Der schwache Yen macht Japan aktuell zu einem Reiseziel, das nicht nur einzigartig und exotisch, sondern auch noch vergleichsweise günstig ist. Freilich, Langstreckenflüge sind nie ein billiges Vergnügen (um die 1.000 Euro pro Person). Doch vor Ort sind Unterkünfte (zu zweit im Drei-Stern-Hotel um rund 100 Euro pro Nacht), Verpflegung (Hauptspeisen um sieben bis zehn Euro), Shopping und Co. verglichen mit österreichischen Standards eine regelrechte Schnäppchenjagd. Das hat in den letzten Jahren zu einem Touristen-Ansturm geführt, dem die japanische Regierung aller Voraussicht nach in näherer Zukunft entgegensteuern wird – etwa durch höhere Ortstaxen oder Ähnliches. Wer Japan zu besten Konditionen bereisen möchte, sollte sich also bald auf den Weg machen. Im Folgenden finden Interessierte zehn Tipps, wie man sich in Japan zurechtfindet, gut mit den Einheimischen auskommt und welche Aktivitäten man auf keinen Fall auslassen sollte.
10 Tipps für Japanreisende
Japan erlebt als Reiseziel einen regelrechten Boom. Wertvolle Tipps für den Umgang mit einer ganz besonderen Kultur und was Sie vor Ort unbedingt getan haben sollten.
Die richtige Reisezeit
Die japanischen Inseln erstrecken sich über rund 3.000 Kilometer von Südwesten nach Nordosten, dementsprechend gibt es verschiedene Klimazonen. Deshalb kann Japan prinzipiell das ganze Jahr über bereist werden – je nachdem, wo man unterwegs ist und was man zu tun plant. Wer ganz klassisch die großen Städte entlang der Küste zwischen Hiroshima und Tokio besuchen will, sollte sich vor allem auf den Frühling und den Herbst konzentrieren. Denn im Sommer wird es hier extrem heiß, bei hoher Luftfeuchtigkeit. Die Kirschblüte zwischen Ende März und Mitte April bietet eine tolle Atmosphäre, allerdings lockt sie auch zahlreiche Besucherinnen und Besucher an. Mit ordentlichem Gedränge an beliebten Spots muss dann gerechnet werden.
Wer hingegen raus aus der Stadt und lieber traumhafte Sandstrände sehen will, begibt sich auf eine (oder mehrere) der Ryukyu-Inseln, die sich vom südwestlichen Zipfel der japanischen Hauptinseln bis knapp vor Taiwan erstrecken. Hier wartet klassischer Strandurlaub bei subtropischem Klima, am besten von April bis Juni und September bis November. Auch im Winter hat es nur selten weniger als 20° Celsius.
Auch Schneefreunde kommen auf ihre Kosten: In den japanischen Alpen nördlich von Tokio und auf der nördlichsten Hauptinsel Hokkaido kann man hervorragend Wintersport betreiben. Da es vor allem auf Hokkaido deutlich kühler ist, kann man hier auch den Sommer bei angenehmen Temperaturen von etwa 20 bis 25° Celsius zum Reisen nutzen.
Von August bis Oktober herrscht Taifun-Saison. Der Vorteil: Zu dieser Zeit sind die Preise für Flüge und Hotels oft besonders günstig. Dafür muss man mit heftigen Regenfällen rechnen
Höflichkeit als oberstes Gebot
Gastfreundlichkeit ist in japanischen Geschäften, Lokalen und Hotels oberstes Gebot. Verbeugungen, fixe Floskeln und ein unbeirrbares Lächeln gehören zum festen Repertoire jedes Angestellten. Wer sich sich allerdings nicht entsprechend der japanischen Gepflogenheiten verhält, stößt hinter dieser Maske schnell auf kühle Ablehnung. Und japanische Benimmregeln sind deutlich strenger als unsere: kein lautes Gebaren in der Öffentlichkeit, kein übermäßiges Starren und respektvoller Umgang miteinander. Telefonieren in Zügen, Geschäften etc. gilt als extrem unhöflich. Wer sich allerdings als angenehmer Gast präsentiert und vielleicht sogar versucht, sich einige Verhaltensweisen von den Einheimischen abzuschauen, wird herzlich umsorgt und nach Kräften bei jedem Bedürfnis unterstützt. Da bringt einen ein Bauarbeiter schon mal persönlich bis zum nächsten Postamt.
