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© ÖAMTC/Christian Postl
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April 2020

Die Sicherheit im Blick

So kümmern sich die Mitarbeiter der HeliAir in Innsbruck und Wiener Neustadt um perfekt gewartete Helikopter – und damit um die Sicherheit der Kollegen in der Luft. 

Gemeinsam mit Christian, dem Spezialisten für eindrucksvolle Fotos, war ich schon oft unterwegs, um die Arbeit der ÖAMTC-Flugrettung zu dokumentieren. Diesmal ist die HeliAir-Werft gleich neben dem Christophorus-3-Stützpunkt in Wiener Neustadt unser Ziel. Unsere Mission ist ein Blick hinter die Kulissen – was verbirgt sich hinter den großen Hangartoren, was passiert dort und wer arbeitet dort eigentlich?

Hinein geht es für uns zunächst durch den Seiteneingang. Kaum sind wir drinnen, schon die erste Überraschung. Kein lautes Hämmern, sondern leise Musik aus einem Radio. Kein hektischer Trubel, sondern dynamische Betriebsamkeit. Kein ölverschmierter Boden, sondern ein helles, aufgeräumtes und wohl organisiertes Arbeitsumfeld. "Herzlich willkommen bei den Helischraubern", begrüßt uns Peter Breitler, Maintenance Station Manager der Werft. "Ihr habt euch den perfekten Tag ausgesucht. Wir haben gerade vier Hubschrauber zur Wartung im Haus."

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Wartung im Minutentakt

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Wie ein Auto, so muss auch ein Hubschrauber regelmäßig gewartet werden. "Üblicherweise ist bei unseren Airbus-Hubschraubern alle 1.000 Flugstunden eine große Kontrolle fällig", informiert Breitler. Während es bei einem Pkw nur Minuten bis wenige Stunden dauert, bis Motoröl, Pollenfilter, Bremsen und andere Dinge überprüft oder ausgewechselt sind, sind die Arbeiten am Helikopter ungleich aufwendiger. "Ein Hubschrauber ist schon einmal zwischen vier und sechs Wochen bei uns", erklärt Breitler. "Denn Helikopter müssen nach detaillierten Vorgaben des Herstellers komplett inspiziert werden." Grundsätzlich brauchen die ÖAMTC-Hubschrauber aus dem Hause Airbus im Vergleich nur wenig Wartung, da sie die zuverlässigsten Helikopter ihrer Klasse sind.

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Für die Arbeit an einem zerlegten Triebwerk braucht Luca Guidassoni neben viel Wissen auch viel Fingerspitzengefühl.
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Die Verkabelung eines Hubschraubers ist mitunter kilo­meterlang – Avioniker Joachim Kirchknopf hat trotzdem den Überblick.
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Pilot Stephan Schneider und Techniker Stefan Rockenbauer starten den umfangreichen Bodencheck des frisch gewarteten Hubschraubers.

Jetzt stößt auch Stefan Rockenbauer zu unserer Runde. Er führt mit seinem Team gerade eine 1.000-Flugstunden-Wartung an einem der Helikopter durch. Und schon sind wir mittendrin statt nur dabei. Zunächst geht es zu Joachim Kirchknopf in die Montagegrube. Der Avioniker – quasi der Elektriker unter den Luftfahrzeugtechnikern – kümmert sich gerade um den Einbau eines neuen Navigationssystems und die damit verbundene komplette Verkabelung. "Wir nützen derartige Wartungsereignisse auch immer wieder, um Maschinen auf den neuesten Stand der Technik zu bringen", erklärt uns Stefan. "Denn um die Stehzeiten der Flotte so gering wie möglich zu halten, werden so viel Arbeiten wie möglich gleichzeitig durchgeführt. Dafür bedarf es einer ausgeklügelten Planung."

Danach geht es zu Andreas Bauer auf die Arbeitsplattform in luftiger Höhe. Da die beiden Turbinen gerade ausgebaut und an anderer Stelle zerlegt und gewartet werden, kann er in aller Ruhe notwendige Arbeiten am Hauptrotorgetriebe durchführen. Da Luftfahrzeuge leicht sein müssen, sind manche Teile so kon­struiert, dass sie nur über eine begrenzte Lebensdauer verfügen. Danach müssen sie entweder generalüberholt oder ausgetauscht werden. "Sie müssen ersetzt werden, bevor sie kaputtgehen, denn passiert das während eines Fluges, ist es zu spät", macht Stefan die Relevanz der Arbeiten deutlich.

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Für die notwendigen Arbeiten am Hauptrotorgetriebe steht Andreas Bauer eine Arbeitsplattform zur Verfügung.
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Der Heckrotor wird nach der umfangreichen Wartung von Markus Pint wieder zusammengesetzt.
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Für die nationalen und internationalen Behörden muss Stefan Rockenbauer jeden Arbeitsschritt genau dokumentieren.

Aber die Wartung von Hubschraubern ist auch viel Schreibtischarbeit. Davon können wir uns überzeugen, als uns Stefan zu seinem Computer mitnimmt: "Jeder Arbeitsschritt ist exakt vorgegeben und muss für nationale und internationale Behörden auch detailliert dokumentiert werden." Auch muss jedes Teil, das ausgetauscht wird, in die sogenannte Lebenslauf-Akte eingetragen werden, die für alle Luftfahrzeuge Pflicht ist.

Inzwischen ist auch Pilot Stephan Schneider in den Hangar gekommen, denn nach größeren Wartungsarbeiten steht immer ein Überprüfungsflug auf dem Programm. Gemeinsam gehen wir nun zu einem Hubschrauber, bei dem am Vortag alle Arbeiten beendet wurden. "Bei uns geht kein Helikopter zurück an einen Stützpunkt, bevor er nicht auf Herz und Nieren geprüft wurde“, stellt Stefan Rockenbauer klar. Dann beginnt er gemeinsam mit Stephan Schneider einen ausführlichen Bodencheck, der am Anfang des umfangreichen Testprogramms steht. Erst danach geht es zu den Testflügen in die Luft. "Im Cockpit sind wir dann zu zweit", erzählt uns Stephan. „Neben mir sitzt der verantwortliche Luftfahrzeugtechniker mit einer Checkliste und gibt die Befehle für die exakt festgelegten Tests."

Auch wenn die Techniker der HeliAir ausschließlich im Hintergrund tätig sind, so leisten sie doch einen wesentlichen und unverzichtbaren Teil für die Flug- und Betriebssicherheit der ÖAMTC-Flugrettung.

Reinhard Kraxner, Geschäftsführer der ÖAMTC-Flugrettung

Penibel sein, alles rigoros kontrollieren sowie auf die kleinsten Feinheiten und Unregelmäßigkeiten achten: Das ist das Motto, nach dem die Tester an Bord agieren. Der Abnahmeflug ist somit eine Art Bewährungsprobe. Nur wenn die in den umfangreichen Prüflisten geforderten Daten und Fakten erzielt werden, gibt es ein positives Hakerl und eine Freigabe für den Hubschrauber. "Alle Checks haben ihre Bedeutung, wichtige und unwichtige gibt es in der Fliegerei nicht", betonen Stefan und Stephan unisono. Auch die kleinste Beanstandung würde von den beiden ernst genommen werden und müsste umgehend behoben werden. "Denn die Sicherheit der Crew und Patienten steht immer an oberster Stelle", so die beiden.

Am Ende des Tages hat alles einwandfrei geklappt. "Mission completed" heißt es nicht nur für Stefan Rockenbauer und sein Team sowie Pilot Stephan Schneider, sondern auch für Christian und mich.

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