Ein Wohnwagen steht neben einem Baum, an den Fahrräder angelehnt sind. Auf einer Wäscheleine hängen Handtücher.
© ÖAMTC/Wilhelm Bauer
© ÖAMTC/Wilhelm Bauer
Juli 2025

Wildcampen in Europa

In Europa hat jedes Land seine eigenen Regeln zum Thema Wildcampen. Der Österreichische Camping Club klärt auf, wo das freie Zelten in der Natur erlaubt ist und wo Strafen drohen.

Camping steht für viele Menschen für Freiheit und Flexibilität: Einfach losfahren, dort anhalten, wo es einem gefällt, und mitten in der Natur zelten. Aber Vorsicht: So uneingeschränkt funktioniert Camping in Europa nicht. In Sachen Wildcampen – also dem freien Stehen und Zelten in der Natur – gibt es viele rechtliche Hürden. Besonders in Österreich und anderen europäischen Ländern sollten Camper:innen die lokalen Regelungen genau kennen.

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Österreich: Regelungen unterschiedlich je nach Bundesland

"Freies Stehen mit dem Zelt oder Campingfahrzeug ist in Österreich meist verboten oder stark eingeschränkt", erklärt Tomas Mehlmauer, Präsident des Österreichischen Camping Clubs (ÖCC). Die Regelungen unterscheiden sich je nach Bundesland. Während in der Steiermark und Salzburg unter gewissen Voraussetzungen wild gecampt werden kann, ist dies in Tirol, Wien, Kärnten oder Niederösterreich grundsätzlich untersagt.

Eine Ausnahme gilt im Burgenland: Hier sind Zeltlager von Jugendorganisationen mit bis zu zehn Personen für maximal drei Nächte erlaubt. In Oberösterreich und Vorarlberg entscheidet jede Gemeinde individuell, ob Wildcampen erlaubt ist. Besonders wichtig ist jedoch, die naturschutzrechtlichen Vorschriften zu beachten. Wer diese ignoriert und in Schutzgebieten campt, riskiert saftige Strafen von bis zu 14.500 Euro. Im Fall des Falles steht die Rechtsberatung des ÖAMTC Mitgliedern mit Rat und Tat zur Seite.

Keine einheitlichen Richtlinien in Europa

Europaweit variiert die Gesetzeslage zum Wildcampen erheblich. In Südeuropa, etwa in Kroatien, Portugal, Griechenland sowie in der Slowakei, Slowenien und Ungarn, ist das Campen außerhalb von offiziellen Stellplätzen strengstens verboten. Deutschland erlaubt das Übernachten im Fahrzeug unter der Maßgabe der sogenannten Fahrtüchtigkeit – dies für maximal zehn Stunden. In Italien, der Schweiz und Polen wird empfohlen, vorab bei den örtlichen Behörden nachzufragen, ob spezifische lokale Verbote bestehen. Auch in Frankreich gelten strikte Regeln: Hier ist das freie Übernachten in Küstennähe und bei Sehenswürdigkeiten komplett untersagt.

Ein Verbotsschild für Wildcampen © ÖCC

Skandinavien und Baltikum: Liberale Camping-Regeln

Ein Paradies für Camper:innen bietet hingegen der Norden Europas. Norwegen, Schweden und die baltischen Staaten erlauben unter Berücksichtigung des sogenannten "Jedermannsrechts" das freie Campen in der Natur. Bis auf einige Einschränkungen können Camper:innen dort für mehrere Nächte ihr Zelt aufschlagen. Allerdings gilt das "Jedermannsrecht" nur für das Zelten, nicht für Wohnmobile oder Campingfahrzeuge. Überall dort, wo freies Stehen geduldet wird, rät Camping-Experte Mehlmauer zur Rücksichtnahme: "Nur den notwendigsten Campingbetrieb durchführen, ruhig sein und keinen Müll zurücklassen." Zudem sollte in Waldgebieten auf offenes Feuer verzichtet werden, da hier hohe Brandgefahr besteht.

Ländliche Gastgeber:innen: Die Alternative zum Wildcampen

Für Camper:innen, die auf der sicheren Seite bleiben möchten, gibt es interessante Alternativen: sogenannte "ländliche Gastgeber:innen". Dabei handelt es sich um landwirtschaftliche Betriebe, die gegen eine Gebühr ihre Wiesen und Höfe als Stellplätze für eine Nacht zur Verfügung stellen. Oft besteht dabei auch die Möglichkeit, direkt regionale Produkte vom Hof zu kaufen und in den Alltag der Gastgeber:innen Einblick zu erhalten. Beliebte Plattformen für diesen Service sind "Schau aufs Land" (verfügbar in Österreich, Italien, Slowenien und Deutschland) oder "Landvergnügen" (DACH-Region). Für Italien-Reisen eignet sich "Agricamper Italia", während Frankreich mit "France Passion", Spanien mit "España Discovery" und die Schweiz mit "PlaceToBee" ähnliche Konzepte bieten.

Fazit: Planung und Rücksicht sind essenziell

Egal, ob beim Wildcampen oder auf offiziellen Campingplätzen – Camper:innen sollten sich stets über die lokalen Vorschriften informieren und die Natur respektieren. Verbotsschilder, Naturschutzgesetze und lokale Regeln sind unbedingt zu beachten. Der Österreichische Camping Club informiert in diesen Belangen kompetent und umfassend. Wer sich gut vorbereitet, kann unvergessliche Momente in der Natur erleben. Wer ganz romantisch "einfach drauflosfährt" und sein Lager ohne Beachtung der Vorschriften aufschlägt, nimmt unter Umständen satte Geldstrafen mit nach Hause.

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