In puncto Verhalten macht sich zwischen Jung und Alt durchaus ein gewisser Unterschied bemerkbar. Gerade im Umgang mit Touristen sind jüngere Japaner:innen oft deutlich lockerer und durchaus auch zu Späßen aufgelegt. Klassische Touristenfallen oder Abzocken gibt es in Japan übrigens kaum – das verbietet (so altmodisch es klingen mag) das Ehrgefühl.
Öffentliche Verkehrsmittel nutzen
Der öffentliche Verkehr in Japan funktioniert quasi perfekt. Züge, U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse sind pünktlich und sauber. Wer nicht gerade ins abgelegene Hinterland auf Erkundungstour gehen will, kann auf Mietwagen getrost verzichten. Auch, weil die Parkplatzsituation in den dicht besiedelten Großstädten nicht so einfach ist. Aus eigener Erfahrung: Eine Tour quer durch halb Japan mit sieben Stationen plus mehreren Tagesausflügen lässt sich rein öffentlich wunderbar bewältigen.
Ein heißer Tipp: Wer wirklich viel unterwegs sein will, kauft sich im Vorhinein den Japan Rail Pass. Der richtet sich ausschließlich an Touristen und kann für eine, zwei oder drei Wochen gekauft werden. Bis auf wenige Ausnahmen kann man damit fast alle Shinkansen (Hochgeschwindigkeitszüge) und eine Menge anderer Verkehrsmittel nutzen. Der Preis wurde in den letzten Jahren allerdings empfindlich erhöht, weshalb sich der Pass nur mehr auszahlt, wenn wirklich viele Fahrten am Programm stehen. Ob er für Sie persönlich Sinn hat, lässt sich mit speziellen Routenplanern online berechnen. Sitzplatzreservierungen sind im Japan Rail Pass übrigens gratis mit dabei. Google Maps ist bei den japanischen Öffis übrigens bestens aufgestellt: Nicht nur funktioniert die Planung der Route perfekt, sondern auch die Beschreibung der zu nutzenden Stationsausgänge sowie sogar der empfohlenen Waggons (auch bei U-Bahn und Co.) für kürzestmögliche Wege ist stets korrekt.
Für die urbanen Öffis empfiehlt sich eine sogenannte IC-Card. Auf diese Scheckkarte (auch auf dem Smartphone via NFC verfügbar) lädt man Guthaben auf, das dann unkompliziert für U-Bahn und Busse in den Städten verwendet werden kann. So spart man sich langwieriges Hantieren mit Yen-Münzen.
© Shutterstock
Vokabeln lernen
Folgende Vokabeln sollte man in Japan unbedingt im Repertoire haben:
- Danke = arigatou gozaimasu, gesprochen: "arigato gosaimas"
- Bitte = dozo, gesprochen: "doso"
- Entschuldigung = sumimasen, gesprochen: "sumimasen"
- Ja = hai, gesprochen: "hai"
- Nein = ie, gesprochen: "ije"
- Ich verstehe nicht = wakarimasen, gesprochen: "wakarimasen"
- Guten Morgen = ohayo gozaimasu, gesprochen: "ohaio gosaimas"
- Guten Tag = konnichiwa, gesprochen: "konnitschiwa"
- Guten Abend = konbanwa, gesprochen: "konbanwa"
- Auf Wiedersehen = bai-bai, gesprochen: "baibai" ("Sayonara" wird im Alltag nicht verwendet.)
- Es hat sehr gut geschmeckt = oishikatta desu, gesprochen: "oischkatta des"
Wer Bemühen zeigt, wird oft mit großer Begeisterung belohnt. Vor allem ältere Japaner:innen sprechen kaum bis gar kein Englisch – und wenn doch, unterscheidet sich ihre Aussprache oft deutlich von "normalem" Englisch. Unter Umständen ist ihnen das unangenehm. Im Fall des Falles also nicht darauf beharren, sondern sich lieber freundlich verabschieden und jemand anderen um Unterstützung bitten. Oft wird aber mit vollem Körpereinsatz versucht, sich zu verständigen.
