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Zuerst Wasser, dann Sand, und irgendwann dann sehen die Kinder wie fertig panierte Schnitzel aus.

© Fischer

Zuerst Wasser, dann Sand, und irgendwann dann sehen die Kinder wie fertig panierte Schnitzel aus.

© Fischer
Februar 2016

Sand, Salz, Gischt, alles bunt gemischt

Wir verbrachten unseren Sommerurlaub in einem Ferienhaus an der dänischen Nordseeküste. Kühl war es. Und windig, herrlich einsam – manche mögen das ja gar nicht. Wir fanden es wunderschön.

Die Dämmerung setzt gerade ein, als wir Hamburg hinter uns lassen. Auf unserer Reise nach Dänemark hatten wir hier einen Zwischenstopp eingelegt und untertags im hiesigen Zoo Elefanten und Giraffen gefüttert. Wer glaubt, dass die "Freie und Hansestadt" ganz oben in Deutschland liegt, wird auf der Fahrt nach Dänemark eines Besseren belehrt. Von hier aus sind es bis zur Grenze nämlich noch ca. 160 Kilometer, also ein gute Stunde Autofahrt; erst wenn Flensburg näher kommt, ist auch die Grenze nicht mehr weit entfernt.

Rings um uns verfinstert sich die Luft zusehends, die Dunkelheit der Nacht reduziert die Aussicht auf ein paar Lichtkegel und Beleuchtungen dies- und jenseits der Autobahn A7. Es ist ein sehr monotones Schauspiel, das einem da geboten wird, ein unattraktiver Schwarm hauptsächlich roter und weißer Lichtquellen. Doch im Gegensatz zum Nachwuchs, der bereits seelenruhig schläft, sind wir putzmunter und voller Vorfreude. Es ist nicht das erste Mal, dass wir nach Dänemark zurückkehren, und es wird vermutlich auch nicht das letzte Mal sein. Zurückzukehren fühlt sich richtig großartig an; ganz im Gegensatz zu zurücklassen. Schwer zu beschreiben, warum das so ist. Warum gerade bei uns das Gefühl so außerordentlich stark ausgeprägt ist. Aber man sagt doch auch: Wenn's passt, dann passt's. Und wer weiß, vielleicht ist Dänemark ja eine Maßanfertigung für unser höchst persönliches Seelenwohl?

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Von der Nordsee linkerhand… 
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… bis zum Ferienhaus hinter den Dünen…
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… ist es nur ein kurzer Spaziergang.

Dänemark, Westjütland, die Nordsee-Küste, vor allem aber die Region vom Ringkøbing-Fjord nordwärts hat es uns besonders angetan. Breite, schier endlose Sandstrände und dahinter die vom Wind glatt geschmirgelten Dünen, deren hartblättriger Grasbewuchs im warmen Sonnenlicht in schönstem Gelbgrün erstrahlt. Darüber der ewige Himmel, manchmal einfach nur grau, dann wieder blitzblau und mit bauschigen, tieffliegenden Wolken dekoriert. Es scheint, als ob er die gesamte Landschaft bedächtig in die Nordsee auszustreifen versucht. So lange, bis nur mehr Himmel und Meer koexistieren; sanft sind die Übergänge, unendlich das Panorama. Und nur an manchen Küstenabschnitten hat sich die Idee einer Steilküste gebildet. Meist jedoch sind es die schützenden Dünen, die sich hinter dem Strand erheben und den landräubernden Wassermassen Einhalt gebieten.

Ein Stück weiter drinnen im Landesinneren, südlich vom Limfjord, ist die Landschaft hügeliger, mit kleinen Seitentälern, riesengroßen Bauernhöfen und saftig-morastigen Wiesen. Kitschig wirkt das, aber es ist, wie es ist. Und Westjütland ist nun einmal tatsächlich so. So sauber, so ordentlich und so heil. Selbst die Straßen sind in einem hervorragenden Zustand (inklusive der parallel verlaufenden Radwege).

