High Line_Chelsea Market_NY_2288_CMS.JPG Kurt Zeillinger
© Kurt Zeillinger
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Oktober 2018

High Line: Im Grünen durch New York

Ein Spaziergang über eine ehemalige Hochbahntrasse durch den Big Apple.

Regelmäßige Leser dieser digitalen Ausgabe des auto touring wissen es: Der Autor hat ein Faible für transformierte Lost Places. Für ehemalige Bahnlinien, die zu Radwegen mutierten, in Triest, im Waldviertel oder im Mostviertel. Bis dato aber immer in Österreich oder im Nahbereich des Landes. Jetzt hat es ihn nach New York verschlagen. Ganz klar, dass da ganz oben auf seiner Liste unter anderem eine wegrationalisierte Bahnstrecke stand, die sich jetzt als riesiger Park in Hochlage durch den westlichen Teil Manhattans zieht.

Der Beginn der 2,4 Kilometer langen Trasse liegt auf Höhe der der 12th Street am westlichen Ende der Gansevoort Street, zu erreichen mit den U-Bahn-Linien A, C und E (blau im Streckenplan eingezeichnet) von der Station 14th Street. Von dort sind es nur ein paar hundert Meter Richtung Hudson in den Meatpacking District, einem post-industriell geprägten Viertel im Umbruch. Denn von den einst über 250 namensgebenden Fleisch verarbeitenden Fabriken sind nur noch rund 30 übrig geblieben.

Starten wir also zu unserem Rundgang über die High Line.

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Seit 1847 wurde der Meatpacking District von einer Eisenbahn erschlossen, mit der das zu verarbeitende Vieh in die Fabriken und die zerlegten Fleisch-Teile, aber auch Fertigprodukte wie Schinken und Wurst überall hin in die Vereinigten Staaten transportiert wurden. Die Strecke führte auf Straßenniveau die 10th Avenue entlang. Weil es ständig zu Unfällen mit Fuhrwerken und Menschen kam, nannte man die Straße "Death Avenue", und bald musste vor jedem Zug ein Mensch voranreiten. Zu umständlich, zu langsam. 1932 eröffnete man stattdessen eine Hochbahnstrecke für den Gütertransport – die High Line. Die Fabriken erhielten eigene Gleisanschlüsse im 2. Stock.

In den 1950er-Jahren verlagerte sich der Güterverkehr auf die Highways, viele Betriebe zogen an den Stadtrand und die Bedeutung der Bahnstrecke ging zurück. Im Herbst 1980 fuhr der letzte Zug. Im selben Jahr formierte sich ein Verein namens "Freunde der High Line", der Spektakuläres im Schilde führte: die Strecke in einen Park in Hochlage zu verwandeln. 2009 wurde wahr, was über Jahre unmöglich erschien. Der erste Abschnitt des Trassen-Parks wurde eröffnet – und von der Bevölkerung gestürmt.

Ein riesiger ehemaliger Backstein-Fabrikskomplex, der sich wunderbar für einen Abstecher von der High Line eignet, füllt das Areal zwischen 9th und 10th Avenue und 15th und 16th Street. Hier war der Sitz der National Biscuit Company (Nabisco), bei uns vor allem durch ihr berühmtestes Produkt bekannt: die Oreo-Kekse.

Nabisco ist seit 1958 an dieser Stelle Geschichte. Heute gehört das Gebäude der Google-Muttergesellschaft Alphabet, der es im Frühjahr 2018 immerhin 2,4 Milliarden Dollar wert war. Chelsea Market gehört damit zu den teuersten Immobilien, die jemals in New York den Besitzer gewechselt haben. Klar dass Google (in der 2., 3. und 4. Etage) und YouTube (im 5. Stock) hier ihre Büros haben.

Wieder ganz oben auf der High Line erwartet die Spaziergänger eine Überraschung: ein riesiges vierteiliges Sichtfenster auf die 10th Avenue am unteren Ende einer Art Arena. Der einzige Zweck dieses hölzernen Amphitheaters dürfte sein, den Müßiggängern auf der Trasse einen Blick auf das geschäftige Treiben zu erlauben.

Die Transformation der Güter-Hochbahn zur High Line ist eine Erfolgsgeschichte, fünf Millionen Menschen besuchen sie pro Jahr. Weniger begeistert sind neben einigen Fotografen, die den Schwebezustand zwischen Verfall und Glanz für Fotoproduktionen genutzt hatten, vor allem alteingesessene Mieter, die den Anstieg der für Wohnungen verlangten (und bezahlten) Preise nicht mitmachen konnten: West Chelsea am Beginn und Hell's Kitchen am Ende der Strecke sind zu teuren Szenevierteln mutiert.

Genau diese Entwicklung ist es aber auch, die den Trägerverein, die Freunde der High Line, darin bestärkt, eine Menge kostenloser Aktivitäten auf der Strecke anzubieten – von Gemeinschaftsgärten über spezielle Themenführungen bis hin zu Grätzlfesten. Und das mitten zwischen Wolkenkratzern.

New York erleben:

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