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© Hans Leitner/First Look/Picturedesk
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August 2021

"Ich möchte mutig sein"

Sie ist laut, sie ist lustig und sie sagt, was sie denkt: Anna Buchegger. Die Starmania21-Siegerin verrät uns, was ihr am Herzen liegt, wie es weitergeht und warum sie auf ein Management verzichtet.

Sie ist Vollblutkünstlerin und verstellt sich nicht, beschreibt sich selbst als ungeduldig und setzt sich für die Dinge ein, die ihr wichtig sind.

Anna Buch­egger singt und musiziert seit ihrer Kindheit. Bereits mit 12 Jahren nimmt sie als jüngste Kandidatin an einer Castingshow teil und schafft es ins Semifinale. Zehn Jahre später singt sich die Salzburgerin souverän und cool zum Sieg von Starmania21. Dabei überzeugt die 22-Jährige mit wandlungsfähiger Stimme und ungekünsteltem Auftreten. Sie erzählt uns von der Zeit nach der Show, ihrer Leidenschaft und warum sie Feministin ist.

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— Musik begann in deinem Leben schon früh eine Rolle zu spielen. Wie begann das alles?

Anna Buchegger:Meine Anfänge waren ganz klassisch in der Volksmusik. Meine Eltern sind nicht so musikalisch, haben uns aber immer gefördert. Meine ältere Schwester und ich haben gemeinsam gespielt und sind in der Umgebung als "Buchegger Dirndln" bekannt gewesen. Sie spielte Gitarre und ich Hackbrett (Anm.: eine Kastenzither, die mit Klöppeln angeschlagen wird), das war mein erstes Instrument.

— Dein Vater arbeitet beim ÖAMTC, aber deine Eltern haben auch einen Bauernhof mit Kühen, Wachteln und Alpakas. Haben sie sich jemals gewünscht, dass du den Bauernhof übernimmst?

Anna Buchegger:Nein, meine Eltern unterstützen mich komplett bei dem, was ich tue.

— Gab es einen Zeitpunkt, zu dem du wusstest: Ich will Sängerin werden?

Anna Buchegger:Das kann ich gar nicht genau sagen, ich habe das nie beschlossen. Ich weiß auch gar nicht, ob ich es jetzt bin (lächelt). Es ist ein sehr großer Teil von mir und irgendwie hat immer eines zum anderen geführt.

Anna singt ihren Song "Ease" im Finale von Starmania21

— Was hat sich bei dir seit deinem Starmania-Sieg verändert?

Anna Buchegger:Bei mir nichts, aber um mich herum hat sich viel verändert. Ich höre auf einmal von Menschen, die sich nie gemeldet haben und jetzt etwas brauchen. Extrem viele Menschen, die beim Kuchen mitschneiden wollen. Aber es ist nicht einmal ein Kuchen, eher nur ein kleiner Muffin (seufzt).

— Aber du machst es schon mit Leidenschaft. Denn es ist ja ein sehr hartes Business…

Anna Buchegger:Ja, das ist es wirklich. Ich glaube, ohne Leidenschaft kommt man da nicht durch und kann sich nur schwer treu bleiben. Man weiß schon zu Beginn, dass es ein hartes Business ist, aber in Wirklichkeit ist es noch viel härter. Ich habe jetzt wieder viel darüber gelernt. Dabei wird dir immer bewusst, wie man es nicht haben möchte – wie man nicht sein will.

Starmania Kandidaten ORF_Guenther Pichlkostner2_CMS.JPG Privat © Privat
Selfie mit Alpaka. Annas Eltern betreiben in Salzburg einen Bauernhof. Dort gibt es neben Alpakas auch Kühe und Wachteln. 
Starmania Kandidaten ORF_Guenther Pichlkostner2_CMS.JPG Markus Lackinger/www.jazzfoto.at © Markus Lackinger/www.jazzfoto.at
Anna ist derzeit ihre eigene Managerin und Produzentin. Sie schreibt alle ihre Songs selbst. 
Starmania Kandidaten ORF_Guenther Pichlkostner2_CMS.JPG Adi Aschauer © Adi Aschauer
Die Salzburgerin musiziert seit ihrer Kindheit. Sie spielt Klavier, Gitarre und Hackbrett.

— Du bist ja schon ein Casting-Show-Profi. Das Format taugt dir?

