Aufmacher_3B3A6948_CMS.jpg Cornelia Buczolich
© Cornelia Buczolich
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Januar 2017

Entführung in die Natur Islands

In Island liefern sich unglaubliche Kräfte ein Stelldichein: Vulkane, Eis und Geysire treffen aufeinander. Eine Reise, die unvergesslich bleibt.

Es war immer mein Traum, bei einem Vulkan zu wohnen", erzählt Guðný Eggertsson. Für manche ist der Vulkan das Tor zur Hölle, für die Bäuerin ein Paradies. Sie lebt auch noch heute mit ihrer Familie direkt beim unaussprechlichen Eyjafjallajökull. "Ich hatte immer eine kleine Tasche mit ein paar wichtigen Sachen zusammengepackt, falls der Berg uns einmal zwingen sollte, schnell unser Haus zu verlassen." Vor knapp sieben Jahren hat es die Familie von allen Isländern am schlimmsten getroffen. "Während wir evakuiert wurden, sind schaulustige Touristen zum aktiven Vulkan hinaufgestiegen", schildert Ehemann Olafur. Sein ganzer Hof samt den Feldern war eingehüllt in eine hohe, undurchdringliche Ascheschicht. 


Jetzt schlummert der Eyjafjallajökull, dessen Asche 2010 Europas Flugverkehr lahmgelegt hatte und weltweit zehn Millionen Flugpassagiere stranden ließ. Und auch die Landwirte können wieder gut schlafen. "Vorerst hat meine Familie samt den Enkelkindern Ruhe, denn der Vulkan bricht im Schnitt alle 200 Jahre aus", ist Olafur erleichtert. Im Visitor Center, einen Steinwurf von dem Bauernhof entfernt, können sich Interessierte über Islands Vulkan-Geschichte informieren und sich auch ein 20-minütiges Video über den letzten Ausbruch und die Aufräumarbeiten der Landwirtsfamilie ansehen.

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Und welcher Vulkan ist der nächste? "Vermutlich Katla", meint mein Reiseführer Pétur Sigurðsson und zeigt während der Busfahrt auf ihn. "Wir warten schon darauf." Warten? Das klingt nicht sehr ängstlich oder besorgt. "Es ist nicht gefährlich für Einheimische oder Urlauber", erzählt Pétur gelassen. "Heutzutage stirbt zum Glück kaum jemand bei einem Ausbruch. Leider halten Schaulustige oft nicht genügend Abstand und begehen Sperrzonen." Ich versuche mir vorzustellen, wie vor rund 17 Millionen Jahren gewaltige Explosionen aus Feuer und Rauch die Insel im Atlantik geformt haben, das jüngste Land Europas ist damals entstanden. 

Abseits der Zivilisation

Island zieht mich jede Sekunde erneut in seinen Bann. Jeder Blick eröffnet ein neues Gemälde. Ein Kollege hat mich vor der Reise gefragt, ob die Insel nicht sehr trostlos sei. Nein – vor allem dann nicht, wenn sich die Sonne im Sommer fast 22 Stunden am Tag zeigt. Sie taucht die Erde im Süden der Insel in ein kräftiges Blau-Violett, die Lupinen blühen. Dort, wo auch Gletscher direkt ins Meer kalben und dessen Eisberge in der Gletscherlagune Jökursárlón blau, weiß und grün glitzern.

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Im Norden, gleich beim See Mývatn, fühle ich mich im Thermalgebiet von Námaskarð wie auf dem Mond: Ich stehe mitten in einer sand- und ockerfarbenen, unbewachsenen Ebene. Es dampft aus der Erde und in der Luft liegt ein beißender schwefeliger Geruch. Unzählige Schlammtöpfe brodeln. 

Besuch bei einer großen Familie

Auf drei Viertel der Insel dominieren ungebändigte Kräfte. Deswegen wohnen auch ungefähr zwei Drittel der 320.000 Isländer in Reykjavík, das sind gerade einmal so viele Einwohner wie der Wiener Bezirk Favoriten hat. Wenn man bedenkt, dass Island etwas größer als Österreich ist, ist das eine extrem geringe Bevölkerung. Deutschland hat offiziell sogar 22 Mal mehr Fußballspieler, als die Insel Einwohner hat.

