Ein Auto, ein bisschen Zeit und am besten jede Stunde ein neues Landschaftspanorama. Für mich ist es eine der schönsten Reisearten: Mit dem Auto über eine kleine Insel, von einem landschaftlichen Highlight zum nächsten, so viel auf so engem Raum zu sehen, dass es schon fast unwirklich wirkt. Es gibt Reiseziele, an denen man sich fühlt, als hätte jemand die Welt im Miniaturformat ausgerollt: Klippen wie in Irland, Wälder wie in Kanada, Strände wie in der Karibik, alles nur drei Roadtrip-Snacks entfernt. Diese Orte sind wie gemacht für Roadtrips mit maximalem Tapetenwechsel bei minimaler Strecke. Geprüft und für gut befunden wurden diese Inseln, die nicht nur überrascht, sondern sogar begeistert haben.

Wo die Welt auf kleinstem Raum zusammenkommt
Du willst mit dem Auto durch dramatische Landschaften fahren, ohne stundenlang unterwegs zu sein? Diese Inseln in Europa bieten maximale Natur auf minimaler Fläche – perfekt für Roadtrips mit ständigem Tapetenwechsel: Wald, Wüste, Klippen und Kraterseen an nur einem Tag.
Von Sandra Gloning
Jersey – Kleine Insel, große Naturvielfalt auf der englischen Kanalinsel
Buchten, die das Gefühl vermitteln direkt in LA gelandet zu sein, hohe Klippen und Schluchten, Lavendelfelder, grüne Wiesen und dramatische Höhlen. Die kleine englische Kanalinsel bietet viele unterschiedliche Vegetationen. Da sie nur 25 km vor der französischen Küste liegt, überzeugt sie mit französischem Wetter. Die Insel hat eine Fläche von knapp 120 km2 und 100.000 Einwohner:innen. Tipp: Für alle, die sich wegen dem Linksverkehr Sorgen machen, gibt es auch geführte Bustouren, die an einem Tag die Insel umrunden.
Landschaftliche Highlights:
· Beauport Bay: Fernab vom Massentourismus und Liegestühlen lockt diese Sandbucht, eingekesselt von Klippen und mit türkisblauem Meer.
· Plemont Bay: Höhlen, Wasserfälle, dramatischer Tidenhub, Klippen, über die man hinabschauen kann. Diese Bucht ist ein kleines Abenteuergebiet in sich.
· Waterworks Valley: Klassische britische Romantik mit verwunschenen Wegen, Wasserläufen und altem Baumbestand
· Gezeiten: Jersey hat einen der stärksten Tidenhübe Europas. Der Leuchtturm von La Corbière steht auf einem Felsen im Meer und kann je nach Gezeiten bewandert werden oder ist gänzlich von Wasser umgeben.
· North Coast Path: Schroffe Klippen, weite Ausblicke, Wind in den Haaren, im Norden der Insel lässt das Irland-Gefühl grüßen.
· Grosnez: In den Klippen rund um Grosnez taucht plötzlich dunkles Vulkangestein auf. Etwas, dass man eigentlich aus Island kennt und im starken Kontrast zum grünen Inselinneren steht.
· Lavendelfelder: Im Sommer blühen auf Jersey tatsächlich Lavendelfelder, allen voran in der Jersey Lavender Farm in St. Brelade.

Sizilien – Naturwunder zwischen Vulkanen und italienischen Küsten
Die Straßen führen von Zitronenhainen zu schneebedeckten Vulkanen, von barocken Städten zur kargen Mondlandschaft am Ätna. Die italienische Insel Sizilien ist dramatisch und unglaublich abwechslungsreich. Mit knapp 25.500 km² ist es die größte Insel im Mittelmeer und es leben etwas mehr als 5 Millionen Menschen auf der Insel. Tipp: Da es sich hier um die größte Insel handelt, lässt sich die ganze Insel nicht innerhalb eines Tages umrunden. Hier einige Tage Zeit einplanen und unbedingt die Aktivität von Ätna vor der Abreise checken
Landschaftliche Highlights:
· Ätna: Schwarz, dampfend, beeindruckend. Der aktive Vulkan auf Sizilien lässt sich per Jeep erklimmen, oder man wandert rauf und genießt den Anblick der erkalteten Lavafelder. Tipp: Je früher man aufbricht, umso spektakulärer das Erlebnis.
· Scala dei Turchi: Strahlend weiße Kalksteinfelsen, die wie eine riesige Treppe ins Meer führen. Besonders bei Sonnenuntergang fast karibisch im Look.
· Cava d’Ispica: Wilde Schluchten im Südosten, ideal für Wanderungen durch Olivenhaine und purer, wilder italienischer Natur.
· San Vito lo Capo: Türkisblaues Meer, weiße Sandstränge. Im Westen der Insel könnte man glauben, man ist mitten in der Karibik gelandet.
· Vendicari-Naturschutzgebiet: Im Südosten Flamingos, Sanddünen, Salzseen, Ruinen, alles auf wenigen Kilometer und perfekt für Wanderungen.

