Bunte Ortsschilder am Meer und eine Dame steht daneben.
© Peter Pisecker
© Peter Pisecker
August 2025

Reisebericht Jamaika: Mehr als Karibik-Klischees

Jamaika ist nicht einfach nur ein Land oder irgendeine Insel. Es ist eine Einstellung, ein Lebensstil.
 

Es gibt ja wenig auf der Welt, das man uneingeschränkt als traumhaft bezeichnen kann. Irgendein Haar ist immer in der Suppe. Aber Jamaika ist schon ziemlich traumhaft. Die Menschen sind offen, freundlich, entspannt. Sehr entspannt.

Abendliche Landung auf dem kleinen Flughafen von Montego Bay. Direktflug aus Frankfurt mit der Condor, jeden Mittwoch und Sonntag. Du steigst aus dem Flugzeug, versinkst in der warmen, feuchten Luft wie in einem heißen Bad, schnupperst ein wenig und denkst sofort: Wow!

Dann stehst du eineinhalb Stunden vor den Einreisebeamten in der Schlange.

Das Land macht es einem nicht immer leicht. Nach dem allerersten Eindruck, diesem ersten "Wow", folgt ein zweiter und dann ein dritter. Es gibt viele erste Eindrücke, jeder einzigartig, jedes Mal glaubst du, etwas Endgültiges begriffen zu haben, und jedes Mal musst du noch einmal darüber nachdenken.

Viele Menschen sind arm. Aber gut drauf. Das kann nicht nur daran liegen, was sie mitunter rauchen. Sie haben ein sympathisches Selbstbewusstsein, begegnen Touristen auf Augenhöhe und was immer sie tun, sie tun es in ihrem eigenen Tempo. Hab ich in der Zeit, die ich dort war, auch nur einen Menschen etwas hastig tun sehen, oder flott? Nein, hab ich nicht.

First time in Jamaica? Alle fragen das, und: Where are you from? Aus Österreich, sage ich, und nein, ich war früher schon einmal da. Worauf einer sagt: Welcome back home!

Nun sehe ich wirklich nicht wie jemand aus, der hier zu Hause ist. Aber der Satz kommt von Herzen und sagt viel über Jamaika. Das ist nicht einfach nur ein Land oder irgendeine Insel. Es ist eine Einstellung, ein Lebensstil, für manche sogar eine Art Religion – die der Rastafari.

Kurze Geschichtsstunde: Marcus Garvey aus St. Ann’s Bay war ein radikaler Politiker, der den jamaikanischen Kreolen ihre afrikanische Herkunft bewusst machen wollte, sie sogar zur "Rückkehr" nach Afrika aufforderte. Als in Äthiopien 1930 Ras Tafari Makonnen zum Kaiser gekrönt wurde und sich Haile Selassie nannte, begannen Garvey und seine Anhänger, Afrika mit Äthiopien gleichzusetzen – dem einzigen afrikanischen Land, das nie kolonisiert wurde –, und erhoben Selassie zur göttlichen Majestät. Die Dreadlocks der Rastafari sind eine Nachahmung des kaiserlichen Symbols der Löwenmähne.

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Wohin in Jamaika?

Wer Jamaika sucht, ist in Mo’Bay bereits fündig geworden. Montego Bay ist Jamaika schlechthin, eine dichte Ansammlung von Lärm und Menschlich­keit: Straßenverkäufer, kleine Läden, blasse Touristen, braungebrannte Touristen und schwarze Jamaikaner.

Mo’Bay ist das St. Tropez Jamaikas, das Ziel für den klassischen Karibikurlaub, das Meer ist hier noch blauer un d die Strände sind noch weißer. Die Stadt selbst steht für Nightlife, auf dem Hip Strip reiht ein Lokal sich ans nächste.

Mehr Ruhe findet man in Negril am äußersten westlichen Spitzel der Insel – nur nicht in Rick’s Café, doch davon später. Naturliebhaber zieht es in die Berge im Osten Jamaikas, wo auch die großen Kaffee- und Bananenplantagen liegen. Kingston schließlich, die Hauptstadt, ist die Business-Metropole.

Aber die Touriflieger landen in Mo’Bay. Das Grand Palladium Jamaica Resort & Spa liegt eine gute halbe Stunde westlich des Flughafens. Es sind eigentlich zwei Resorts in einem, eine Hälfte davon nennt sich Grand Palladium Lady Hamilton Resort & Spa. Trennung zwischen beiden gibt es keine, alle Einrichtungen stehen allen Gästen, die in den 1.050 Suites und Junior Suites logieren, zur Verfügung. Und natürlich ist eine große Schar dienstbarer Geister vorhanden.

Neuneinhalb Hektar groß ist die Anlage. Drei Strände liegen innerhalb des Resorts: Las Brisas Beach, Coral Beach und Sunset Cove. Sieben À-la-carte-Restaurants und vier weitere mit Selbstbedienung stehen zur Verfügung, dazu 15 Bars. Einige sind tagsüber frequentiert, andere abends bis Mitternacht – nur die Xtra Time Sports Bar ist bis 7 Uhr früh geöffnet, schließt dann für zwei Stunden und macht um 9 Uhr wieder auf.

