Mini_CooperS_Clubman_2016-02_HH_8572_CMS.jpg Heinz Henninger
© Heinz Henninger
© Heinz Henninger
März 2016

Kult kostet

Schon in den 1970ern gab es einen Mini Clubman. Gegen den kommt der aktuelle in XXL daher und ist mit teuren Extras fast grenzenlos aufrüstbar.

Mini? Was ist da dran Mini?" Die Frage meiner Zapfsäulen-Nachbarin, die da einen Kleinwagen fernöstlicher Herkunft betankt, ist gerechtfertigt. Denn ihr fahrbarer Untersatz ist optisch um zumindest eine Klasse kleiner. Kein Wunder. Der neue Clubman, quasi der Kombi von Mini, ist genau so groß wie der aktuelle VW Golf. Seine gestreckte Silhouette erinnert unverkennbar an den Mini Clubman Estate aus den 1970er-Jahren, der beim Fototermin dabei war und daneben echt putzig wirkte. 

Die Dimensionen des aktuellen 2015er-Clubman passen zum Mini-Selbstverständnis, ist doch im Pressetext von "Vertreter im Premium-Kompaktsegment" die Rede. Dazu passt auch, dass er um über einen Viertelmeter, exakt 29 cm, länger ist als sein unmittelbarer Vorgänger.

Funktionell der größte Unterschied zu diesem Vorgänger: die Türen. Der hatte für den Zugang zur zweiten Sitzreihe nur eine kleine gegenläufig angeschlagene Zusatztür auf der Beifahrerseite. Und der Clubman-Opa aus den 1970ern hatte überhaupt nur zwei Türen vorne. Dem Neuen wurden nun vier klassische Türen gegönnt. So gesehen hat er sich einen Schritt weiter zum ganz normalen Auto entwickelt – eben mit zwei Türen für die zweite Reihe.

Werbung
Datenschutz Zur Anzeige von Werbung benötigen wir Ihre Zustimmung.

Gleich geblieben sind die Split Doors

Mini_CooperS_Clubman_2016-02_HH.gif Heinz Henninger © Heinz Henninger

Split Doors? Das ist die zweiflügelige Hecktür, die auch schon der Original-Mini Estate hatte. Heute öffnen sich die beiden Flügel allerdings gasdruckunterstützt selbstständig – entweder durch kurzes Drücken der Türschnalle oder mittels Fernbedienungsknöpferl. Sie sind auch keine dünnen Blechtürln mehr, sondern wuchtige Türen. Darin integriert: die Heckleuchten und Ablagefächer in der Innenverkleidung.

Das Cockpit ist mit hochwertigen Materialien perfekt verarbeitet. Der schwarze Dachhimmel (ein Extra) ist allerdings nicht jedermanns Sache, wirkt stylisch, elegant – ist auf alle Fälle extravagant. An die dunkle Atmosphäre muss man sich jedoch erst einmal gewöhnen – speziell bei wenig Licht oder Dunkelheit, weil da der Widerschein eines hellen Dachhimmels gänzlich fehlt.

Vorne wie hinten herrscht ausreichend Kopffreiheit, die durch die niedrige Sitzposition begünstigt wird. Die Beinfreiheit hinten kostet Kofferraum-Länge. Der ist auch ziemlich niedrig, unter dem Boden findet sich ein brauchbar großes Staufach. Und: Die Rücksitzlehne ist 40:20:40 umlegbar, wodurch man schmale, lange Dinge durchladen kann – und hinten können trotzdem zwei Erwachsene sitzen.

Unterwegs im Mini Cooper S Clubman

Datenschutz Zur Anzeige dieses Videos benötigen wir Ihre Einwilligung.
Für die Ausspielung wird eine moderne HTML5 Video Player Lösung namens JW Player genutzt (Datenschutzbestimmungen von JW Player).

Typisch fürs Mini-Cockpit: die Toggle-Schalter – Kippschalter, die ans Flugzeug erinnern. Über dem Rückspiegel für Lese- und Ambientebeleuchtung, unten in der Mittelkonsole für diverse Assistentenzsysteme. Und mittendrin, statt einem gängigen Startknopf, ein übergroßer, rot beleuchteter Kippschalter: der Starter.

Ein herkömmliches Tacho-Kombiinstrument sitzt hinter dem horizontal und vertikal verstellbaren Sportlenkrad. Mittig auf dem Armaturenträger, dort, wo im Ur-Mini der Tacho saß, thront eine bunte Infotainment-Pizza – ein großes, rundes Mitteldisplay. Das wird über den Mini-Controller bedient, der sich griffgünstig gleich hinter dem Automatik-Wählhebel befindet. Die Bedienung dieses Dreh-und-Drück-Rades mit daneben angeordneten Fix-Tasten für die Hauptmenüs ist einfach und selbsterklärend.