Für die geringe Auswahl an guten Spielern hat sich übrigens die isländische Elf vergangenen Sommer sehr gut bei der Fußball-Europameisterschaft geschlagen. Der Hype um die Isländer schlägt sich nun auch auf den Tourismus nieder. Diese Imagekampagne hat das Land eigentlich gar nicht nötig. Denn Jahr für Jahr erhöht sich die Anzahl der Urlauber ohnehin um 20 Prozent. Es liegt auf der Hand, dass der Tourismus schon lange die Einnahmen aus Aluminiumproduktion und Fischfang überholt hat. Genügend Betten für die steigende Zahl der Touristen gibt es jedoch nicht. Frühes Buchen lohnt sich. Tourismusbüros sichern sich ihre Kontingente in der Hauptsaison bereits zwei Jahre im Voraus.

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Anti-Zucht-App ;-)

Mein Reiseführer Pétur Sigurðsson ist übrigens verwandt mit Islands berühmtestem Fußballspieler Gylfi Sigurðsson. Und: Er ist ein direkter Nachkomme des ersten Siedlers aus Norwegen im Jahr 874. Und zwar in der 30. Generation!

Pétur lacht stolz: "Isländer sind doch alle irgendwie versippt." Deswegen gibt es die einzigartige App "Íslendingabók" – nur für Einheimische zugänglich. Ein verliebtes Pärchen kann gleich nach dem ersten Date seine Verwandtschaftsbeziehung abchecken – einfach ein paar Daten eingeben und nach wenigen Sekunden wird der Verwandtschaftsgrad der beiden ausgespuckt. "Wenn er weiter als bis zur dritten Generation zurückliegt, steht einer Partnerschaft nichts im Wege", erklärt mein Reiseführer Pétur. 

Island is(s)t anders

Der Inselstaat im Atlantik und dessen Population haben einen ganz eigenen Charakter: Die Bevölkerung glaubt an ein Elfenreich mit Fabelwesen und erzählt sich immer wieder Geschichten dazu. Es gibt so gut wie keine Arbeitslosen und auch keine Kriminalität, die Polizei ist sogar unbewaffnet. Auf den Straßen haben die Schafe Vorrang – kein Wunder bei der Menge: geschätzte 450.000. Auf ganz Island gibt es übrigens keinen McDonald’s und nur zwei Städte mit Ampeln: Reykjavík und Akureyri. Letztere hat ihr Rotlicht in Herzform. In den entlegenen Gebieten gibt es Schulen mit nur fünf Kindern. Und was essen die Wikinger außer Lamm und Fisch? Das Roggenbrot Hverabrauð. Zum Backen graben Isländer in der heißen Erde ein Loch und legen den fertigen Teig ­hinein. Voilà, am nächsten Tag ist das Brot ofen- bzw. erdfrisch. 

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Roggenbrot Hverabrauð mit frischem Lachs.
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Lamm-Gemüse-Suppe.
Island_IMG_4419_CMS.jpg Cornelia Buczolich © Cornelia Buczolich
Rotlicht in Herzform in Akureyri.

Sehr gut ist dieses etwas süßlich schmeckende Roggenbrot Hverabrauð mit frischem Lachs, zwei kleine Scheiben davon kosten umgerechnet etwa neun Euro. Eine kleine Tasse Lamm-Suppe auf einer einfachen Raststation 14 Euro und ein großes Bier etwa acht Euro. Island hat seinen Preis. Für die Benutzung der öffentlichen Toilette bezahlt man teilweise 1,50 Euro. Wer durch Island reist, braucht jedoch kaum Geld für Eintritte, denn das Naturschauspiel ist kostenlos.

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Hu! Hu! Hu!

Zurzeit trainiert die isländische Fußballnationalmannschaft für die Weltmeisterschaft 2018, dann wird ihr Schlachtruf "Hu" wieder zu hören sein. Ob sie es diesmal bis ins Finale schafft? Falls schon, dann ist Vorsicht geboten. Vorsicht vor den 31 aktiven Vulkanen ;-).

Tiere_Island_3B3A6384_CMS.jpg Cornelia Buczolich © Cornelia Buczolich
Islandpferde,…
Tiere_Island_3B3A6522_CMS.jpg Cornelia Buczolich © Cornelia Buczolich
… Rentiere und…
Island_3B3A6321_CMS.jpg Cornelia Buczolich © Cornelia Buczolich
… jede Menge Schafe auf Island.

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Nähere Infos unter Tel. 0810 120 120, in allen Filialen und im Internet-Portal von ÖAMTC Reisen.

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