PUCH 500_FIAT 500_er070_CMS.jpg Erich Reismann
© Erich Reismann
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Januar 2022

Klein gegen Groß

Autos werden immer größer – und können im Alltag damit nerven. Im Sinne von Sicherheit und Komfort ist das Größenwachstum aber zu begrüßen.

Jeder von uns kennt das: überfüllte Parkplätze, enge Stellflächen, verwinkelte Parkhäuser. Halbwegs bequemes Ein- oder Aussteigen? Fehlanzeige. Schmutziges Gewand oder Dellen im Auto sind vorprogrammiert.

Allerdings: Stellplätze oder Parkhäuser sind in den vergangenen 40 Jahren nicht kleiner oder enger geworden. Es sind vielmehr die Autos, die in dieser Zeit immer länger, vor allem aber deutlich breiter geworden sind.

Und das betrifft nicht nur die oft (und teilweise auch zu Recht) kritisierten SUV, sondern beginnt schon bei Kompakten wie dem Klassiker VW Golf.

Wir haben uns unterschiedliche Modelle aus verschiedenen Fahrzeugklassen herausgesucht und die diversen Generationen miteinander verglichen.

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Im Wandel der Zeit

Die Gründe sind vielfältig. In den letzten Jahrzehnten haben sich das Leben, die Gesellschaft, die Menschen, aber auch die Ansprüche stark verändert. Um diesem Trend gerecht zu werden und für immer neue Kunden attraktiv zu bleiben, müssen allerdings auch die Autos "mitwachsen".

Für die ausladenden Dimensionen moderner Autos sind daher mehrere Gründe ausschlaggebend. Stichwort Platzangebot: Da die Menschen von Generation zu Generation größer werden, benötigen sie auch im Auto mehr Platz.

Bestes Beispiel: die im Vergleich zu früheren Autos deutlich voluminöseren Sitze. Aber auch der Bedarf nach mehr Stauraum fürs Gepäck fördert das Wachstum.

Safety first

So benötigen die immer anspruchsvolleren NCAP-Crashtests mehr Raum für Knautschzonen und die Unterbringung von zahlreichen Airbags im Innenraum. Bestes Beispiel: die massiv dickeren Türen eines modernen Fahrzeuges, die neben einer besseren Geräuschdämmung auch im Falle eines Seitenaufpralls mehr Sicherheit bieten müssen.

Könnte man nicht moderne effiziente ­Motoren in ein 40 Jahre altes Auto einbauen? Das müsste doch wahre Sparsamkeitswunder ergeben.

ÖAMTC-Cheftechniker Thomas Hametner: "Technisch sicher machbar, allerdings haben die voluminösen Kühlsysteme und die aufwendige Abgasreinigung moderner Autos schlicht und einfach keinen Platz in einem Fahrzeug aus den 80er- oder 90er-Jahren."

Besonders die Anforderungen in Bezug auf Crash-Sicherheit und Fußgängerschutz sowie die stark gestiegenen Anforderungen an das Emissionsverhalten und die stetige Optimierung der Aerodynamik steigern das Größenwachstum moderner Fahrzeuge.

Florian Moser, Pressesprecher der 3er-Reihe bei BMW

Der Speck muss weg

Moderne Autos werden aber nicht nur länger, breiter und höher. Auch beim Gewicht haben aktuelle Autos im Vergleich zu früher ordentlich an Masse zugelegt. Bei uns Menschen sind es ungesundes Essen wie Pommes, Burger und Co., die das Gewicht in die Höhe schnellen lassen. Bei modernen Autos heißen die Gewichtstreiber Sicherheit und Komfort.

Dass neue Fahrzeuge immer schwerer werden, liegt daher nicht nur an den größeren Abmessungen, sondern vor allem auch an den gestiegenen Sicherheitsansprüchen. Immer mehr Assistenzsysteme, unterschiedlichste Elektromotoren für allerlei Helferlein für Sitzverstellung, Spiegeljustierung und Co. sowie immer komfortablere Fahrwerke fördern eine stetige Gewichtszunahme. Und unterm Strich auch höheren Kraftstoffverbrauch.

Dem steuern die Hersteller mit dem Einsatz von immer mehr Leichtbaumaterialien entgegen. Auch bei der Entwicklung neuer Elektroautos spielt die Leichtbauweise eine immer wichtiger werdende Rolle. Denn jedes überflüssige Kilo verringert die Reichweite der Autos pro Batterieladung. 

Problemzone Parkhaus

Sein Auto in Parkhäusern abzustellen, ist nicht immer besonders komfortabel. Sofern man noch halbwegs bequem durch die Garageneinfahrt gekommen ist, wird spätestens das Einparken mühsam. Beim Aussteigen quält man sich durch eine nur einen Spalt geöffnete Tür, um dem Nachbarfahrzeug nur ja keine Delle zu verpassen – obwohl man selbst perfekt zwischen den Bodenmarkierungen der Parklücke steht. 

Stellplätze mit rund 2,3 Meter Breite waren vor 40 Jahren schon Standard. Heute gilt eine Regelbreite von 2,5 Metern beim sogenannten "Senkrechtparken". Der Breitenbedarf von Pkw ist in den letzten Jahrzehnten aber zum Teil deutlich massiver gewachsen. Ein Mini beispielsweise ist heute schon 30 Zentimeter breiter als sein klassischer Vorgänger vor 60 Jahren.

Sicherheits-relevante Technik und mehr Geräuschkomfort tragen überdies dazu bei, dass Türen bei einem modernen Auto zumindest doppelt so dick sind wie bei einem Auto aus den Achtzigern. Eine zeitgemäße Norm für Neubauten, die festlegt, dass der Stellplatz dem Größenbedarf der Nutzer moderner Fahrzeuge entsprechen muss, wäre also fällig.

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