Geschriebenes ist etwas komplizierter. Die japanische Schrift ist für unsere europäischen Augen nicht nur fremdartig, sondern auch darüber hinaus mehr als nur anspruchsvoll. Es gibt nicht nur die Silbenschriftzeichen Hiragana, sondern auch Katakana: ebenfalls eine Silbenschrift, die speziell für Fremdwörter verwendet wird. Und dann wären da noch die Kanji. Diese teils hochkomplexen Schriftzeichen stammen aus dem Chinesischen und repräsentieren keine Buchstaben oder Silben, sondern ganze Worte. Im alltäglichen japanischen Sprachgebrauch spricht man von mehreren Tausend, die geläufig sind. Kurz gesagt: Schnell mal für die Reise Japanisch lesen zu lernen, ist ein unrealistisches Ziel.
Stattdessen sind Übersetzungsapps wie Google Übersetzer oder DeepL eine große Hilfe, beispielsweise bei der Navigation oder beim Studium der Speisekarte. Einfach die Kamera des Smartphones auf den zu entziffernden Text richten und schon erscheint die Übersetzung auf dem Bildschirm. Grammatikalische Korrektheit kann man sich hierbei nicht immer erwarten, aber für sinnerfassendes Lesen reicht es allemal.
Shopping-Tipps
In Japan profitieren Reisende derzeit von einer idealen Kombination aus gutem Wechselkurs, tax-free Shopping und typisch lokalen Produkten. Man denke etwa an hochwertige japanische Kochmesser: Die sind vor Ort nicht nur besonders günstig, weil sie aus der Region stammen. Zusätzlich spart man sich als Tourist gegen Vorlage des Reisepasses in vielen Geschäften ab einem gewissen Einkaufswert die Steuer. Und zu guter Letzt ist der Preis dank des schwachen Yen ohnehin aus europäischer Sicht sehr günstig. Selbiges gilt für verschiedenste andere Produkte des Landes, wie Tee samt Zubehör, Kameras oder traditionelle Kleidung.
Apropos: In puncto Kleidung ist secondhand in Japan ganz groß. Es gibt zahlreiche Geschäfte, die von luxuriöser Markenware bis hin zu Stücken um eine Handvoll Yen ein breites Sortiment bieten. Ramschladen-Atmosphäre kommt dabei nicht auf. Viele der Stores sind stylish eingerichtet, und die Klientel wäre optisch auf einer Fashion Week nicht fehl am Platz. Stöbern macht hier eine Menge Spaß.
Aussichtstürme besuchen
So gut wie jede größere Stadt in Japan hat einen oder mehrere Aussichtstürme zu bieten. Oft handelt es sich dabei um Gebäude, die ausschließlich zu diesem Zweck errichtet wurden und daher abgesehen von der Aussichtsplattform keine weitere Funktion bieten. Doch auch das eine oder andere Hochhaus lädt zum Sightseeing aus der Vogelperspektive ein. Ein Besuch lohnt sich, natürlich vor allem in den richtig großen Städten wie Tokio oder Osaka. Hier erstreckt sich ein schier unendliches Netz aus Straßen bis zum Horizont – selbst aus mehreren Hundert Metern Höhe. Ein Anblick, den man aus Europa nicht kennt.
Viele Aussichtstürme bieten eine Online-Reservierung an. Ein Muss: Der Tokyo Skytree ist mit 634 Metern Höhe das dritthöchste Gebäude der Welt, die höchste Plattform liegt auf 450 Meter. Am besten kurz vor Sonnenuntergang oben ankommen und dabei zusehen, wie die größte Stadt der Welt langsam illuminiert wird. Da der Skytree so hoch ist, können Wolken die Sicht blockieren – deshalb nur bei Schönwetter zu empfehlen. Ein romantischer Moment zu zweit wird hier übrigens schwierig. Trotz Zugangsbeschränkungen ist es oben oft brechend voll.