Anna Buchegger:Eigentlich taugt mir das Format überhaupt nicht (lacht). Mir kam die Pandemie zugute, denn ohne sie hätte ich nie teilgenommen. Ich hatte genug zu tun.

— Für dich hat es sich auf alle Fälle ausgezahlt, du hast gewonnen. Und vermutlich kommt man auch nicht so schnell an dieses Millionen-Publikum.

Anna Buchegger:Das stimmt schon (grinst). Aber solange man es nicht hat, denkt man auch nicht daran und geht nicht davon aus, dass man es haben wird.

Ich will immer eine Message haben, die ich weitergeben kann.

Anna Buchegger, Sängerin

Es ist eine coole Sache für junge Menschen, auf so einer Plattform aufzutreten. So viele negative Dinge es auch teilweise mit sich bringt, die Intention dahinter ist eine gute.

— Was sind die negativen Dinge?

Anna Buchegger:Man wird miteinander verglichen und darum sollte es eigentlich nicht gehen. Ich meine, es geht in der Musik immer darum, dass man gut zusammenspielt. Und wenn man das macht, singt man auch gut. Bei einer Castingshow wird der Spieß umgedreht, es geht darum, dass man gegeneinander spielt.

— Wie war die Stimmung unter den Teilnehmer/-innen?

Anna Buchegger:Da wir immer nur unser eigenes Publikum waren und immer miteinander geprobt haben, kam dieser Konkurrenzkampf gar nicht erst auf. Es war ein sehr guter Zusammenhalt und eine lustige Zeit. Ich habe sehr nette Menschen kennengelernt, mit denen ich nach wie vor in Kontakt bin.

— Hast du seit deinem Gewinn eine Art Promi-Status?

Anna Buchegger:Nein, überhaupt nicht. Ich weiß nicht. Ich will einfach meine Arbeit machen und das gut. Ich möchte keinen Status, ich möchte etwas bewegen. Einen Promi-Status fände ich eher beleidigend.

— Was möchtest du bewegen?

Anna Buchegger:Als Künstlerin habe ich oft diesen Weltverbesserungstrieb, ich weiß nicht wieso, da bin ich ein bisserl wie ein Moralapostel, aber ich will immer eine Message haben, die ich weitergeben kann.

— Bereust du es manchmal, so engagiert zu sein?

Anna Buchegger:Ich bereue nichts, aber manchmal wird mir schon bewusst, dass ich zu sehr über die Stränge geschlagen habe – zu sehr auf meinen moralischen Ansichten bestehe. Reue ist etwas ganz Schlimmes. Ich wehre mich stark dagegen, dass ich irgendwann einmal etwas bereuen sollte. Ich glaube, da bin ich bis jetzt auf einem guten Weg (grinst).

— Du verzichtest auf ein Management und machst alles selbst. Warum, und wie geht es dir damit?

Anna Buchegger:Genau, es war für mich nicht so schmackhaft, anderen Menschen etwas abzugeben. Wenn man in der Branche arbeitet, dann ist immer ein Label an allem prozentuell beteiligt, und das wollte ich nicht. Ich habe vor Kurzem mein eigenes Label gegründet, bin Managerin, Bookerin und quasi Produzentin in einem (lacht).

Ich mache ­gerne alles selbst und vertraue anderen nur schwer, vor allem bei Dingen, die mir sehr wichtig sind. Daher entschied ich mich für diesen Weg. Es ist sehr anstrengend, ich habe es mir leichter vorgestellt. Ich möchte das jetzt für die ersten drei Singles so machen. Danach schaue ich weiter, wie es sich entwickelt.

— Schreibst du deine Songs selbst?

Anna Buchegger:Das ist mir ganz wichtig. Ich möchte alles, was ich singe, jedes Wort, jeden Ton, selbst geschrieben haben. Ich bin ein Sturkopf und noch funktioniert es ganz gut. Mal schauen, wie lange es sich ausgeht (grinst).

Starmania Kandidaten ORF_Guenther Pichlkostner2_CMS.JPG Markus Lackinger/www.jazzfoto.at © Markus Lackinger/www.jazzfoto.at

— Du probierst gerne neue Dinge aus...

