Palmsonntag im Kloster Geghard oberhalb von Jerewan. Die Frauen haben sich hübsch gemacht, viele tragen bunte Blumenkränze in den Haaren. Beim Eingang zur Anlage, die ins vierte Jahrhundert zurückdatiert, werden Palmzweige angeboten. Schwarz gekleidete Geistliche mit langen Bärten schreiten zur Surb Astvatsatsin ("Muttergotteskirche"), von der schon zur Messe geläutet wird – nach dem Ritus der Armenischen Apostolischen Kirche, der ältesten Staatskirche der Welt. Die Stimmen eines Chors aus der nahen Musikschule verleihen der Szenerie eine besondere Atmosphäre.
Die Messe kann gut zwei Stunden dauern, daher mache ich zunächst einen Abstecher in die Seitenkapellen: Durch eine fließt ein kleines Bächlein mit heiligem Wasser, eine zweite, ebenso düstere Kapelle beherbergt Fürstengräber und in Stein gemeißelte Adler und Löwen. Ich bin alleine in dem mystischen Ort, an dem die Gemäuer zu mir zu sprechen scheinen – von der einzigartigen Geschichte Armeniens.
Das heute nur noch kleine Land mit seiner großer Geschichte im Kleinen Kaukasus zieht Reisende aus aller Welt vor allem durch seine Klosterkirchen an, die vielerorts in spektakulärer Lage inmitten von atemberaubenden Berglandschaften liegen. Diese Monumente waren und sind nicht zuletzt auch Zeugen schicksalhafter Ereignisse in einem Land, das sich wie vielleicht sonst kein anderes als Inspiration für ein Fantasy-Epos eignen würde.
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