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© Angelo Poletto
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April 2023

50 Jahre Wachauring: Schotter, Stratos & Asphalt

Am 22. und 23. April feierte der Wachauring sein 50-jähriges Bestehen. Rallycross-Action, fabelhaftes Wetter und vierrädrige wie zweibeinige Motorsport-Legenden zogen rund 7.000 Menschen nach Melk.

Na dann bau' ma so a Streck'n." So oder so ähnlich soll der motorsportbegeisterte Baumeister Herbert Herr auf Franz Wurz' und Harald Negers Idee von einer heimischen Rallycross-Strecke reagiert haben. Das erzählt zumindest der dreifache Europameister im Rallycross (RX) Franz Wurz selbst.

Von einem Freund aus Deutschland habe er erstmals von diesem Motorsport gehört. "Danach bin ich nach Holland geflogen, um bei einem Rennen live dabei zu sein. Ich war sofort begeistert."

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Ich war sofort begeistert.

Franz Wurz über Rallycross

Die Rennen begeisterten auch dieses Mal. Warum, ist für Keke Platzer klar. Der Murtaler ist Sprecher der Jubiläumsveranstaltung – und geht selbst in der "SuperTouringCars +2000"-Klasse an den Start.

Er sagt: "Rallycross hat einen Sprint-Charakter. Die Rennen dauern nur ein paar Runden, man hat nicht viel Zeit für Taktik, muss sofort überholen. Und dann sind da noch die unterschiedlichen Beläge."

Rallycross wird auf Asphalt und Schotter gefahren. Klar, dass das Format für viel Action sorgt.

Und diese Action erleben die Zuseher:innen hautnah, sehr viel hautnäher, als sie das bei den längeren Grand-Prix-Rennstrecken tun, von klassischen Rallyes ganz zu schweigen. Da braucht es keine Leinwand und keine riesigen Flatscreens, um mitverfolgen zu können, was das Feld denn grad so treibt, wo es ist, wer wen überholt, wer wie crasht. Die Augen reichen: Von der richtigen Position aus überblickt man den gesamten Wachauring.

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© Angelo Poletto

Einen regelrechten Hype erlebte der Sport besonders in den 1970er-Jahren. "Klassische Rallyes standen wegen der Ölkrise unter Druck und die großen Stars des Sports fuhren dann eben Rallycross. Außerdem war unsere österreichische Truppe zu der Zeit international tonangebend. Deshalb war Rallycross hier sehr populär", erinnert sich Franz Wurz.

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1 Rallycross kann durchaus auch Kontaktsport sein. © Johann Newetschny

2 Früher war das so... © Johann Newetschny

3 ... und ist auch heute noch so. © Angelo Poletto

Wurz kehrte wie erwähnt begeistert von Holland zurück, um Baumeister Herbert Herr prompt mit dieser Begeisterung anzustecken. Anfang 1973 erfolgte der Spatenstich, keine zwei Kilometer Luftlinie vom Stift Melk entfernt. Und schon wenige Wochen später, am 22. April 1973, fand das erste Rallycross-Rennen auf der damals noch "Leru-Ring" genannten Rennstrecke statt, übrigens ein Kofferwort aus St. Leonhard am Forst und Ruprechtshofen.

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In bester Laune: Franz Wurz am Wachauring.

Der heute 76-Jährige gewann damals das zweite Rennen auf der neuen Rallycross-Strecke. Oscar (15), Franz' Enkel und jüngster Sohn von Alexander Wurz, gelang zwar kein Triumph bei seinem RX-Debüt am vorletzten Aprilwochenende 2023. Das Lächeln war trotzdem breit, als er am Beifahrersitz des Lancia Stratos Platz nahm, um ein paar Showrunden neben Opa Franz mit zu fahren.

Seit einiger Zeit ist der Stratos wieder im Familienbesitz, wo er ein recht aktives Dasein genießt: Goodwood 2016, Ennstal Classic 2017 – der Lancia kommt herum. Und war am Wachauring in bester Gesellschaft: Audi Quattro, Lancia Delta, BMW 2002 ti (natürlich der Jägermeister), Alpine A110 – you name it.

Weil aber Bilder mehr sagen als Worte und Bewegtbild dann überhaupt und sowieso: Schauen Sie auf unserem Instagram-Kanal vorbei, dort sind diese Legenden zu sehen (und zu hören!).

2003, als es noch kein Instagram und auch kein TikTok gab, feierte der Wachauring jedenfalls einen nächsten Meilenstein: Nachdem die Anlage von der ÖAMTC Fahrtechnik übernommen wurde, verwandelte diese sie in ein hochmodernes Fahrsicherheitszentrum. "Mehr als 16.000 Personen konnten wir 2022 bei uns begrüßen", sagt Zentrumsleiter Roland Frisch.

Es wurden also gleich zwei Jubiläen am 22. und 23. April gefeiert. Wenngleich es zumindest aus österreichischer Perspektive in den internationalen Klassen gar nicht so viel zum Feiern gegeben hätte, also rein sportlich gesehen. Aber das war diesmal irgendwie: fast egal.

Und hier noch ein paar Bilder aus vergangenen Tagen:

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