Anna Buchegger:Ja, ich bin noch sehr jung und motiviert und möchte verschiedene künstlerische Identitäten in einem verbinden. Mir liegt die Kunst zu sehr am Herzen, als dass ich etwas machen würde, das eh schon funktioniert. So ent­wickelt man sich nicht weiter. Ich möchte mutig sein und neue Sachen ausprobieren.

— Hast du da schon eine konkrete Vorstellung?

Anna Buchegger:Das nächste Projekt wird etwas Elektronisches sein, vielleicht mit Volksmusik-Einflüssen. Darauf habe ich Lust. An etwas in dieser Richtung habe ich zuvor schon gearbeitet und würde das gerne weiterentwickeln und ausbauen.

— Die Volksmusik lässt dich also nicht los?

Anna Buchegger:Nein, das sind meine Wurzeln... Ich habe das Gefühl, dass in meiner Sozialisation oder in meiner Generation Volksmusik eher negativ behaftet ist und eher in die rechte Ecke gedrängt wird. Ich möchte das gerne auflösen, denn ich denke es sollte nichts mit Politik zu tun haben.

Patriotismus ist nichts, was man dem Rechtsextremismus zuordnen sollte, sondern er ist lediglich eine Wertschätzung der eigenen Kultur und Herkunft. Es bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass man andere Kulturen weniger schätzt.

— Woher nimmst du die Inspiration für deine Lieder?

Anna Buchegger:Gute Frage… Alles, was mich irgendwie bewegt. Das Spannende am künstlerischen, kreativen Dasein ist ja, dass man sehr emotional und sensibel ist – die Berge sehr hoch und die Täler sehr tief sind.

Man spürt alles sehr intensiv und ich denke, das trägt dazu bei, dass man Dinge gut in Worte und Musik fassen kann. Es ist natürlich auch ein gutes Ventil, um Sorgen oder den Alltag auszugleichen.

Ich möchte alles, was ich singe, jedes Wort, jeden Ton, selbst geschrieben haben.

Anna Buchegger, Sängerin

— Seit dem Lockdown fährst du Rennrad, gibt's auch ein Auto?

Anna Buchegger:Rennrad fahren ist in Wien super, da musst du nicht wie in Salzburg über das halbe Gebirge fahren (lacht). Mein Auto, einen VW Golf, Baujahr 1999, hat mir mein Papa organisiert. Das fahre ich jetzt seit fünf Jahren und es läuft immer noch sehr gut.

— Machst du sonst noch Sport?

Anna Buchegger:Ich laufe relativ oft zum Zug, weil ich spät dran bin, das ist mein Cardio-Workout (lacht).

— Nachdem dein Papa beim ÖAMTC arbeitet, bist du sicher auch Mitglied?

Anna Buchegger:Natürlich, und ich bin auch abgeschleppt worden (lacht). Es gab eine Zeit, da habe ich oft mein Licht brennen lassen und die Batterie war leer. Da hat mich der Pannenfahrer schon mit Vornamen begrüßt (grinst).

Anna Buchegger OAMTC_Aloisia Gurtner_CMS.JPG ÖAMTC/Aloisia Gurtner © ÖAMTC/Aloisia Gurtner
Anna mit Papa Josef (links) und Erich Lobensommer,  Direktor ÖAMTC Salzburg.

— Gibt es etwas, wovor du Angst hast?

Anna Buchegger:Eine arge Frage! Ja natürlich, es gibt ganz viele Dinge, vor denen ich Angst habe. Ich habe extreme Angst vor Vergänglichkeit. Ich mag es überhaupt nicht, wenn etwas zu Ende geht. Das ist einerseits zwar gut, aber ich halte gerne an etwas fest.

— Hast du einen Traum?

Anna Buchegger:Ich würde gerne etwas im Burgtheater machen, das wäre ein cooler Ort. Irgendein crazy künstlerisches, experimentelles Projekt. Sonst bin ich eigentlich gerade am Träume-Erfüllen.

— Du studierst ja auch noch...

Anna Buchegger:Eigentlich wäre es mein letztes Jahr, aber so wie es derzeit ausschaut, brauche ich noch eine Extrarunde (grinst). Ich habe in diesem Semester so viel Zeit verloren.

— Was möchtest du dann mit diesem Studium machen? Unterrichten?

