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© Kurt Zeillinger
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März 2015

Im grünen Bereich

Reisfelder, so weit das Auge reicht, Sommer fast das ganze Jahr über, prachtvolle Tempel und traumhafte Strände: Kein Wunder, dass Bali für viele das Paradies schlechthin ist.

Grün, grün, grün. Noch nie habe ich ein derart saftiges Grün gesehen wie hier auf 1.000 Meter Höhe mitten auf Bali. So weit das Auge reicht, leuchten die Reisterrassen durch den sich lichtenden Nebel, so, als hätte sie jemand mit Photoshop bearbeitetet. Und hinter dem Horizont geht es sattgrün weiter – bloß wilde Orchideen, die sich an die Bäume schmiegen, sorgen im Urwald für Akzente in Rot, Lila und Weiß. "Bei uns sagt man, dass man nur einen Holzpflock in den Boden rammen muss – und schon sprießen Äste mit Blättern aus ihm hervor", sagt Made, unser Reiseleiter, "so fruchtbar ist unsere Insel." Wir steigen wieder in den Suzuki-Kompaktvan und Putu, unser Fahrer, steigt aufs Gas.

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Ja, wir haben einen Fahrer, einen perfekt Deutsch sprechenden Guide und ein hervorragend klimatisiertes Auto – nur für uns. Das ist quasi die Luxus-Variante einer Tour durch Bali. Unsere beiden Begleiter sind bereits vier Tage mit uns unterwegs. Sie haben uns morgens am Nordwest-Zipfel der Insel abgeholt und werden uns am späten Nachmittag in einem Strandhotel im Süden absetzen. Natürlich lässt sich die zu Indonesien gehörende Insel auch günstiger entdecken – mit einer Reisegruppe im Bus. Auf individuelle Zeitpläne oder Extratouren kann dabei allerdings kaum eingegangen werden. Und ein Leihwagen ist für uns nicht nur wegen des chaotischen Verkehrs auf den engen Straßen kein Thema: Ein Auto mit Fahrer gibt es fast ums gleiche Geld. 

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Unser Fahrer scheint ein Mann ohne Nerven zu sein. Da stürzen sich Horden von Mopeds mit scheinbarer Todesverachtung nur ein paar Zentimeter links und rechts an unserem Auto vorbei die Serpentinen der steilen Passstraße hinunter, und überholt wird nicht etwa, wenn die Gegenfahrbahn überschaubar frei ist, sondern stets, wenn der Vordermann zu langsam ist: Putu geht davon aus, dass ein echter Balinese entgegenkommenden Überholern Platz macht. Zu Recht.

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Guide Made (li.) mit Fahrer Putu.
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Unser Reiseauto auf Bali.
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"Tankstelle" für Mopeds.

Mittlerweile liegt die kurvige Strecke hinter uns. Jetzt wird mir wenigstens nicht schlecht, wenn ich die Fotos checke, die ich heute von den Reisfeldern und kurz zuvor noch vom 350 Jahre alten Wassertempel am Bergsee Bratan gemacht habe. Mit diesen Bildern bin ich nicht allein – die Kultstätte der balinesischen Wassergöttin Dewi Danu gehört zu den meist fotografierten der Insel. Nicht nur wenn, so wie bei unserem Besuch, gerade eine Prozession ihr zu Ehren abläuft. Im monotonen Trommelrhythmus drehen dann dutzende Männer, Frauen und Kinder in ihren weißen und roten Gewändern ihre Runden. Es war nicht der erste Tempel, den wir besuchten, und auch nicht der letzte: Putu parkt den Suzuki gerade vor einem der typisch balinesischen gespaltenen Tempeltore ein. "Wir nennen so ein Tor Candi Benta", meint Made und erklärt, dass in mythischer Vorzeit der Berg Mahameru, Sitz aller hinduistischen Götter, nach Bali transportiert wurde und dabei in zwei Teile zerfiel. Und diese Art von Tor symbolisiere, so wie hier an Balis Südküste in Tanah Lot, eben die beiden Hälften dieses Berges. Sogar Gartentore sind so gestaltet. Wieder was gelernt.