Das Meer ist warm, der Strand sauber, aber wer seine Zehen nicht in den Sand tauchen möchte, findet eine riesige Poollandschaft vor – leider ab mittags mit Discobeschallung.

Ich logiere in einer der Junior Suiten ohne Meerblick und Außendusche, trotzdem fürstlich. Wie traumhaft muss es erst sein, in einer der 48 "Romance Villa Suites Ocean View" (adults only) die Hochzeitsreise zu verbringen.

Die Insel erkunden: River Rafting

Ausflug nach Martha Brea, zum "River Rafting". Ich denke an Wildwasserrafting, sehe mich schon in Schwimmweste und Sturzhelm, mit zehn anderen mich in einem großen Schlauchboot anklammern, das brutal über schäumende Stromschnellen springt – tosendes Wasser, alle bis auf die Haut durchnässt. Weit gefehlt: Der Martha Brea River ist ein ruhiges Flüsschen, das gemächlich dem Meer zustrebt, wir sitzen zu zweit nebeneinander auf einem Floß aus zusammengebundenen Bambusstämmen und treiben friedlich eine Stunde lang flussabwärts.

Jedes dieser Flöße wird von einem Raft Captain gesteuert, der eine lange Bambusstange in der Hand hält. Mit ihr treibt er das Gefährt an, indem er sie in den Grund des seichten Flusses stößt oder damit Distanz zum Ufer hält, wenn die Fuhre diesem zu nah zu kommen droht. Zwischendurch versucht Edgar, unser Raft Captain, uns Handwerksgegenstände als Souvenirs zu verkaufen. Kleine Stände, an denen "Red Stripe"-Bier, Cola und Kokosnüsse angeboten werden, tauchen hie und da am Ufer auf.

Im Bus zurück zum Hotel unterhält uns Tericka, unser Guide, mit Wissenswertem über Jamaika. Gleich drei Sprachen sind auf der kleinen Insel gebräuchlich: Englisch, Spanisch und Patois, das sich aus dem Französischen entwickelt hat. "Ya man" und "No problem" sind die wichtigsten Redewendungen. Ob zur Begrüßung, um jemanden in einem Lokal anzusprechen oder als Antwortfloskel – "Ya man" passt immer.

Die Straßen sind von enormen Schlaglöchern übersät, der Busfahrer muss oft auf Schritttempo verlangsamen und ihnen ausweichen, aber die "CJs", sagt Tericka, sind flott unterwegs und poltern einfach durch. CJs heißt Crazy Jamaicans.

Im Hotel probieren wir die Restaurants durch, jeden Abend ein anderes: El Dorado (Steakhouse), Bhogali (indisch), Poseidon (Fisch und Meeresfrüchte) oder Xaymaica (einheimische Küche). Alle exzellent, nur das Sumptuori (asiatisch) enttäuscht. Sushi können sie nicht.

Fahrt mit dem Katamaran

Keinesfalls versäumen: einmal mit dem Katamaran raus aufs Meer – schwimmen, schnorcheln, tauchen, die Unterwasserwelt erkunden. Die vierköpfige Besatzung sorgt für Karibik-Feeling pur, gleich nach dem Ablegen übernimmt einer die Rolle des DJ und dreht die Boxen laut auf – Reggae und Disco wechseln einander ab: Bob Marley, Peter Tosh, Jimmy Cliff und Shaggy verbreiten Stimmung. Matrosin Ashley mixt Rumcocktails und die Passagiere verteilen sich relaxt über das Deck. Ganz vorne sind Liegenetze zwischen die beiden Rümpfe gespannt, unter denen das türkisblaue Wasser durchrauscht.

Achtung auf die Sonne, ich trage zwar Faktor 50 auf und eine Kappe auf dem Haupt, meine Nase leuchtet abends trotzdem rot wie die von Rudolph the Reindeer.

In einer Bucht legen wir an, rund anderthalb Stunden schaukelt der Katamaran an der selben Stelle, während die Gäste in ihren Schwimmwesten (Pflicht!) und Taucherbrillen wie orangefarbene Korken auf und ab hüpfend auf der Wasseroberfläche treiben: Köpfchen unter Wasser, Hintern in der Höh’.

Marcus, der Kapitän, erklärt mir, dass er keinen Anker auswirft, um den Meeresboden nicht zu beschädigen. Das Meer ist klar und warm und türkisblau, wie ein Klischee aus einem James-Bond-Film.

Denn auch der britische Geheimagent ist ein Kind dieser Insel. Sein Schöpfer Ian Fleming war in Jamaika verliebt, schrieb hier die meisten seiner zwölf Agentenromane. "Dr. No", "Leben und sterben lassen" und "Keine Zeit zu sterben" wurden teilweise auf der Insel gedreht. Und der amerikanische Ornithologe James Bond, dessen Namen sich Fleming für seine Romanfigur ausgeborgt hat, hat hier die Vogelwelt studiert.

