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© Sebastian Weissinger
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November 2020

Roboter bauen ist kinderleicht

Wie Fünfjährige Roboter erschaffen können, ohne selbst ein Wunderwuzzi sein zu müssen? Anna Iarotska und ihr Robo-Wunderkind-Team haben da ein paar Würfel und Ideen dazu…

Manchmal ist er plötzlich da, der Gedanke: "Warum geht das nicht einfacher?" Und man hadert mit der Komplexität eines Produkts, der unverständlichen Bauanleitung oder den Tücken einer App. Und dann kommt da ein österreichisches Start-up-Unternehmen, das vollmundig erklärt, dass mit ihrem Produkt bereits Fünfjährige in die komplexe Welt des Roboterbauens und -programmierens eintauchen können.

Unkompliziert. Simpel. Intuitiv. Einfach ein paar bunte Würfel und Räder zusammenstecken, via App dem Konstrukt Leben einhauchen, fertig. Und schon können sich die Robos bewegen, optische und akustische Signale senden, Aufgaben bewältigen.

Echt so spielerisch? Yes!

Und dann denkt man, warum da niemand früher draufgekommen ist. Diese Frage haben wir Anna Iarotska, Mitgründerin der Marke Robo Wunderkind, in weiterer Folge direkt gestellt.

Zunächst aber haben wir sie um einen Elevator-Pitch gebeten, ein kurzes Intro in eigener Sache…

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Anna, kannst du uns bitte Robo Wunderkind in nur einer Minute erklären?

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Meine Partner und ich fanden, es wäre supercool, wenn bereits Fünfjährige kleine süße Roboter selber bauen und programmieren könnten. Roboter, die niemanden ausgrenzen.

Anna Iarotska, CEO Robo Wunderkind

— Wie und wann kamst du auf die Idee, kinderleicht zu bedienende Roboter zu bauen?

Anna iarotska:Die ersten Überlegungen entstanden beim Besuch eines Tech-Festivals. All die Ideen dort, das war superspannend. Aber ich habe auch bemerkt, dass es Leute gibt, die mit der modernen Technik nicht mehr mitkommen. Und dann habe ich mir gedacht, was das wohl für die Schule heißt? Was muss in einer Schule unterrichtet werden, damit Schüler technisch up-to-date bleiben?

— Und das war der Entstehungsmoment von Robo Wunderkind?

Anna iarotska:Noch nicht ganz. Ich habe zunächst recherchiert. Obama hatte damals in den USA verkündet, dass vor allem die MINT-Fächer (Anmerkung: die vier Buchstaben stehen für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) gefördert werden sollten, denn das seien die "jobs of the future". Ich fand das interessant, denn in Österreich hat damals niemand darüber gesprochen. Und die Frage, die ich mir dann gestellt habe, war: "Wie unterrichtet man MINT für kleine Kinder?"

— Wie lautete die Antwort?

Anna iarotska:Meine Partner und ich fanden, es wäre supercool, wenn bereits Fünfjährige kleine süße Roboter selber bauen und programmieren könnten. Roboter, die niemanden ausgrenzen. Denn damals gab es schon andere Roboter, Lego Mindstorms zum Beispiel. Das ist schon ein cooles Produkt, weil es Robotik für zu Hause möglich gemacht hat, aber es sah einfach zu technisch aus. Mich als junges Mädchen hätte das nicht angesprochen.

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— Wer hatte die Idee der Würfel-Bauweise?

Anna iarotska:Wir hatten mehrere Ideen, aber von meinem Mitgründer Rustem kam die konkrete Idee, dass die Module einfach und in intuitiver Form zusammenbaubar sein sollten.

— Diese Module sind rot, blau, grün. Sind solche Standardfarben nicht ein Nachteil, wenn es um die Aufmerksamkeit geht?

Anna iarotska:Wir wollen keine Klischees fördern, deswegen verzichten wir absichtlich auf Regenbogen- oder Leuchtfarben. Wir wollen auch keine Mädchen- oder Buben-Edition. Wir wollen Kinder universell ansprechen, unsere Roboter sollen für alle Kinder sein, und das gelingt uns hoffentlich mit den Standardfarben auch.

— Wer oder was inspiriert euch?

