Indien_2011-12_Verkehr_HH_020_CMS.jpg Heinz Henninger
© Heinz Henninger
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September 2015

Indien: Seid umschlungen, Milliarden!

Eine außergewöhnliche Tour, ein bisschen auch ein kalkuliertes Abenteuer:
von Delhi zu den Weltwundern Rajasthans im Herzen des Subkontinents.

Alt Delhi, früher Nachmittag. Mein Hemd klebt als Ausreibfetzen an der Haut. Ich schätze die Temperatur. 40 Grad? Könnte stimmen. Es riecht nach Zimt, Diesel, Nelken und Urin. Ich bin über und über mit türkisfarbigem Pulver besprüht: Holi, das bunte Fest, hat seinen Höhepunkt erreicht. Meine Rikscha, die von einem spindeldürren Männchen geschleppt wird, ist unterwegs in infernalischem Lärm, durch irres Chaos, das doch irgend einer tieferen, universellen Ordnung folgen muss. Die freilich bleibt mir kleinem Wurm verborgen. Wir rumpeln von der Jamia-Moschee zum Roten Fort, vor uns teilt sich die Menschenmasse wie das Rote Meer auf Befehl des Moses. Ich fühle mich mächtigen Elementen ausgesetzt, eingefangen von einem riesigen Organismus, als fast schon freiwilliger Teil davon. Was würde es schon ausmachen, wenn ich – als einer von 1,2 Milliarden in diesem Land – nicht mehr wäre? Oder wiedergeboren würde als diese halb verhungerte, dennoch heilige Kuh, die auf dem Müllhaufen dort vorne nach Futter sucht. Vielleicht sogar als Ameise, die wir gerade mit unserem klapprigen Gefährt zermerschern? Würde es mir etwas ausmachen, mein Dasein im nächsten Leben als hungriger Bettler fristen zu müssen? Wie dieser Haufen Elend, der vor dem Diamantengeschäft kauert und auch mir, dem reichen Touristen, bebende Arme entgegenstreckt? 

Man hatte mich ja gewarnt. Indien, das sei eine harte Nuss. Nichts für schwache Nerven. Etwas, worauf man sich einlassen müsse – was immer das auch heißen mag. Ich gebe nichts auf dieses Gerede. Einlassen muss man sich oft auch auf die Abendnachrichten oder regelmäßig auf Weihnachten und Punschstände. Hier geht es ums unterwegs sein. Um das Fremde, das Andere, das Reisen. Kein Land ist für diese Erfahrung besser geeignet als Indien. Und hier besonders die Provinz Rajasthan im Nordwesten. Je spektakulärer man sich von der Heimat entfernt, desto besser lernt man vor allem sich selbst kennen. Und mit solch einzigartigen Sehenswürdigkeiten ist Rajasthan wahrlich gesegnet. 

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Von Delhi nach Agra

sind es mit unserem Touristenbus nur einige wenige Stunden. Ich behaupte, dabei erlebt und sieht man mehr als in einem ganzen Autofahrer-Leben in Österreich. In der Stadt am Fluss Yamuna angekommen (ganz anders als auf den Fotos des indischen Fremdenverkehrsamtes handelt es sich dabei übrigens um eine völlig verdreckte Kloake), besuchen wir nicht nur das Rote Fort, sondern auch das weltberühmte Taj Mahal. Dieses steinerne "Monument der Liebe" ist ein Muss für jeden Indien-Touristen. Angeblich wird es mittlerweile noch öfter fotografiert als der Eiffelturm in Paris oder der Petersdom in Rom. Doch mindestens ebenso interessant sind die Zehntausenden Besucher, die aus allen Teilen der riesigen indischen Demokratie hierher strömen, um dieses Weltwunder ihres Landes zu bestaunen. Jedes Jahr wächst die indische Mittelschicht um Millionen Menschen, die – so wie wir – das ohnehin kurze Leben auch einmal so richtig genießen wollen. 

Jaipur, die rosafarbene Stadt, besitzt mit dem Palast der Winde nicht nur ein weltweit bekanntes Wahrzeichen. Der Ritt auf dem Rücken bunt bemalter Elefanten hinauf zur Palastanlage von Amber (einige Kilometer außerhalb der Stadt) ist für viele Besucher der Höhepunkt einer Reise durch Rajasthan. Tierschützer haben übrigens dafür gesorgt, dass die arbeitsamen Elefanten (angeblich) nicht mehr ganz so hart geschunden werden wie in früheren Zeiten. 

In seltener Einmütigkeit zählen Naturliebhaber den Ranthambore-Nationalpark zu einem der schönsten ganz Indiens. Wenn man großes Glück hat, kann man hier auch Tiger sehen, häufiger sind Sambarhirsche, Krokodile und Antilopen. Vorsicht: Während einer Pirschfahrt in den frühen Morgenstunden kann es bitterkalt sein. Die Stunden im Park bieten auch die beste Chance auf einige Sekunden oder Minuten der Stille und Einkehr unter freiem Himmel. Ein Vergnügen, dass dem Reisenden anderswo in Indien mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gegönnt sein wird.
 

Auch ein Weg nach Indien

Es sei hier ganz deutlich darauf hingewiesen, dass für Menschen wie Sie und mich eine Reise nach Indien als Individualtourist ein ausgesprochen schwieriges Unterfangen ist. Obwohl die Verkehrssprache Englisch weit verbreitet ist, kann es schon eine schwer zu lösende Aufgabe sein, auch nur eine Zugfahrkarte zu kaufen, geschweige denn den richtigen Zug am passenden Bahnsteig zu finden – wenn der nicht ohnehin um Stunden verspätet ist, was man übrigens auch nicht erfährt. 

Die indischen Beamten sind die Erfinder der umständlichsten Regelungen, die man sich nur vorstellen kann. Ein Umstand übrigens, den manche Beobachter dafür verantwortlich machen, dass der Subkontinent gegenüber China, der anderen aufstrebenden asiatischen Supermacht des 21. Jahrhunderts, wieder etwas zurückzufallen beginnt. Wer nicht sehr, sehr reiseerfahren ist, wird sich daher für seine Erkundungen in Indien einem erfahrenen Reiseveranstalter anvertrauen und es mit einer Gruppenreise unter Gleichgesinnten bzw. gleich Neugierigen versuchen. Einer von vielen Wegen zum Phänomen Indien, aber mit Sicherheit der einfachste. 

Das ÖAMTC-Reisebüro bietet spezielle Rundreisen durch Rajasthan und andere Teile Indiens an. Alle Infos und Buchungen bei den Reisebüros des ÖAMTC und unter Tel. 0810 120 120.

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