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© Dominik Autengruber / www.rallye-oem.at
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Oktober 2023

Rallye Zentraleuropa: Der First Timer

Nach einem halben Jahrhundert Pause findet in Österreich wieder ein WM-Lauf statt. auto touring sprach mit Staatsmeister Simon Wagner, der WM-Premiere feiert.

Das Mühlviertel im Frühjahr 2022. auto touring-Redakteur August Kargl trifft Simon Wagner, den frisch gebackenen Rallye-Staatsmeister zum Talk. Der erzählt von seinen Plänen: "WM-Läufe in der WRC2 sind das Ziel, sonst hätte ich mein Projekt nicht jahrelang so beinhart durchgezogen."

Oktober 2023. Wieder spricht auto touring mit Simon Wagner, der inzwischen nicht mehr ein-, sondern dreifacher Staatsmeister ist. Und der kurz davor ist, sein so lange angestrebtes Ziel endlich zu erreichen: ein WM-Lauf in der WRC2-Klasse.

— Hast du damals, als du mit meinem Kollegen August Kargl gesprochen hast, damit gerechnet, dass dein erster WM-Lauf in Österreich stattfinden wird?

Simon Wagner: Nein, damals hat's noch nicht einmal Gerüchte gegeben. Ich hab' zwar immer gedacht und gehofft, dass mein erster WM-Lauf die Monte Carlo-Rallye sein wird. Aber wenn er jetzt vor der Haustür ist bei der Rallye Zentraleuropa, ist's noch viel schöner.

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Wagner_bucklige_welt_2023_v_117_CMS.jpg Harald Illmer / www.rallye-oem.at

Bei der OBM Bucklige Welt Rallye holte sich Simon Wagner 2023 den Staatsmeister-Titel – zum dritten Mal in Folge.

© Harald Illmer / www.rallye-oem.at

— Wird ein Traum wahr?

Ja, schon. Früher hat man gesagt: 'Jetzt wäre es recht, wenn’s soweit ist.' Jetzt ist es soweit und man fühlt sich irgendwie nicht ganz vorbereitet. Aber ich glaube, das ist normal. Wir haben uns schon vorbereitet, aber es geht natürlich immer ein bisschen besser. Wenn man Rallye als Vollprofi macht, wäre es natürlich was anderes.

— Wie hast du dich konkret vorbereitet?

Die Sonderprüfungen auf YouTube angeschaut, vorherigen Samstag hatten wir einen Test, und man schaut, dass das ganze Administrative so gut wie möglich vorbereitet ist. Damit's dann keine Überraschungen gibt.

— Wie groß ist der Unterschied zu Staatsmeisterschafts-Läufen in Bezug auf die Vorbereitungen?

Es ist viel mehr Arbeit. In Österreich weiß man, was auf einen zukommt. Bei der WM muss man schon noch einmal das ganze Reglement durchstudieren.

— Gibt es so etwas wie Heimvorteil? Du kennst ja die Straßen grundsätzlich.

Leider gar nicht so gut, weil ein Großteil der Prüfungen noch nie gefahren wurde oder ich nicht dabei war. Es ist eher noch mehr Druck. Wir freuen uns schon sehr drauf und sind schon gespannt, wie das ablaufen wird, wie es die Zuseher annehmen. Die Vorfreude ist groß.

Viele von unseren Fans und Freunden kommen – da freut man sich schon sehr.

Simon Wagner, dreifacher Rallye-Staatsmeister

— Welche Prüfungen werden besonders anspruchsvoll?

Auf den Videos sieht Tschechien schon sehr anspruchsvoll aus. Die Clips sind allerdings vor ein paar Wochen gemacht worden, da muss man schauen, wie sehr da noch das Laub heruntergekommen ist und was sich sonst so getan hat. Es ist ja jetzt sehr kühl geworden. Es bleibt spannend.

— Welche Auswirkungen hat das?

Naja, es kann in der Nacht ein bisserl feucht werden, in Verbindung mit den Blättern wird das dann so richtig rutschig. Und wenn die Bodentemperatur niedriger ist, hat man weniger Grip.

— Was bringt der WM-Lauf für Österreich?

Dass der Sport noch bekannter wird. Das geht seit den letzten zwei Jahren schon in die richtige Richtung, wird immer populärer. Wir bieten tolle Action, haben Motorsport zum Angreifen. Der WM-Lauf wird hoffentlich mithelfen, den Sport noch populärer zu machen.