Anna iarotska:Ganz klar der Austausch mit anderen Start-ups, es gibt so viele Ideen, so viele Leute arbeiten in so viele Richtungen, das inspiriert einfach. Und uns motiviert, wenn wir Kinder dabei beobachten, was sie aus unseren Bausteinen machen. Wenn wir Workshops veranstalten, und dabei auch ihre ungefilterten, ehrlichen Reaktionen miterleben können. Wie sie sich freuen, wenn etwas klappt. Aber natürlich auch wie sie sich ärgern, wenn etwas nicht so funktioniert, wie sie sich das vorstellen. Es macht einfach viel Spaß zu sehen, wenn Kinder Freude daran haben, etwas zu lernen. 

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Ich bin schon ein großer Freund von Technik, aber wenn man sich täglich damit beschäftigt, versteht man auch viel mehr die Gefahren.

Anna Iarotska, CEO Robo Wunderkind

— Wie sehr lässt du moderne Technik in dein eigenes Zuhause? Kann z.B. deine Lichtanlage über das Internet gesteuert werden? Vertraust du auf zeitprogrammierte Wisch- und Saug-Roboter?

Anna iarotska:Also zu Hause übertreibe ich nicht. Für mich gibt es da immer zwei Seiten. Die eine betrifft den Komfort, den die Technik mit sich bringt. Und die andere Seite betrifft die Sicherheit bzw. sind es die Sicherheitsbedenken, die es zu beachten gilt. Ich bin schon ein großer Freund von Technik, aber wenn man sich täglich damit beschäftigt, versteht man auch viel mehr die Gefahren.

An diesen Einfluss, den Technik haben kann, was Technik alles bewirken kann, daran denken wir sehr intensiv bei Robo Wunderkind. Dieses Wissen sollte generell möglichst breit gestreut werden. Vor allem müssen wir unseren Kindern dabei helfen, diese beiden Seiten zu verstehen.

— Wie kann ich einem Kind Sicherheit im Internet beibringen?

Es geht vor allem darum, den Kindern bewusst zu machen, welche Geräte sich womit verbinden und von wo aus sie gesteuert werden. Und was mit den Daten passiert, die transferiert werden. Es geht also um das richtige Verhalten im Internet, wie Systeme miteinander arbeiten.Dieses Basiswissen möchten wir eben mit Robo Wunderkind weitergeben.

—  Ihr habt mittlerweile drei Standorte…

Anna iarotska:Ja, unser Hauptsitz ist in Wien, hier ent­wickeln wir. Dann gibt’s das Büro in Shenzhen in China, wo wir produzieren, und ein weiteres Büro in Chicago für die Distribution.

— Welche Folgen hat die Pandemie für deine Mobilität, deine Arbeitsabläufe?

Anna iarotska:Das ist jetzt natürlich ganz anders, ich verbringe viel mehr Zeit vor dem Computer. Für uns war dieser Wechsel noch intensiver, weil wir davor in einem Unterstützungs-Programm für Education-Start-ups waren. Wir haben in kurzer Zeit mehrere Länder besucht und potenzielle Businesspartner getroffen, z.B. in Indien, China, England, USA etc.

Dann kam der Stopp. Nun ist zwar im Bildungssektor wieder sehr viel los, weil versucht wird, den Unterricht aufzuholen bzw. aufrechtzuerhalten. Nur denken die meisten natür­lich an die Basics, also Rechnen, Schreiben etc., aber nicht ans Programmieren. Wir müssen uns wieder in Erinnerung rufen.

— Abschließende Frage: Was ist schöner? Eine Prämierung für das Produkt oder ein hochgeladenes Video, das den Nachwuchs beim Spielen mit euren Würfeln zeigt?

Anna iarotska:Preise sind schön, keine Frage, und wir haben auch schon sehr viele gewonnen, aber die liebste Bestätigung für unser Tun sind die Kreationen der Kinder.

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© Sebastian Weissinger
  • Geboren 1984
  • 2014: Yuri Levin, Rustem Akishbekov & Anna gründen Robo Wunderkind, erste Proto­typen entstehen 
  • 2015: Eine Crowdfunding-Kampagne bringt 246.000 US-Dollar ein
  • 2017: Auslieferung erster Roboter
  • 2019: Anna gewinnt den Deutschen Digitalpreis "The Spark" (Sonderkatego­rie Female Founder)
  • 2020: Dem Europäischen Innovationsrat ist Robo Wunderkind eine 1,75-Millionen-Euro-Förderung wert 
  • Weltweit setzen mehr als 500 Schulen die Roboter im Unterricht ein
  • www.robowunderkind.com

Es geht vor allem darum, den Kindern bewusst zu machen, welche Geräte sich womit verbinden und von wo aus sie gesteuert werden. Und was mit den Daten passiert, die transferiert werden. 

Anna Iarotska, CEO Robo Wunderkind

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