Es gibt ja wenig auf der Welt, das man uneingeschränkt als traumhaft bezeichnen kann. Irgendein Haar ist immer in der Suppe. Aber Jamaika ist schon ziemlich traumhaft. Die Menschen sind offen, freundlich, entspannt. Sehr entspannt.
Abendliche Landung auf dem kleinen Flughafen von Montego Bay. Direktflug aus Frankfurt mit der Condor, jeden Mittwoch und Sonntag. Du steigst aus dem Flugzeug, versinkst in der warmen, feuchten Luft wie in einem heißen Bad, schnupperst ein wenig und denkst sofort: Wow!
Dann stehst du eineinhalb Stunden vor den Einreisebeamten in der Schlange.
Das Land macht es einem nicht immer leicht. Nach dem allerersten Eindruck, diesem ersten "Wow", folgt ein zweiter und dann ein dritter. Es gibt viele erste Eindrücke, jeder einzigartig, jedes Mal glaubst du, etwas Endgültiges begriffen zu haben, und jedes Mal musst du noch einmal darüber nachdenken.
Viele Menschen sind arm. Aber gut drauf. Das kann nicht nur daran liegen, was sie mitunter rauchen. Sie haben ein sympathisches Selbstbewusstsein, begegnen Touristen auf Augenhöhe und was immer sie tun, sie tun es in ihrem eigenen Tempo. Hab ich in der Zeit, die ich dort war, auch nur einen Menschen etwas hastig tun sehen, oder flott? Nein, hab ich nicht.
First time in Jamaica? Alle fragen das, und: Where are you from? Aus Österreich, sage ich, und nein, ich war früher schon einmal da. Worauf einer sagt: Welcome back home!
Nun sehe ich wirklich nicht wie jemand aus, der hier zu Hause ist. Aber der Satz kommt von Herzen und sagt viel über Jamaika. Das ist nicht einfach nur ein Land oder irgendeine Insel. Es ist eine Einstellung, ein Lebensstil, für manche sogar eine Art Religion – die der Rastafari.
Kurze Geschichtsstunde: Marcus Garvey aus St. Ann’s Bay war ein radikaler Politiker, der den jamaikanischen Kreolen ihre afrikanische Herkunft bewusst machen wollte, sie sogar zur "Rückkehr" nach Afrika aufforderte. Als in Äthiopien 1930 Ras Tafari Makonnen zum Kaiser gekrönt wurde und sich Haile Selassie nannte, begannen Garvey und seine Anhänger, Afrika mit Äthiopien gleichzusetzen – dem einzigen afrikanischen Land, das nie kolonisiert wurde –, und erhoben Selassie zur göttlichen Majestät. Die Dreadlocks der Rastafari sind eine Nachahmung des kaiserlichen Symbols der Löwenmähne.
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