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Ein Glück, dass gerade noch Ebbe herrscht. So können wir trockenen Fußes zusammen mit hundert anderen Menschen die 50 Meter zu dem auf einer Insel gelegenen Meerestempel bewältigen. Acht zu geben, empfiehlt sich dennoch: Dann und wann wird’s rutschig, wenn ein Ausläufer einer Welle die rundgewaschenen Steine erreicht.

Ein einziges Mal haben wir übrigens eine Besichtigung ausgelassen: Wir schwänzten die (angeblich ziemlich touristische) Kecak-Tanzvorführung in der Palastanlage von Ubud und tauchten stattdessen lieber in die Welt der europäischen Teilzeit-Aussteiger ein, die mitten auf Bali Yoga lehren und lernen und zwischendurch mit ihren Laptops die schicken Bio-Beisln füllen. Unsere Tipps für dort: die Bali-Buda-Bäckerei und der Eissalon Gelato Secrets mit Sorten wie Pink Guave oder Drachenfrucht – eine Wucht. Unser Lieblingsrestaurant, das Clear Café, ist mittlerweile leider abgebrannt – und nach seiner Wiedererrichtung sicher ein Muss.

Ubud ist (abgesehen vom Flughafen Denpasar) der wohl einzige Ort auf Bali, an dem es sich auch gut shoppen lässt. Und an den unzähligen Manufakturen für Schmuck und Schnitzereien kommt sowieso kein Tourist vorbei, dafür sorgen schon die Tour Guides.

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1 Der südlich von Ubud gelegene Ort Mas ("Gold") gilt als Zentrum der Gold- und Silberschmiedekunst Balis. In vielen betrieben lassen sich die Handwerker bei der Arbeit auf die Finger schauen. © Kurt Zeillinger

2 Auch Holz verarbeitende Handwerksbetriebe laden in Mas zur Besichtigung ein. Sie erzeugen Möbel und Skulpturen wie diese Maske des Dämons Barong. © Kurt Zeillinger

3 Die Aussteiger-Hochburg Ubud bietet coole Veggie-Restaurants, Cafés, Konditoreien und einen Eissalon. Bleibt nur noch die entscheidende Frage: Guave-Erdbeer oder Zimt-Drachenfrucht? © Kurt Zeillinger

Eine Stunde später haben wir unser Tagesziel erreicht: das Strandhotel in Jimbaran. Wir verabschieden uns von Made  und Chauffeur Putu, weil wir die nächsten drei Tage hier am Indischen Ozean faulenzen werden. Fühlen uns wie im TV-Schinken "Traumhochzeit auf Bali", weil wir zur Begrüßung Blütenkränze um den Hals gehängt gekommen, und beziehen unseren Bungalow. Zeit für einen ersten Strandbummel – und gleich ein Schock: Palmenstrand und weißer Sand sind ja wunderschön – aber müssen es gleich diese Menschenmassen sein?

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Weil hier knapp unterhalb des Äquators die späte Nachmittagssonne binnen Minuten ins Meer zu stürzen scheint, herrscht High Life, alles wartet auf den entscheidenden Moment für ein schamlos kitschiges Sonnenuntergangs-Selfie. Währenddessen werden unzählige Tische in den Sand gesetzt, die Holzkohle der Strand-Grillbuden zum Glühen gebracht, und bald hüllt der Duft gebratener Snapper alle ein. Aber auch King Prawns, Lobster und die nussig-salzigen Saté-Spieße sind nicht zu verachten.

Bei all den herrlichen Fischen und Meeresfrüchten, die am Strand vom Grill feilgeboten werden, erhebt sich die Frage, woher diese stammen. An der Rezeption unseres Hotels hat man die Antwort für mich parat: Nur ein paar Kilometer weiter am Strand in Richtung Flughafen Denpasar.