Anna Buchegger:Zunächst einmal möchte ich meine eigene Musik machen, aber ich fände es cool, wenn parallel einige Projekte laufen. Wie heuer im Sommer, da war ich bei einem inklusiven Projekt in Reichenau dabei. Dabei ging es darum, beeinträchtigten Kindern oder Senioren Elementarmusik nahe zu bringen und mit ihnen gemeinsame Projekte auf die Beine zu stellen.

Das finde ich sehr spannend, dabei bekommt man einen sehr einfachen Blick auf die Musik. Die Ideen der Menschen sind sehr interessant und man kann die Musik wieder aus einer neuen Perspektive sehen.

— Wirst du oft mit Musical-Sängerin Anna Carina Buchegger verwechselt?

Anna Buchegger:(lacht) Ja ich wurde oft gefragt, ob ich mit Christopher Seiler ("Seiler und Speer") verlobt bin. Aber ich bin es nicht, ich finde es total lustig, dass wir verwechselt werden .

— Im Sommer warst du auf Starmania21-Tour. Wie war das?

Anna Buchegger:Am 31. Juli ging's in Linz los und es war eine coole Zusammenfassung der Zeit, die wir ­öffentlich verbracht haben. Es war lustig, für uns fast wie ein Klassentreffen. Es hat Spaß gemacht, vor Publikum zu singen.

— Was geschah danach?

Anna Buchegger:Im August erschien meine zweite Single "Woman Woman Woman". Ein feministischer Song, es geht um Women's Empowerment.

— Bist du Feministin?

Anna Buchegger:Ja, schon. Das Wort ist so negativ behaftet, aber ich bin es und wir sollten es eigentlich alle sein. Alles, was ins Extreme geht, ist schwierig und Extremismus ist niemals gut. Aber dass man für Gleichberechtigung und gegen sexuelle Belästigung aufsteht und für die eigenen Rechte einsteht, ist überhaupt nichts Schlechtes und sehr wichtig.

— Du sprichst auch oft Probleme an...

Anna Buchegger:Ja, ich habe versucht, die Aufmerksamkeit auf Künstler/-innen zu lenken, die in der Corona-Zeit vergessen wurden. Die Hilfen wurden erst viel zu spät initiiert. Es ist mir wichtig darauf hinzuweisen, wie wichtig Musik ist. Denn ohne Kunst wird es still, das wissen wir, auch wenn wir es im Alltag dank Radio nicht merken. Das waren die Dinge, die mir als Künstlerin sehr am Herzen lagen.

— Wie geht es jetzt bei dir weiter?

Anna Buchegger:Im ersten Lockdown habe ich eine coole Partie gegründet, den Mobile Music Club (MMC). Wir sind eine sechsköpfige Straßenmusik-Kombo, sind mobil und brauchen ­keine Steckdose. Ich singe durch das Megafon, die Musik geht in die Dixieland-Richtung. Da kommen jetzt einige Gigs.

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Starmania Kandidaten ORF_Guenther Pichlkostner2_CMS.JPG Markus Lackinger/www.jazzfoto.at © Markus Lackinger/www.jazzfoto.at
Vor kurzem erschien Annas zweite Single "Woman Woman Woman". Und mit...
Starmania Kandidaten ORF_Guenther Pichlkostner2_CMS.JPG Markus Lackinger/www.jazzfoto.at © Markus Lackinger/www.jazzfoto.at
... ihrer im März 2020 gegründeten coolen Partie, dem Mobile Music Club (MMC), stehen mehrere Gigs am Plan. Dabei singt die Salzburgerin durch ein...
Starmania Kandidaten ORF_Guenther Pichlkostner2_CMS.JPG Robert Herbe © Robert Herbe
... Megafon. Der MMC benötiget keinen Strom und kann überall auftreten. 

Anna Buchegger, Musikerin & Starmania21-Gewinnerin

  • Geboren am 14.01.1999 
  • Stammt aus Abtenau, Salzburg 
  • Spielt Hackbrett, Gitarre und Klavier 
  • Seit 2017 Germanistik- und Pädagogik-Studium in Salzburg 
  • Seit 2019 Instrumental- und Gesangspädagogik-Studium in Wien 
  • 2011 Jüngste Teilnehmerin bei "Die große Chance" 
  • 2016–2020 Mitglied der "First Line Band" 
  • März 2020 Gründung "Mobile Music Club" 
  • Mai 2021 Siegerin der ORF-Show "Starmania21" 

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