber schlafen können Sie dann eh noch im Flieger. Genießen Sie den letzten Abend vor der Heimreise in der Altstadt von Valletta. Addiju Malta!

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