Mit dem Taxi ein Katzensprung – und zugleich ein Sprung in eine andere Welt jenseits des touristischen Luxusangebots. Es wimmelt von Menschen, die mit Körben voller Eisblöcke oder Kisten mit Hummern und Fischen zwischen riesigen Bretterbuden und Pawlatschen hin- und her wuseln. Und es riecht streng – zu streng für Touristen. Es ist der größte Fischmarkt auf Bali.

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Am Rückweg zum Hotel noch ein Cocktail an der Beach Bar und ein paar Notizen über die letzten Tage ins iPad – apropos, gratis WLAN gibt’s praktisch überall. Worüber soll ich zuerst schreiben? Über den ganz anderen, weil schwarzen Sandstrand in Pemuteran an der Nordküste? Über das Schnorcheln dort? Morgens ging es in den Nachbarort, wir fassten Flossen, Taucherbrille und Schnorchel aus, bestiegen ein Boot und tuckerten hinaus zu einer Abrisskante im Meeresboden. Dort, knapp unter der Oberfläche des 28 Grad warmen Wassers, eine völlig andere Welt. "Du fühlst eine nie erlebte, totale Ruhe, obwohl du das pralle, quirlige Leben einer schier unendlichen Vielzahl bunter Fische beobachtest", tippe ich in die virtuelle Tastatur.

Was wohl rückblickend betrachtet schöner war – das Schnorcheln, das Schwimmen im Meer oder das Baden im Pool des Spa? Das war ganz schön entspannend.

Ganz anders der Ausflug zum Munduk-Wasserfall im Gebirge. Ein schmaler Pfad hinunter in ein enges Tal, es riecht stärker nach Nelken als im Gewürzregal daheim. Hinter der nächsten Weggabelung zeigt sich, warum: Ein viertel Fußballfeld voller Stängel trocknet vor sich hin. Dann wird das Rauschen immer stärker. "Plötzlich stehst du mitten im Dschungel in einer Art Trichter und hast einen mindestens 50 Meter hohen Wasserfall vor dir", so mein Eintrag.

Es sollte nicht das einzige Naturerlebnis auf Bali bleiben: Auch Trekking haben wir probiert, in einem Naturschutzgebiet ganz im Osten Balis. Im Urwald dort haben wir erlebt, wie Insekten einander zum Fressen gern haben – am Beispiel der Ameisenlöwen, die in Erdlöchern auf rote Ameisen warten. Haben gelernt, dass Lianen auch schwerere Kaliber als Tarzan aushalten und eigentlich selber Bäume sind.  Bloß den berühmtesten Vogel der Insel, den weißen Starling mit der blauen Halskrause, haben wir trotz der Lockrufe unseres Guides nicht zu Gesicht bekommen.

Es ist Mitternacht, ab in die Heia! Morgen bleiben wir am Strand, gönnen uns höchstens eine Massage im Spa – so lässt sich’s leben.

Bali_Karte_CMS.JPG Peter Scharnagl © Peter Scharnagl

Fazit: Bali ist ziemlich weit entfernt – mindestens 19 Flugstunden –, und eine faszinierende Insel. Das Klima ist nach der Regenzeit (November bis April) am besten, an den Küsten hat es tagsüber um die 30 und nachts um die 25 Grad. Alles wunderbar also? Fast. Vor 13 und vor zehn Jahren gab es terroristische Anschläge auf Urlauber, seither wird in vielen Hotels das Gepäck beim Einchecken gescannt wie am Flughafen. Eindruck ins tägliche Leben der Balinesen, die mit rund 200 Euro im Monat auskommen müssen, bekommt man nur schwer, als Urlauber wird man bloß an die schönsten Plätze geführt. Die Menschen, die auf der Insel leben, erscheinen stets hilfsbereit, freundlich und harmoniebedürftig. Wir kommen gerne wieder.

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