Isle of Skye – Die wildeste Insel Schottlands für Roadtrip-Fans
Schroffe Felsen, smaragdgrüne Hügel, Wasserfälle, die direkt ins Meer stürzen, und mystische Landschaften wie aus einer anderen Welt – die Isle of Skye ist ein wilder Naturrausch. Die Schottische Insel hat eine Fläche von 1656 km² und rund 10.000 Einwohner:innen. Sie liegt im Norden Schottlands und ist die bekannteste schottische Insel. Rund ein Drittel der Einwohner sprechen schottisch-gälisch. Hier gibt es eigentlich kein schlechtes Wetter – jede Witterung gibt der Insel ganz eigenen Charme. Aber man sollte auf schnelle Wetterwechsel eingestellt sein und immer Regenschutz dabeihaben. Sicher ist sicher.
Landschaftliche Highlights:
· Fairy Pools: Auf der Insel befinden sich glasklare Becken mit türkisfarbenem Wasser, fast wie in den Tropen, nur mit 12 Grad Wassertemperatur.
· Mealt Falls: Ein Wasserfall aus einem See, der direkt von der Klippe ins weite Meer stürzt.
· Neist Point Klippen mit Leuchtturm: Auf einer Klippe, die sich ins Meer hervorstreckt, ragt ein einzelner Leuchtturm hinaus. Die Wände der Klippe sind rau, wild und steil.
· Cuillin Hills: Fast Alpin-schroff ragen die Berge auf der Insel in die Höhe. Zum Teil sind sie mit Wald bewachsen, zum Teil schroffes Steingebirge.
· Glen Sligachan: Grüne Täler, Nebel, und diese ganz bestimmte mystische Stimmung in der Weite in diesem Tal.
· Old Man of Storr: Beinahe wie eine Kulisse aus Herr der Ringe mit Special Effekts: Je nachdem wie das Wetter ist, wechseln die Farben mit – von neblig-mystisch bis knallgrün-sonnig.

São Miguel – Azoren-Insel für Naturfans, die alles wollen
In heißen Quellen baden, durch Teefelder spazieren, Kraterseen umrunden und dann die Küste mit tosenden Wellen entlangfahren. Die Azoren mit São Miguel bieten einen Geheimtipp auf kleinem Raum im Atlantik vor der portugiesischen Küste. Die Insel hat rund 746,8 km² und es leben rund 150.000 Menschen dort. Obwohl es touristisch mehr wird, nach wie vor ein kleiner Geheimtipp und auch in den Nebensaisonen wunderschön. Ein beliebtes Reiseziel für Wandertourismus.
Landschaftliche Highlights:
· Sete Cidades: Ein Riesenkrater, zwei Seen, zwei Farben. Einer grün, einer blau, getrennt durch eine Brücke. Das bekannteste Fotomotiv der Azoren.
· Furnas im Park Terra Nostra: Heiße Quellen, die mitten in der Natur mit 38 Grad warmen Thermalwasser zum Baden einladen.
· Ribeira Grande: Die Nordküste der Insel ist wild und rau. Hier brechen Atlantikwellen gegen schwarze Lavafelsen.
· Lagoa do Fogo: Ein riesiger Kratersee auf über 500 Metern Höhe, umgeben von Dschungelgrün, oft in Nebel getaucht.
· Praia de Santa Bárbara: Ein beeindruckender Strand mit schwarzem Vulkansand vor dramatischer Kulisse.

La Palma – Die Kanareninsel mit drei Klimazonen und hundert Wanderwegen
Tropische Lorbeerwälder, karge Vulkanlandschaften und Küsten, an denen die Wellen toben. Auf der kanarischen Insel La Palma kann man an einem Tag durch drei Klimazonen wandern. Die spanische Insel ist 708 km² groß und hat rund 85.000 Bewohner:innen. Besonders beliebt bei Wanderer:innen, da sie landschaftlich so abwechslungsreich ist. Nach La Palma gibt es oft keine Direktflüge und die Insel muss beispielsweise über Teneriffa erreicht werden. Genug Zeit dafür einplanen.
Landschaftliche Highlights:
· Nationalpark La Caldera de Taburiente: Tropische Lorbeerwälder im Gebirge, sehr feucht, moosig, immergrün voller Bachläufe und Farne, eine Mischung aus Grand Canyon und tropische Schlucht.
· Puntagorda: Steilküste mit einsamen Buchten rauf auf den vollen Atlantik.
· Playa de Nogales: Schwarzer Lavasandstrand, der nie überlaufen ist und von hohen Klippen gekrönt wird.
· Vulkanroute GR-131: Über 1.000 km Wanderwege, von Küste bis Bergspitze, viele davon in halbtropischer Vegetation.
· La Palma bietet Mikroklimata: Im Süden trocken und karg, im Nordosten feucht und grün, dazwischen Wolken, Sonne und Nebel im Stundentakt. Packen für die unterschiedlichen Wetterzustände ist nicht so einfach.
· Tajogaite: Die jüngste Vulkanlandschaft Europas, mit Wanderwegen durch komplett neue Lavafelder.

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