© Shutterstock
Party machen
So still und höflich die Japaner:innen im Alltag sind, so zügellos können sie feiern. Spätnachts in einem Vergnügungsviertel wie Dotonbori in Osaka oder Shinjuku in Tokio auszugehen, ist ein Erlebnis für alle Sinne. Es ist laut, überall torkeln Betrunkene durch die Straßen, und es kann vorkommen, im Morgengrauen über am Gehsteig Schlafende im Anzug zu stolpern – von der Arbeit direkt zur Party und dann volley zurück ins Büro. Witzig: Passanten stellen den Ausgeknockten hin und wieder Wasserflaschen hin, damit sie sich hydrieren können. Doch trotz aller Feierwütigkeit: Die Partymeute tendiert kaum zu Aggressionen – anders, als man es hierzulande von Betrunkenen kennt.
Die Clubs und Bars selbst haben es auch in sich. Von winzig kleinen Bars (heißer Tipp: Golden Gai in Tokio!) bis hin zu gigantischen Clubs findet der Partylöwe alles, was das Herz begehrt. Freunde von elaborierten Cocktails werden ebenfalls glücklich, denn japanische Barkeeper sind höchst kreative Meister ihres Fachs. Und Karaoke-Fans sowieso – in Japan geht das gesellige Singen beinahe als Nationalsport durch.
Auf Festivals gehen
Straßenfestivals mit vielfältigen Ständen sind in Japan ein tief in der Tradition verankerter Teil der Kultur. Es gibt sie zu jeder Jahreszeit. Einige sind spezifisch regional, andere finden mehr oder weniger gleichzeitig im ganzen Land statt. Wer sich im heißen Sommer nach Japan wagt, wird beispielsweise mit den Hanabi-Festivals (jap.: Feuerwerk) belohnt. Im Juli und August finden sie allerorts statt und begeistern Besucher mit elaborierten, professionellen Feuerwerk-Shows. Alternativ gibt es im Winter zum Beispiel in Sapporo im Norden Japans das Sapporo Snow Festival: ein einwöchiges Event mit riesigen Schnee- und Eisskulpturen von Künstlern aus aller Welt. Egal wo – ein Besuch lohnt sich garantiert.
© Shutterstock
Tipps rund ums Gepäck
Eine Japanreise ist, sofern man nicht gerade als Backpacker unterwegs ist, mit einer Menge Gepäck verbunden. Schließlich bleibt man aufgrund der langwierigen Anreise in der Regel mindestens zwei Wochen vor Ort. Anstatt Kleidung für den gesamten Zeitraum einzupacken, empfiehlt es sich allerdings, das allgegenwärtige Angebot zum Wäschemanagement in Japan zu nutzen. Zahlreiche Hotels verfügen über einen Waschraum mit mehreren Maschinen im Haus, außerdem sind Waschsalons ebenfalls prominent vertreten. Deshalb: lieber weniger mitnehmen und zur Halbzeit einen Waschtag einlegen.
Wer genügend Koffer vorrätig hat, sollte trotzdem darüber nachdenken, ein zusätzliches Gepäckstück mitzuführen – entweder leicht gepackt oder im Matrjoschka-Puppen-Stil. Denn in Japan finden sich mit Sicherheit eine Menge Souvenirs. Alternativ gibt es vor Ort auch sehr günstige Koffer zu kaufen.
Während der Reise sollte das Gepäck übrigens auch nicht zum Hindernis werden. Denn in allen größeren Stationen und Bahnhöfen finden sich Schließfächer dafür. Wer also an einem Ort einen Zwischenstopp ohne Übernachtung einlegt, kann Koffer und Co. abgeben und unbeschwert die Gegend erkunden. Außerdem gibt es als Extraportion Komfort noch Gepäckversanddienste, die Hab und Gut von Hotel zu Hotel transportieren.
Augen offen halten
Japan ist anders. In vielerlei Hinsicht. Dementsprechend erleben Urlauber:innen nicht nur etwas Besonderes, wenn sie Attraktion A bis Z abklappern, sondern die ganze Zeit über. An jeder Ecke gibt es neue Details des japanischen Lebens zu entdecken, Geschmäcker kennenzulernen und Dinge auszuprobieren. Wer mit wachen Augen unterwegs ist, nimmt sicher die eine oder andere unterhaltsame Anekdote mit nach Hause.
Kommentare