Bald sind wir da. Wir nähern uns dem Novasol Servicecenter in Søndervig, wo der Schlüssel für unser Ferienhaus deponiert wurde. Von der Grenze hierher waren es noch einmal rund 2,5 Stunden Autofahrt, meist über Landstraßen (wo übrigens Tempo 80 gilt), meist in absoluter Dunkelheit.

Weil selbst Ortschaften eher spärlich beleuchtet werden, Ferienhaus-Siedlungen kaum bis gar nicht, hatten wir bei unser allerersten Reise nach Jütland vor rund zehn Jahren dann auch gleich ein unerwartetes Problem: Wir konnten im Dunkel der Nacht unser Haus nicht ausfindig machen. Mangels Taschenlampe und Navi mussten wir notgedrungen das Scheinwerferlicht des Autos bei der Suche einsetzen. Und so blieb uns nichts anderes übrig, als um zwei Uhr morgens gleich mehrere Wohn- und Schlafzimmer zu erhellen, bis wir endlich vor dem richtigen Haus standen. Die Neo-Nachbarn nahmen es dankenswerterweise mit Humor.

Aussteigen, wir sind da. Dieses Mal klappte die Suche beim ersten Anlauf, es ist jetzt kurz nach Mitternacht. Kaum aus dem Auto draußen, bläst uns der Wind auch schon eine zarte Brise salziger Meeresluft in die Nase.

Durchatmen, tief inhalieren, glücklich sein. Nach einem Tag auf den Beinen und vier Stunden im Auto sind wir endgültig angekommen, physisch und emotional. Für Freudensprünge sind wir zu erschöpft, aber im Glanz unserer Augen kann man sie sehen, die Freude, die Begeisterung. Sogar das Meer hört man rauschen, so schön. Und, jö schau: Im schwachen Licht des Mondscheins zeichnen sich im Hintergrund die Dünen ab. Der Sti, der Trampelpfad zum Meer, scheint genau an unserem Haus vorbeizuführen. Doch das werden wir uns erst nach dem Frühstück bei Tageslicht genauer ansehen.

Die Kinder bekommen das Ende der Anreise gar nicht so recht mit, zu tief ist ihr Schlaf. Ein kurzes, undeutlich gemurmeltes "Sind wir schon da?" auf dem Weg vom Auto ins Bett, mehr kommt nicht. Ob ihr Unterbewusstsein unsere Antwort noch aufnimmt? Jedenfalls scheint's, als ob sie sich mit einem Lächeln in die frische Bettwäsche kuscheln, bevor sie endgültig weiterschlafen. 

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1 Ferienhäuser gibt es in allen Preislagen, abhängig von Größe, Lage und Ausstattung. In einigen sind Haustiere willkommen. © Fischer

2 Wer mit Kindern reist: Bei der Auswahl des Ferienhauses eventuell darauf achten, dass eine Waschmaschine vorhanden ist. Das erleichtert den Alltag ungemein. © Fischer

3 Die Ferienhäuser sind meist aus Holz, klassisch, mit Ziegel und Schilfdach, sind nur die wenigsten. © Fischer

Das Frühstück ist eine Angelegenheit von wenigen Minuten, wir wollen zum Strand – barfuß, in kurzen Hosen, mit Windjacke und Haube. Dänemark-Standard-Adjustierung quasi. Der Trampelpfad neben unserem Haus führt tatsächlich geradewegs auf die Düne und von dort an den Strand. Den wunderschönen, breiten, bis zum Horizont reichenden Sandstrand. Je weiter südlich man sich an der Nordseeküste aufhält, desto dichter ist die Bebauung mit Ferienhäusern, desto mehr Leute tummeln sich am Strand. Hier aber ist so viel Platz, dass es Adria- oder Mallorca-Verhältnisse nie geben wird.

