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Das Team (von links): Alexander Huber, Alexander Rainisch, Mario Reitermayr (Akkumobil), Marcel Brandl, Manuel Rechberger, Günther Pammer (Abteilungsvorstand Elektrotechnik & IT), Alexander Hetzmannseder, Niko Hanousek, Thomas Luckeneder.

© Heinz Henninger

Das Team (von links): Alexander Huber, Alexander Rainisch, Mario Reitermayr (Akkumobil), Marcel Brandl, Manuel Rechberger, Günther Pammer (Abteilungsvorstand Elektrotechnik & IT), Alexander Hetzmannseder, Niko Hanousek, Thomas Luckeneder.

© Heinz Henninger
Juni 2018

Jaguar, der E-Typ

Man nehme einen Jaguar XJ12, Baujahr 1985, und baue ihn zu einem Elektro-Auto um. Sieben Linzer HTL-Maturanten haben sich der Herausforderung gestellt.

Fast schon ein bisschen verrückt, der Plan: einen klassischen Jaguar aus den 1980er-Jahren um seinen Zwölfzylinder mit 5,3 Liter Hubraum zu erleichtern und zu einem E-Mobil umzubauen.

Sieben Maturanten der Paul-Hahn-HTL in Linz machten diese Aufgabe zur Projektarbeit für ihre Matura. Aber von Anfang an: Einer der Schüler hatte Kontakt zu Mario Reitermayr, der sich mit seiner Firma Akkumobil in Ottensheim auf Reparaturen und Umbauten aller möglichen E-Gefährte spezialisiert hat. Sein elektrischer Porsche 911 war nach Familienzuwachs zu klein geworden, ­eine größere Alternative musste her. Aber es sollte wieder etwas Besonders werden: ein ­Jaguar XJ12, Baujahr 1985.

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1 Jaguar XJ12, Baujahr 1985. Start zum zweiten Leben. © Heinz Henninger

2 V12, also zwölf Zylinder in V-Anordnung – das war einmal. © Heinz Henninger

3 Das springende Raubtier darf der Jaguar behalten. © Heinz Henninger

Rasch war man sich einig, das Projekt gemeinsam anzugehen. Damit war auch die ­Finanzierung gesichert – ganz so einfach kann man ja als Schüler ein derartiges Projekt nicht realisieren. Mit an Bord war auch HTL-Abteilungsvorstand Günther Pammer als Betreuungslehrer, in der Schule zuständig für Elektrotechnik und Informationstechnologie.

Was war die größte Herausforderung für die Schüler bei dieser außergewöhnlichen Maturaarbeit? Niko Hanousek muss nicht lange überlegen: "Zuerst eine ordentliche und detaillierte Planung erstellen, dann erst los­legen. Und im Team zusammenarbeiten."

Insgesamt 1.600 Stunden ihrer Freizeit investierten die Schüler in den E-Jaguar – zusätzlich zum normalen Schulbetrieb und der Vorbereitung auf die Matura.

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Unter der Motorhaube findet sich jetzt ein Elektromotor mit 80 kW Leistung und ein Großteil der Akkus mit einer Speicherkapazität von insgesamt 56 Kilowattstunden. Damit soll der Jaguar bis zu 160 km/h schnell sein, die Reichweite schätzt Mario Reitermayr auf rund 250 Kilometer. Was auffällt: Der XJ ragt über der Vorderachse außergewöhnlich in die Höhe. Kein Wunder, war der ursprüngliche Zwölfzylinder ganze 120 Kilo schwerer als der jetzige E-Motor und die Akkus gemeinsam. Als Getriebe dient die originale Dreigang-Wandlerautomatik.

Überraschend: Die verbauten Batteriezellen stammen von Tesla. Aber nicht gute Beziehungen zu Tesla-Chef Elon Musk haben das möglich gemacht. "Die kommen aus Norwegen. Dort ist die Tesla-Dichte mittlerweile so hoch, dass man immer wieder an Akkus von Unfall-Autos herankommt", erklärt Reitermayr. "Es gibt schon einen richtigen Markt für Tesla-Batteriezellen.“

Beeindruckend das Innenleben des neugeborenen Jaguar. Der ist das genaue Gegenteil ­eines Bastlerautos. Die originalen Rundinstrumente zeigen jetzt den Ladestand der Batterien, Reichweite und sonstige elektrische Eckdaten an. In der Mittelkonsole wurde statt der Bedienelemente der Klimaanlage ein Bildschirm eingebaut. Damit dieser auch mit den entsprechenden Daten versorgt werden kann, schrieben die Schüler eigene Programme. Da jetzt die Abwärme des Verbrennungsmotors fehlt, wird der Innenraum im Winter elek­trisch beheizt.

Unter den beiden Tankdeckeln finden sich die Anschlüsse zum Aufladen, zur Wahl stehen 230 Volt und Kraftstrom. Dazu passend haben die HTL-Maturanten auch noch eine alte Mobil-Benzinzapfsäule zur E-Ladestation umgebaut. Die hat zusätzlich auch noch ­einen Typ-2-Anschluss und liefert maximal 22 kW. Die Daten werden an einen kleinen Rechner übertragen, somit ist auch eine Auswertung der Ladevorgänge möglich.

Abteilungsvorstand Günther Pammer ist der Stolz auf seine Schützlinge anzumerken: "Nicht nur, dass sie unglaublich viel Zeit in das Projekt investiert haben. Auch die konstruktive Zusammenarbeit zwischen den beiden Fachrichtungen Elektrotechnik und Informationstechnologie ist ja eine Herausforderung." Über die berufliche Zukunft seiner Maturanten muss sich Pammer keine Sorgen machen. Von den rund 160 Absolventen ­eines Jahrgangs studiert etwa eine Hälfte, die andere steigt ins Berufsleben ein. "Es treten rund 90 Firmen von sich aus an unsere Schule heran und bieten den Maturanten Jobmöglichkeiten an."

Mittels Einzeltypisierung wird der elektrische Jaguar zugelassen, was laut Mario Reitermayr in Oberösterreich von allen Bundesländern am einfachsten möglich ist. In der ­Nebengarage wartet übrigens bereits ein knall-orangefarbener Land Rover Defender auf seinen E-Motor und Akkus.

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© Heinz Henninger

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