Wagner_jaennerrallye_2023_illmer_600_CMS.jpg Harald Illmer / www.rallye-oem.at © Harald Illmer / www.rallye-oem.at
"Rallye wird immer populärer. Wir haben tolle Action, wir haben Motorsport zum Angreifen."

— Es war lange noch nicht klar, ob du starten kannst. Wie haben sich die letzten Wochen für dich zugetragen?

Stressig! Ich hab’ immer gesagt: 'Wenn wir nix kaputt machen das Jahr, stehen die Chancen nicht schlecht, dass wir dabei sind.' Aber es war dann doch noch einiges an Arbeit – obwohl wir nix kaputt gemacht haben, die Ergebnisse gut waren und wir zum dritten Mal Staatsmeister geworden sind.

Es ist halt doch ein enormer finanzieller Aufwand. Jetzt haben wir aber alles unter Dach und Fach und freuen uns sehr darauf.

— Zum dritten Mal Staatsmeister, jetzt die Rallye Zentraleuropa: Wie siehst du dein gesamtes Jahr? Happy?

Ja, definitiv. Auf der anderen Seite habe ich schon von so vielen Gesprächspartnern gehört, dass wir beim WM-Lauf jetzt die Messlatte für die Österreichische Meisterschaft sind – da wird also von allen Seiten Druck gemacht. Aber ich lasse mir eh nix aufschultern, wir versuchen es zu genießen. Es soll die Belohnung sein für das tolle Jahr. Im Vordergrund steht Spaß haben. Dass wir ehrgeizig sind und schnell fahren wollen, weiß eh jeder.

— Auch wenn du dir nichts aufschultern willst: Hast du ein Ziel?

Ganz schwierig, weil die Rallye so abwechslungsreich sein wird und keiner weiß, was mit dem Wetter passiert. Deswegen: Im 40 Auto starken Feld der WRC2 wäre Top 10 das Ziel, alles andere das I-Tüpfelchen.

— Der finanzielle Aufwand ist sehr hoch, wie du gesagt hast. So viel höher als bei der Europameisterschaft?

Es ist doch noch einmal das Doppelte.

— Du fährst nicht hauptberuflich Rallye, hast einen 'normalen' Job. Bleibt da überhaupt noch Freizeit?

Nachdem ich nebenbei noch Fahrinstruktor bin und gerne Modellbau mache, kommt alles andere im Moment zu kurz.

— Und wenn du mal mehr Zeit hast, wie verbringst du die dann?

Mit dem Auftreiben der finanziellen Mittel (lacht). Schauen, dass ich nicht zu viel Minusstunden in der Arbeit sammle und trotzdem die sportliche Vorbereitung unter einen Hut kriege. Also es bleibt quasi keine Zeit über, keine Minute (lacht).

Wagner_SI202308200127_CMS.jpg @World / Red Bull Content Pool 1
Wagner_w4_2023_illmer_951_CMS.jpg Harald Illmer / www.rallye-oem.at 2
Wagner_weiz_2023_illmer_378_CMS.jpg Harald Illmer / www.rallye-oem.at 3

1 Simon Wagner in der Luft… © @World / Red Bull Content Pool

2 … im Wasser… © Harald Illmer / www.rallye-oem.at

3 … und am Asphalt. © Harald Illmer / www.rallye-oem.at

— Meinst du mit Sport ausschließlich den Rallyesport?

Nein. Um im Rallyesport erfolgreich zu sein, muss man körperlich sehr fit sein. Wir haben dieses Jahr in Rom bei der Europameisterschaft über 60 Grad im Auto gehabt. Des wird scho' recht warm. Wenn man da den ganzen Tag unterwegs ist, muss man fit sein.

— Beim Modellbau: Eisenbahn, Autos,…?

Rallyemodelle!

— Blöde Frage.

Nein, aber schon auch ein bisserl Eisenbahn, der Papa macht das gern. Hoffentlich zu Weihnachten wieder, da hab' ich dann zwei, drei Tage Zeit dafür.

— Lieblings-Rallyemodell?

Gibt's nicht. Ich hab' so viele gern. Wobei meine sind natürlich grundsätzlich supercool (lacht).

— Dein Tipp für die Rallye Zentraleuropa?

Ganz klar: Sébastien Ogier. Obwohl der Ott Tänak auch gut sein könnte, wenn's wechselhaft wird. Ich lasse mich überraschen, es wird eine schwierige Rallye.

Im Vordergrund steht Spaß haben. Dass wir ehrgeizig sind und schnell fahren wollen, weiß eh jeder.

Simon Wagner über seine Ziele bei der Rallye Zentraleuropa

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