"Der Jakobsweg gibt dir nicht, was du willst. Er gibt dir, was du brauchst."
Dieses Sprichwort fasst zusammen, was viele Menschen antreibt, die sich auf die berühmte Weitwanderung begeben. Manchmal geht es um eine spirituelle Suche, manchmal darum, die Komfortzone zu verlassen, neue Menschen kennenzulernen oder einfach nur eine Zeit lang aus dem Alltag auszubrechen.
Das gelingt auf dem Camino de Santiago gut. Die Reise ist minimalistisch: gehen, essen, schlafen, wieder gehen.
Diese Reduktion auf das Wesentliche wirkt in unserer komplexen Welt befreiend. Ein Rucksack, ein Wanderstock und gute Bergschuhe – sonst ist nichts nötig, bis auf Zeit. Zeit, um dem Ziel des historischen Pilgerwegs Meter für Meter näherzukommen. Um meditativ unzählige Kilometer abzuspulen, die Landschaft in sich aufzunehmen, um am Ende bei sich selbst anzukommen – und in Santiago de Compostela. In dieser Stadt im Nordwesten Spaniens, wo das Grab des Apostels Jakobus vermutet wird.
Die bekannteste Variante des Jakobsweges ist der "Camino Francés". Er beginnt in den Pyrenäen und führt über etwa 800 Kilometer bis nach Santiago.
Neue Orte, neue Menschen, ein Weg
Der Weg mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten ist mittlerweile gut erschlossen und selbst wer alleine startet, kann immer wieder Anschluss finden.
Denn trotz aller Individualität entsteht auf dem Weg eine besondere Gemeinschaft unter Pilgern. Fremde werden zu Freunden, Gespräche zu Wegmarken.
Auch wenn der Ursprung religiöser Natur ist, wandern viele Menschen aus rein touristischen oder sportlichen Gründen. Denn der Weg ist sowohl physisch herausfordernd als auch kulturell bedeutend mit vielen historischen Städten und Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke.
Gehen, schauen, abschalten
Verbunden sind sie durch ein Zeichen, das den Wanderern über die gesamte Strecke Orientierung bietet: Die Jakobsmuschel, die auf Hauswänden, Brunnen, Toren und Schildern die Richtung weist. So gut der Weg auch ausgewiesen ist: Das Abenteuer beginnt meistens, wenn die Wanderer ein Stück vom Plan abweichen, wenn es nicht rundläuft. Ein Regenguss, eine verschlossene Herbergstüre, ein riesiger Umweg – all das führt zu den Geschichten, die noch lange erzählt werden – am Abend in der Herberge und natürlich nachher zu Hause. Vermutlich hat sich deshalb ein zweites Sprichwort rund um den Jakobsweg etabliert: "Wanderer, es gibt keinen Weg. Der Weg entsteht beim Gehen."
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