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Histo Cup-Pilot Roger Bolliger im V8-TransAm, gefolgt von Udo Rienhoff und seiner beastigen Shelby Cobra.

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Histo Cup-Pilot Roger Bolliger im V8-TransAm, gefolgt von Udo Rienhoff und seiner beastigen Shelby Cobra.

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Mai 2016

Histo Cup: Altblech im Jugendstil

18 Jahre Histo Cup: Das motorsportliche Erfolgsprodukt made in Austria ist nun erwachsen.

Ich erinnere mich genau: Vor vierzehn Jahren im Autodrom von Brünn, es war Spätherbst. Eigentlich war ich ja wegen der ÖTC dort, der österreichischen Tourenwagen-Serie: Karrer gegen Hoffmann, Meisterschaftsentscheidung. Der eine stinkt nach Siegersekt, der andere schmollt; Protest; Disqualifikation; Gegenprotest. Nicht auszuhalten, ich will nur weg. Da röhrt ein Hundeknochen-Escort – die Silhouette meines ersten Autos – über die Start-Zielgerade. Er verfolgt zwei Alfas, GTA und Giulia, einen Ford Capri und die führende Horde bayerischer 2002er. Autos, die in den 1970ern von Neusiedl bis Bregenz die Gehsteige vor jeder Disco zuparkten. Was ist das? Histo Cup? Nie gehört.

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Über 30 und kein bisschen leise

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Einer der Protagonisten der Serie ist Christian Schallenberg, eine Klosterneuburger Basketball-Legende, weit bekannter für seinen aggressiven Drive zum Korb als für Rennspeed und späte Bremspunkte. Der Histo Cup ist seine Erfindung, geboren aus dem rudimentär-sportlichen Verlangen, mehr und länger zu fahren als das bei Bergrennen üblich ist, wo auf wenige Minuten Adrenalin schier endloses Warten auf die Rückführung folgt.

Erfolgs-Geheimnisse

Histocup_Christian Bernard BMW 700RS, Roger Bolliger Pontiac Trans Am_CMS.jpg Histocup Archiv © Histocup Archiv
Leidenschaft: Christian Bernards BMW 700 RS kämpft mit dem Abtrieb.
Histocup_05_16_HCArchiv_18_CMS.jpg Histocup Archiv © Histocup Archiv
Lachen: Die Gründerväter Michael Steffny und Christian Schallenberg, Protagonisten für Spaß und Speed.
Histocup_Gerhard Lehninger Van Diemen, Martin Sabelko Lola, Johann Kowar Van Diemen_HCArchiv_11_CMS.jpg Histocup Archiv © Histocup Archiv
Legenden: Ein Lola verfolgt zwei Van Diemen In der Liga der historischen "Einbäume".

"Es war 1997 am Rechberg", erinnert sich Schallenberg lächelnd: "Ich war ang'fressen von der Warterei, diskutiere mit Fahrern und schlage vor, mit historischen Autos Rundstrecke zu fahren." Aber nur einer hört wirklich zu. Michael Steffny, Vollblut-Racer mit EM-Erfahrung. Er bringt es auf den Punkt: "Treib einen Seriensponsor auf, dann mach ich den Rest." Der Ball war somit wieder bei Schallenberg. Er bekniet einen befreundeten Sektfabrikanten: "Ich hab ihn angelogen, von zwanzig und mehr Fahrzeugen vorgeschwärmt, die sein Werbebanner tragen würden." Der Freund zückt schlussendlich das Scheckbuch und schon bald rubbeln Schallenberg und Steffny "Kattus Frizzy"-Aufkleber auf ihre Windschutzscheiben. Der Histo Cup war geboren.

Verdammt bodennah: die historischen Formeln

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Von wegen zwanzig. Beim ersten Rennen 1998 in Brünn waren gerade einmal sieben Autos am Start. Erst im Jahr darauf waren sie knapp über zwanzig, später vierzig, irgendwann weit über 300. 

Und heute? Wieder die Zahl Sieben – sieben Serien umfasst der Histo Cup. Ist mit den Jahren zu einem Gut Aiderbichl für vernachlässigte Altblech-Preziosen geworden: Zu den Oldtimern (Anhang K bis 1981) gesellen sich amerikanische V8-Muscle Cars mit über vier Litern Hubraum; Formel-Autos von Kaimann über Lola bis Formel 3; Youngtimer und sogar ausrangierte Tourenwagen-Hotties werden reaktiviert. Und last, but not least: der Markenpokal, die 325er-BMW-Challenge, für die Heißsporne. Damit war die Industrie an Bord. Der Histo Cup war von nun an die größte Motorsport-Serie Europas, vielleicht sogar der Welt. Aktuell boomt die Classica Trophy. Hier werden Luxuslimousinen mit rasanter Gleichmäßigkeit stilvoll bewegt. Es ist die Liga der Herrenfahrer, der Gentlemen, wo keiner dem anderen ins Blech fährt.

Schallenberg und Steffny, der Visionär und der Macher, beharren auf ihrem Credo: keine Meisterschaft! Aus gutem Grund, wie sie betonen: "Wir wollen keine Streitereien, Boxentore sollen offen bleiben, wir wollen zusammen grillen, auf ein Bier gehen, uns gegenseitig Werkzeug borgen." Ein weiterer Harmonie-Garant ist das großzügige, fahrerfreundliche – OSK-genehmigte – Reglement. Die Veranstalter sehen sich als Dienstleister: "Wer zu uns kommt, darf auch fahren; niemand wird wegen eines nicht homologierten Handbremsen-Feststellventils heimgeschickt."

Es geht um Fahrspaß. Verschenkt wird dennoch nichts: keine Position, keine Pole und schon gar kein Sieg. O-Ton Schallenberg: "Wir fahren zwar um die Goldene Ananas, sind aber kein Blumenkorso." 

Apropos Ananas: Es war ein Pilot der ersten Stunde, Geri Rinnhofer, der einst bei einem nächtlichen "Barfly" so eine kitschig-güldene Deko-Südfrucht entdeckt und sie nach kurzem Handel dem Besitzer abkauft. Seither fungiert das gute Stück als heißbegehrter Wanderpokal für den Gesamtsieger der Histos.

Das Credo

Histocup_05_16_HH_04_CMS.jpg Heinz Henninger © Heinz Henninger
Boxentore sind immer offen…
Histocup_Stich_HCArchiv_23_CMS.jpg Histocup Archiv © Histocup Archiv
… gefahren wird um die goldene Ananas…
Histocup_Puch-rot_HCArchiv_21_CMS.jpg Histocup Archiv © Histocup Archiv
… und egal wer kommt, er darf auch fahren.

Mit den Jahren hat sich das Wachstum der Serie auf natürliche Weise entschleunigt: Ab- und Zugänge halten sich die Waage. Auch die Söhne der Gründerväter drücken bereits kräftig aufs Pedal. Stillstand? Fehlanzeige. Steffny und Schallenberg heben gerade ihr jüngstes Baby aus der Taufe: den historischen Mini Cooper Cup.  

www.histo-cup.at

Die Histo Cup-Serien

  • Oldtimer nach Anhang K bis 1981
  • Spezialtourenwagen (STW) bis 1981
  • Youngtimer bis 2001
  • BMW 325-Challenge
  • Formel Historic
  • Touring Car Open
  • Classica Trophy

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