Kantig-geschnitzte, wettergegerbte Gesichtszüge, Südtiroler Dialekt. Optisch ein Bergfex wie aus dem Bilderbuch. Einer, der jede freie Minute in senkrechten Dolomiten-Wänden verbringt? Fehlanzeige: Ich treffe Günter Steiner nicht unter den Geisslerspitzen, den Drei Zinnen oder auf dem Westgrat der Marmolata, sondern vor einem beheizten Reifenstapel in der Garage des amerikanischen Formel-1-Teams Haas.
Günter Steiners Passion seit Jugendtagen ist der Motorsport – untypisch für einen Südtiroler, wie er selbst zugibt. Nach vielen Jahren in Rallyesport und NASCAR ist er nun Teamchef des amerikanischen Formel-1-Rookie-Teams Haas F1. Nur vier Jahre nach einem ähnlichen, aber gescheiterten USA-Projekt haben Günter Steiner und der Industrielle Gene Haas in Rekordzeit ihr Team auf die Beine gestellt. Mit Standorten über die halbe Welt verteilt. Mit dem sechsten Platz beim Saison-Auftakt im Albert Park von Melbourne schrieben sie Geschichte, schafften das beste Debut seit 2002, als der Finne Mika Salo im Toyota auf Anhieb in die Punkte fuhr.
— Wie kommt ein Südtiroler aus Meran zum Motorsport?
Günter Steiner: Ganz komisch! Schon als Kind hab ich meinen Vater immer wieder angebettelt, mit mir zum Mendelrennen zu fahren. Dieses legendäre Bergrennen kennen sicher auch viele Österreicher. Mit 20, also gleich nach dem Militärdienst, bin ich nach Belgien gegangen und hab dort in einem Rallyeteam zu arbeiten begonnen. Danach bin ich wieder nach Italien zurück, immer im Rallyesport. Und erst 2002 hab ich es in die Formel 1 geschafft, zu Jaguar.
— Zu Jaguar hat sie damals doch Niki Lauda geholt, aber ihr hattet keinen Erfolg?
Günter Steiner: Ich will nicht sagen, dass wir keinen Erfolg hatten, die Leute haben uns einfach zu wenig Zeit gegeben. Niki war auf einem guten Weg, Jaguar aus dem Sumpf herauszuholen. Nur ein Jahr mehr und wir hätten es bestimmt geschafft. Aber ohne Zeit und ohne Perspektiven bin ich dann auch weg.
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