— Wie hast du es geschafft, vom Malen leben zu können? War das von Beginn an dein Ziel?
SIZETWO:Nein, überhaupt nicht. Als ich damals mit dem Malen begonnen habe, ich glaube, ich war da noch in der Schule, habe ich noch gar nicht gewusst, was ich mit meinem Leben anfangen, in welche Richtung es mich einmal tragen soll. Das war alles offen. Mein Vater ist Bauingenieur, also habe ich nach der Matura erst einmal ein halbes Jahr Architektur studiert, so alibimäßig halt. Aber natürlich bin ich recht schnell darauf gekommen, dass das nichts für mich ist.
Damals malte ich nebenher bereits recht viel, mein Stil hatte sich schon herumgesprochen. Meist waren das Anfragen à la "Hey, ich habe da ein Wohnzimmer, magst du da etwas reinmalen?", oder "Hey, ich habe da ein Kinderzimmer, kannst du einmal einen Spiderman machen?" Und so hat sich halt ein Ding nach dem anderen ergeben, das war klassische Mundpropaganda.
Ich musste damals allerdings noch nebenbei arbeiten, um über die Runden zu kommen. Zweieinhalb Jahre habe ich beispielsweise bei der Post gearbeitet, wobei mir schon klar war, dass das nicht meine Zukunft sein wird. Irgendwann dachte ich mir halt, so, hm, ich habe da jetzt die Wahl. Entweder steigere ich mich und mache das Malen full-time, oder es wird halt immer nur so nebenher laufen.
Und dann habe ich irgendwann den Schritt gemacht – und es hat funktioniert, ich war also quasi Vollzeit-Sprüher. Das Malen hat mir mein Leben finanziert. Ich bin zwar nicht reich geworden, aber es hat gereicht, und das war mir persönlich schon mehr als genug.
Bevor wir nach Berlin gegangen sind, konnte ich schon recht gut davon leben. In Berlin aber war dann wieder auf einmal alles anders. Zuerst machte ich mir noch Sorgen, ob das überhaupt klappen kann, und es hat ja dann auch nicht sofort funktioniert. Es hat eben ein bisschen gedauert. Aber ich habe immer gedacht, dass es in Berlin extrem schwierig sein wird, davon zu leben, denn da gibt es tausende andere Sprüher, die auch alle den selben Mist machen wollen, die auch alle davon leben wollen.
Der riesengroße Unterschied war, dass ich wesentlich zuverlässiger und professioneller war und, dass ich ein Auto hatte. Und einen Führerschein. Das waren echt Faktoren, von denen ich mir nie gedacht hätte, dass die einmal so relevant sein können. Aber in Berlin waren es eben diese vielen kleine Dinge, die schlussendlich zu dem großen Ganzen geführt haben. Und eben auch solche Sachen wie Zuverlässigkeit und auch, dass ich an mich selbst den Anspruch habe, immer besser zu werden. Selbst wenn mir alle sagen, wie toll das schon ausschaut, wie super. Ich aber denke mir trotzdem immer, nee, da geht noch etwas, und man kann ja auch fast immer noch etwas besser machen.
Es gibt da draußen einfach zu viele andere Künstler, die sich auf ihren Lorbeeren ausruhen und dann nichts mehr weiterbringen. Es ist aber wichtig, dass man zuverlässig und bemüht ist, und das hat halt bei mir im Endeffekt alles gepasst.
Kommentare