Wer den Eindruck hat, tagtäglich im Radio vor Geisterfahrer:innen gewarnt zu werden, liegt gar nicht so weit daneben. 400 Mal schlug der Ö3-Verkehrsservice 2024 Alarm. Elf Mal kam es tatsächlich zu einem Unfall mit Geisterfahrer-Beteiligung, zwei Menschen verstarben dabei. Hauptsaison haben die Irrfahrten von Juni bis September, außerdem sind Wochenenden deutlich häufiger vertreten als Werktage. Doch es gibt nicht nur zeitliche Häufungen, sondern auch einen geografischen Hotspot: Der Knoten Villach ist laut Ö3-Geisterfahrerstatistik eine Problemzone. Dort treffen die Süd-, Tauern- und Karawankenautobahn aufeinander. Und saisonbedingt herrscht auch noch starker Urlauberverkehr. Insgesamt pendelt die Anzahl der Geisterfahrerwarnungen seit 2010 zwischen 350 und 450 Fällen pro Jahr, ein Trend ist nicht erkennbar.
Auf Kollisionskurs
Geisterfahrer:innen scheinen fast täglich unterwegs zu sein. Aber stimmt das? Alle Hintergründe und die richtige Reaktion im Ernstfall.
Hinter den Kulissen der Geisterfahrerwarnungen
Mit dem Mythos, dass es nicht bei alle Geisterfahrerwarnungen auf Ö3 auch einen realen Geisterfahrer auf der Autobahn gibt, räumt Thomas Ruthner, Leiter der Verkehrsredaktion des ORF, auf: „In acht oder neun von zehn Fällen spiegelt die Warnung die Realität wider. Die Alarmkette wird bei jeder Meldung sofort ausgelöst. Meist geht sie bei der Polizei ein, die sie an Ö3 weitergibt.“ Gelegentlich kommt es allerdings zu Falschwahrnehmungen – etwa, wenn bei einer Baustelle ein Fahrstreifen auf die Gegenfahrbahn verlagert wird. Der Widerruf einer Warnung erfolgt erst, sobald die Polizei den Abschnitt in beiden Richtungen abgefahren, den Geisterfahrer gegebenenfalls gestoppt hat und Entwarnung gibt. Das dauert freilich ein wenig. Deshalb kommt es oft vor, dass Falschfahrer:innen ihren Fehler schon vor Abschluss der Kontrolle durch die Polizei bemerken und wieder abfahren. Ruthner erklärt: „Nur ein einstelliger Prozentsatz aller Geisterfahrer:innen wird schlussendlich von der Polizei angehalten. Der Rest verschwindet in der Anonymität oder beendet die Fahrt mit einem Unfall.“
Was wird gegen Geisterfahrer getan?
Dass es so viele Geisterfahrer:innen gibt, liegt am heimischen Mautsystem. In Ländern, in denen Mautstationen die Auffahrten blockieren, tritt das Phänomen viel seltener auf. Die Asfinag arbeitet vor allem mit baulichen Maßnahmen bei Auffahrten sowie auffälliger Beschilderung. Außerdem kommt moderne Technik zum Einsatz: Sensoren auf der Fahrbahn schlagen bei Falschfahrer:innen sofort Alarm. Andere Verkehrsteilnehmer:innen werden über 885 elektronische Tafeln auf Österreichs Autobahnen, Schnellstraßen und Auffahrten gewarnt. Hinzu kommen 143 Tunnel mit Lichtsignalanlagen. Zwischenzeitlich waren auch rund 20 „Geisterfahrerkrallen“ im Einsatz, die falsch Auffahrende automatisch lahmlegten. Aufgrund hoher Wartungskosten und der schlechten Ersatzteilverfügbarkeit wird diese Technik aber aufgelassen.
Richtig verhalten bei Geisterfahrern
Ist auf Ihrer Strecke ein:e Geisterfahrer:in unterwegs, sollten Sie sich an diese Regeln halten:
- Geschwindigkeit reduzieren.
- Abstand zum vorausfahrenden Auto erhöhen.
- Auf dem rechten Fahrstreifen einreihen und nicht überholen.
- Wenn möglich, beim nächsten Parkplatz/Rastplatz stehen bleiben und warten, bis im Radio die Entwarnung kommt.
Ich wurde selbst zum Geisterfahrer – was soll ich tun?
Folgende Verhaltensregeln müssen beherzigt werden, wenn Sie merken, dass Sie entgegen der Fahrtrichtung unterwegs sind:
- Warnblinkanlage und Abblendlicht aktivieren.
- Am nächstgelegenen Fahrbahnrand anhalten.
- Warnweste anziehen.
- Aus dem Auto aussteigen und hinter der Leitschiene in Sicherheit bringen.
- Keinesfalls im Rückwärtsgang zur Auffahrt zurückfahren
- Weder wenden noch die Fahrbahn kreuzen.
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