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© Erich Reismann
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Juni 2022

Elektrischer Kraftakt

Wie weit man mit einem E-Auto kommt, wenn ein Wohnwagen am Haken hängt, sagt uns unser Dauer-Test-VW ID.4.

Lange Zeit war es es überhaupt nicht möglich, einen Anhänger an ein E-Auto anzukuppeln. Bei fast allen Modellen suchte man in den technischen Daten und im Zulassungsschein vergeblich nach der Anhängelast. Im entsprechenden Feld: gähnende Leere. Begründung der Hersteller: konstruk­tive Gründe, die Verringerung der ohnehin eher kleinen Reichweite oder schlichtweg Vorsicht. Die zusätzliche Last könnte die Akkus überlasten – bei der neuen Antriebsform waren noch viele Erfahrungen zu sammeln.

Die Zeiten haben sich geändert und sehr viele neue Modelle mit reinem E-Antrieb kann man mittlerweile mit einer Anhängekupplung ordern. Die Bandbreite der Zuglasten ist groß, derzeit ganz oben findet man den BMW  iX mit 2.500 kg oder das Tesla Model X mit 2.268 kg. Damit kann man – wenn man das nötige Kleingeld hat – auch schon einen schweren Wohnwagen ziehen.

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1 Im Alltag mit einem kleinen Anhänger und kurzen Wegen spielt das Thema Reichweite beim E-Auto nicht so eine große Rolle. © Günter Rauecker

2 Ist ein Hänger angekuppelt, erkennt das der VW natürlich und weist darauf hin: "Side Assist und Ausparkassistent sind nicht verfügbar". © Erich Reismann

3 Bei der Heckkamera gibt es eine eigene Hänger-Ansicht, die das Ankuppeln sehr erleichtert. © Erich Reismann

Es gibt aber auch Modelle, bei denen man zwar eine Anhängekupplung montieren kann, deren Anhängelast aber mit null Kilogramm angegeben ist. Klingt komisch, ist aber so. Um wenigstens einen Fahrradträger befestigen zu können.

Wie ist das aber jetzt mit der Reichweite, wie stark verringert sie sich wirklich? Auch Autos mit Verbrennungsmotor brauchen ja um einiges mehr Benzin oder Diesel, drei oder vier Liter für 100 km können es schon mal sein. Und bei E-Autos? Wir haben an unseren Dauertestwagen VW ID.4 (Anhängelast 1.000 kg) den Wohnwagen (zulässiges Gesamtgewicht 1.000 kg) unserer Kollegen vom Österreichischen Camping Club (ÖCC) angekuppelt. Und sind damit die auto touring-Verbrauchsrunde abgefahren.

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Grundsätzlich sehr positiv beim das Fahren mit dem Gespann: Das hohe Drehmoment vom Stand weg sowie die fehlenden Schaltrucke erleichtern die Reise.

Aber man muss etwa mit einer Verdoppelung des Stromverbrauchs oder umgekehrt mit einer Halbierung der Reichweite rechnen. Dabei schlägt natürlich das zusätzliche Gewicht zu Buche, aber noch mehr der hohe Luftwiderstand des Wohnwagens. Das zeigt auch der Autobahnverbrauch: Knapp 34 kWh benötigt der VW für 100 km, ohne Wohnwagen und mit gleichem Tempo sind es etwas unter 16 kWh. Die Werte für die gesamte Runde: 15,0 zu 31,7. Reichweite: 520 zu 240 km. Fährt man die Verbrauchsrunde mit dem ID.4 ohne Hänger und den dann erlaubten Höchstgeschwindigkeiten, hat man einen Verbrauch von 17 kWh/100 km und kommt mit einer Akkuladung 485 km weit.

Noch eine Herausforderung für E-Auto-Gespannfahrer: Bei den wenigsten Ladesäulen ist ein Anstecken ohne das Abhängen des Wohnwagens möglich.

Nur noch die halbe Reichweite

Mit einem Wohnwagen am Haken muss damit gerechnet werden, dass sich die Reichweite eines E-Autos mehr als halbiert. Bei gleicher Fahrweise (also ohne Hänger gleiches Tempo wie mit Wohnwagen) verdoppelt sich der Verbrauch: Statt 15 kWh/100 km wurden es auf unserer Verbrauchsrunde 31,7 kWh. Das ergibt weniger als die Hälfte der Reichweite.

Reichweite.jpg Grafik: Andreas Kaleta © Grafik: Andreas Kaleta

Wie Camping mit dem E-Auto funktioniert, wollte der Österreichische Camping Club (ÖCC) auf einer 1.800 Kilometer langen Rundfahrt durch sieben Bundesländer wissen. Mit einem Hyundai Ioniq 5 als Zugfahrzeug wurden drei auf Nachhaltigkeit zertifizierte Campingplätze angefahren und ohne Probleme auch die Großglockner Hochalpenstraße erobert. An den letzten drei Tagen spendete der Hyundai aus seinem Akku sogar Strom an zwei Caravans, kühlte die Lebensmittel und wärmte die Reisenden während einiger Unwetter.

Den Reisebericht finden Sie unter www.campingclub.at/e-camping

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