Die USA erheben Zölle auf Autos aus Europa, China pusht eigene Automarken und die Klimaziele der EU sind hoch gesteckt. Wie wirkt sich dieses Umfeld auf die europäische Industrie aus?
Wir stehen inmitten globaler Spannungsfelder: in Europa zwischen Klimaschutz und industrieller Wettbewerbsfähigkeit, in China zwischen hoher Innovationsdynamik und Konsumzurückhaltung, in den USA zwischen Abschottung und industriellem Aufbruch. Die Autoindustrie erlebt dabei eine tiefgreifende technologische Transformation – alles verändert sich gleichzeitig und das rasant. Für eine langfristig planende und investierende Branche ist dies eine enorme Herausforderung. Und gleichzeitig eine große Chance, wenn wir entschlossen handeln.
Wie sieht Ihr Plan dafür aus?
Vor drei Jahren haben wir unsere Unternehmenslage schonungslos analysiert, ein 10-Punkte-Programm mit 75 Handlungsfeldern definiert und einen strukturierten Zukunftsplan entwickelt. Diesen setzen wir konsequent um. Wir haben Produkte und Design überarbeitet, die Qualität gesteigert, Strukturen gestrafft und Kosten gesenkt. Trotz anspruchsvollster Rahmenbedingungen kommen wir gut voran – auf dem Weg zu unserem Ziel, globaler Technologietreiber der Automobilindustrie zu werden.
Was bedeuten diese Maßnahmen für die Konsumenten?
In den vergangenen zwei Jahren haben wir weltweit 60 neue Modelle über alle Marken und Antriebsarten eingeführt – 2026 folgen weitere 20. Unser frisches Portfolio kommt bei Kundinnen und Kunden gut an: Das zeigen Absatz und Auftragseingänge des Volkswagen-Konzerns. Bei vollelektrischen Fahrzeugen sind wir nach drei Quartalen mit 27 % Marktanteil klar die Nummer eins in Europa.
Dennoch geht der Verkauf von E-Autos nicht so schnell voran, wie von der Politik gewünscht. Ein Grund sind auch die höheren Preise im Vergleich zu Verbrennern. Wie gelingt es, günstigere E-Autos anzubieten?
Darauf gibt es mehrere Antworten. Ein Beispiel: Wir haben unsere Batteriestrategie deutlich weiterentwickelt und uns technologisch sehr flexibel aufgestellt, damit wir auch für die nächsten Technologiesprünge bereit sind.
Ein zentraler Baustein ist unsere Einheitszelle, die künftig in den meisten Fahrzeugen zum Einsatz kommt. Dadurch können wir Akkus deutlich effizienter und kostengünstiger produzieren. Neben attraktiven E-Autos sind besonders die Ladeinfrastruktur, Ladestrompreise und geeignete Fördermaßnahmen wie Steuererleichterungen ausschlaggebend für den Hochlauf der E-Mobilität.
Welche Rolle spielt Autonomes Fahren in der Strategie von VW?
Auch beim autonomen Fahren machen wir Tempo: Ab 2026 kommen in China unsere neuen Modelle mit Level 2+ und 2++ Systemen auf den Markt. (Anm.: Solche Systeme ermöglichen weitreichendes, teilautomatisiertes Fahren). Zudem bieten wir mit unserem Ridingpool-Dienst Moia ein Komplettpaket für Mobilitätsdienstleister: den ID.Buzz als hochautomatisiertes Level-4-Shuttle inklusive Flottenmanagement und Buchungssystem. Rund 70 Städte zeigen bereits großes Interesse. Und ab 2026 startet der Mobilitätsdienstleister Uber in Los Angeles mit unseren autonomen Fahrzeugen.
Was erwarten Sie für die kommenden Jahre?
Das Potenzial ist groß. Wir sprechen hier von einem Markt für Mobilitätsdienstleistungen mit einem prognostizierten Umsatz von weltweit mehr als 400 Milliarden Dollar in den 2030er- Jahren. Mit unserem Fahrzeugangebot, unserer Komplettlösung und unseren Partnern spielen wir hier in der Spitzengruppe mit. Große Entwicklungssprünge realisieren wir zudem über den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Sie beschleunigt die Entwicklung von Software.
Werden die Fahrzeuge so sicher sein wie menschliche Fahrer?
Definitiv. Wir haben den Anspruch, dass sie sogar deutlich besser sind als ein menschlicher Fahrer. Dann könnten wir auf den Sicherheitsfahrer verzichten.
Kommentare