Ob man hier baden kann? Ja, es gibt einige Strandabschnitte, wo die Nordsee ruhiger, das Baden erlaubt ist. Richtung Süden: Skallingen, Blåvand oder Søndervig beispielsweise. Der Strand bei Søndervig wurde 2014 sogar zum besten Strand Dänemarks gekürt. Nicht nur, weil er behindertengerecht konzipiert wurde, sonden weil vom Rettungsschwimmer über W-LAN und Gratis-Kaltwasserduschen alles vorhanden ist. Trotzdem Vorsicht vor den Strömungen – und bitte die Infotafeln mit den Badehinweisen lesen.

Schwimmen oder Gischtspringen. Wenn dich die bitterkalten Ausläufer der hereinbrechenden Welle zum ersten Mal kontaktieren, überlegst du dir selbst im Hochsommer ganz genau, ob du da jetzt wirklich baden gehen willst. Es muss ja nicht immer ein Vollbad sein. Fangen spielen mit der Gischt ist mitunter sogar unterhaltsamer, für Kinder ein schier unendliches Vergnügen. Nass werden sie allerdings so und so. Und sandig. Und je nasser sie werden, desto besser bleibt der Sand haften. Bis sie irgendwann aussehen wie frisch panierte Schnitzel. Ab nach Hause, waschen, trockenlegen.

Strand, jeden Tag? Aber nein, in Jütland gibt es nicht nur Natur. Das Legoland in Billund sei an dieser Stelle gleich einmal erwähnt – ein wunderbarer Ort zum Zeitvertreib, tolles Riesen-Aquarium, natürlicher als Disneyland. Oder der Givskud Zoo nahe Give, der nicht nur über einen superben Grillplatz, sondern auch einen fantastischen Spielplatz für alle Altersgruppen verfügt. Was den Zoo aber wirklich besonders macht, ist die Möglichkeit, mit dem eigenen Auto durch die weitläufigen Gehege zu fahren, quasi eine Mini-Safari. Oder gehen Sie wandern, wenn Sie vom Wind an der Küste genug haben. Im Landesinneren ist das Wetter stabiler. Es gibt herrlich angelegte Wege, im Naturschutzgebiet Skjern etwa. Bei Spaziergängen entlang des Fjords oder in schmalen Seitentälern (nahe Lemvig z.B.) empfiehlt es sich zudem das normale Schuhwerk gegen Gummistiefel zu tauschen. Die Wiesen sind teilweise derart morastig, dass es ohne dichtes Schuhwerk kein Weiterkommen gibt (vor allem dann, wenn kurz davor vielleicht noch Ziegen- oder Kuhherden den Boden aufgelockert haben).

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1 Weil nicht jeder Urlaubstag auch ein Strandtag sein muss, eine Alternative: Falsche Löwen – die gibt es im Legoland in Billund.  © Fischer

2 Echte Löwen sind hingegen im Givskud Zoo Nahe Give zu bestaunen. Wer will, fährt mit dem eige­nen Auto durch das weitläufige Gehege. © Fischer

3 Oder: Einfach nur spazieren gehen, in einem der vielen Häfen oder Naturschutzgebieten (wie hier in Skjern). © Fischer

7 Dinge, die Sie über einen Ferienhausurlaub in Dänermark wissen sollten

1. Meist weht der Wind, windstille Tage sind selten.

2. Salz ist überall überproportional – in der Luft, auf dem Essen, sogar auf Süßigkeiten.

3. Die Dänen lieben Lakritze in unzähligen Varianten, von süß bis sauer. Es gibt sogar Bier mit Lakritzgeschmack.

4. Spezielle Türgriff-Technik. In vielen Ferienhäusern muss der Türgriff erst angehoben werden, um auf- bzw. zusperren zu können.

5. Essen gehen und Alkohol sind vergleichsweise teuer, im Supermarkt kosten Lebensmittel ähnlich viel wie bei uns.

6. Viele Dänen sprechen Deutsch. Danke!

7. Landeswährung ist die dänische Krone. Vielerorts kann auch mit Euro gezahlt werden.

Alle Infos und Buchungen bei den Reisebüros des ÖAMTC und unter Tel. 0810 120 120.

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