Segelboot am Meer. © Peter Pisecker

Touristisches Must-see: Rick's Café

Am nächsten Tag besteigen wir einen Bus und werden nach Negril kutschiert, etwa eine Stunde westwärts. Ziel ist Rick’s Café, 1974 als erstes Lokal dieser Art in den West End Cliffs gegründet. Seine einmalige Lage garantiert seinen Gästen am Abend die tollsten Sonnenuntergänge. Schon 1990 bin ich hier gesessen und habe rausgeschaut aufs Meer, zugesehen, wie die Sonne am Horizont scheinbar im Wasser versinkt, war fasziniert vom Wechsel der Farben. Schon damals war das eine ganz gut gehende Hütte, in der’s hauptsächlich Bier gab. Heute ist es ein täglich gesteckt volles Lokal, es gibt neben Red Stripe auch Musik, Cocktails, jamaikanische und internationale Küche. Rick’s Café ist eine Mischung aus Lounge, Disko, Restaurant, Cocktailbar und Livekonzert.

Und als wäre dem nicht genug, ist da auch noch dieser Felsen, von dem aus Wagemutige unter den Anfeuerungsrufen des bestens gelaunten Publikums zehn Meter tief in eine natürliche Bucht springen. Das geht nicht ohne strikte Kontrollen, damit keiner sich nach mehreren Drinks überschätzt – gesprungen werden darf ausschließlich nüchtern.

Rick’s Café ist touristisch, aber ein Must-see.

Eintauchen ins Leben: Lucea

Zur Abwechslung fahren wir an einem der nächsten Tage mit dem Taxi in die dem Grand Palladium Jamaica & Lady Hamilton Resort nächstgelegene Ortschaft Lucea. Hier ist gar nichts touristisch. Wir spazieren durch die paar belebten Straßen, betreten einen gut bestückten Supermarkt, wo wir auf die Kunden offenbar recht exotisch wirken. Bei Hammond’s kosten wir Patties, heiße mit Fleisch gefüllte Teigtaschen. Am Hafen stehen einige Bars aufgereiht, die auf den ersten Blick nicht als solche zu erkennen sind – einfache Hütten, darin eine kleine Theke im Finstern. Zwei Frauen verkaufen uns kaltes Red Stripe-Bier und beginnen sofort eine ausführliche Fragestunde: Woher wir kommen, wer wir sind, first time in Jamaica? Es wird eine lustige halbe Stunde.

Dann ziehen wir weiter über den Markt, auf dem es keine Souvenirs gibt, nur Waren des alltäglichen Bedarfs. Und landen schließlich in noch einer Lokalität: Tit’s Bar. Sie ist nach der gut 70 Jahre alten Inhaberin benannt, die sie mit ihrem Mann Manuel führt. Tit bereitet kleine Imbisse zu, Manuel – früher Installateur bei den städtischen Wasserwerken – holt kalte Getränke aus dem Kühlschrank. Er redet nicht viel, lacht dafür umso mehr.

Ya man, no problem, das Leben ist gut in Jamaika.

5 Tipps von Peter Pisecker

1. Keine Angst. Jamaika ist im Allgemeinen recht sicher, provozieren sollte man jedoch nicht. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit.

2. Rum kosten. Im Rum schmeckst du die Sonne, heißt es. Nicht nur Mixgetränke, sondern auch Rum pur probieren.

3. Die jamaikanische Küche ist einfach. Sie reicht vom Nationalgericht "Ackee (eine gelbe Frucht) and Saltfish (gesurter Kabeljau)" bis zur traditionellen, gut gewürzten Jerk-Küche, eine Art Fleisch-Eintopf.

4. Musik ist allgegenwärtig. Meist Reggae, aber auch Soul oder Pop. Sie erzeugt das swingende Feeling, das überall auf der Insel herrscht.

5. Raus aufs Meer. Mit dem Katamaran übers Wasser gleiten und im klaren Meer schnorcheln gehen – traumhaft.

Redakteur Peter lacht in die Kamera für das Selfie, hinter ihm das Meer. © Peter Pisecker

Information & Buchung

Aktuelles Angebot online unter ÖAMTC Reisen:

Grand Palladium Jamaica Resort & Spa*****

1 Woche im 5-Sterne-Hotel Grand Palladium Jamaica Resort & Spa / all Inclusive sowie Flügen ab/bis Wien inklusive Transfers

Beispieltermin: 11.12.–19.12.2025 – weitere Termine auf Anfrage, auch für 2026.

pauschal p.P./Junior Suite ab € 2.042,–

Mehr Infos unter der Hotline Tel. 01 711 99 34000 und in den Filialen von ÖAMTC Reisen.

ÖAMTC-Länderinformationen: Jamaika

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