Im Mitteldisplay kreisrund angeordnet: acht Hauptmenüpunkte – wir haben in unserem Test-Clubman ja viel Serien- und Extra-Ausstattung. Jeder Hauptmenüpunkt hat wieder mehrere Untermenüs, die dann meist noch weiter in die Tiefe gehen. Die Checkliste eines Jumbo-Jets ist wohl auch nicht viel umfangreicher, diverse Änderungen der Grundeinstellung geraten zur Doktorarbeit. Allerdings stellen Mini-Besitzer vieles wohl eh nur einmal individuell ein. Sollte dann später etwas geändert werden, dann sucht man halt… 

Mini ist Kult, und Kult kostet was. Das lässt schon der Basispreis des Cooper S Clubman erkennen: 28.800 Euro sind nicht gerade günstig. Zur Ehrenrettung: Das ist eben der Cooper S mit 192-Benziner-PS-Topmotorisierung. Der günstigste Clubman in Ausstattung "One" mit 102-PS-Benziner ist ab 22.900 Euro zu haben – zwar auch keine Okkasion, aber immerhin. 

Für unseren Test-Cooper-S-Clubman müssen allerdings satte 44.189 Euro hingeblättert werden, hat er doch Extras im Wert von 15.389 Euro an Bord. Ein paar als Einzelkomponenten, die meisten jedoch in Paketen zusammengefasst, viele davon sinnvoll, einige andere, na ja… Alle hier aufzuzählen würde den Rahmen allerdings sprengen. 

Die Highlights des John-Cooper-Works-Chilli-Pakets um 6.643,50 Euro sind – abgesehen von Lederausstattung, Innenraum-Ambientebeleuchtung, Sportlenkrad, schlüssellosem Zugang, Klimaautomatik und Heckspoiler – die toll ausleuchtenden LED-Scheinwerfer und drei Fahrdynamik-Modi. Die wirken sich spürbar auf Schaltung, Lenkung und Gaspedal aus. 

Mini Clubman_Details_2016-02_HE_86_CMS.jpg Helmut Eckler © Helmut Eckler
Mid Mode: ist immer nach dem Starten aktiviert. Typischer Mini-Fahrspaß bei moderaten Kennlinien für Schaltung, Lenkung und Gaspedal – trotzdem echt Cooper-S-würdig. 
Mini Clubman_Details_2016-02_HE_87_CMS.jpg Helmut Eckler © Helmut Eckler
Green Mode: merklich zahmer als der Mid Mode. Das Getriebe schaltet früher, die Lenkung ist gemütlicher, das Gaspedal reagiert träger – und die Performance ist immer noch Mini-würdig.
Mini Clubman_Details_2016-02_HE_09_CMS.jpg Helmut Eckler © Helmut Eckler
Sport Mode: Der Motor dreht höher, das Gaspedal reagiert sensibler und die Lenkung ist direkter. Das versprochene Gokart-Feeling kommt tatsächlich auf.

Die ebenfalls optionale 8-Gang-Automatik (Steptronic) um 2.283,30 Euro Aufpreis gibt die 192 PS des Vierzylinder-Benziners akkurat an die Vorderräder weiter und schaltet supersanft. Beim Kickdown reagiert sie prompt und dank der im Cooper S serienmäßigen Performance-Control, einer Antriebsschlupfregelung, die bei Bedarf gezielt eingreift, bleibt der Clubman mit der charakteristischen Lufthutze auch im Grenzbereich gut beherrschbar. 

Das gilt besonders im Sport Mode. Die Schaltung lässt den Motor höher drehen, wechselt etwas später die Schaltstufen, das Gaspedal reagiert merklich sensibler und die Lenkung wird spürbar direkter. Das versprochene Gokart-Feeling kommt tatsächlich auf, der Clubman macht da richtig Spaß. 

Großes Aber: Es geht auch anders. Im dritten Modus, dem Green Mode, wird der Clubman zahm. Das Getriebe schaltet früher, die Lenkung ist gemütlicher, das Gaspedal reagiert träger. In diesem Modus sind dann auch unter sieben Liter Super auf hundert Kilometer realisierbar – und die Performance ist immer noch Mini-würdig. Detail am Rande: Im Zentraldisplay gibt’s auf Wunsch Spritspartipps und eine Sternderl-Wertung für sensibles Gasgeben und vorausschauendes Fahren.

Connectivity kostet auch ganz schön. Mini Connected XL für die Verbindung mit Apple- und Android-Geräten plus Webradio und speziellen Mini-Apps bedingen das Wired-Paket, in dem auch das Navigationssystem Professional samt erwähntem Mini Controller enhalten ist. Das Wired-Paket kostet ab € 2.160,75. Ab? Ja, je nach Version, Grundausstattung und anderen Extras oder Paketen. Umständlicher lässt sich eine Preisliste kaum formulieren.

Es stellt sich wie bei vielen anderen Autos auch hier die Frage, ob alles, was machbar ist, auch wirklich sinnvoll ist. Manches ist anfangs lustig, mit der Zeit aber eher nervende Spielerei – und wird dann ausgeschaltet oder zumindest aus dem Bewusstsein ausgeblendet. Zum Beispiel die Ambientebeleuchtung des Mitteldisplay-Rahmens (enthalten im Excitement- und im John-Cooper-Works-Chilli-Paket). Zehn Rahmen-Farben sind wählbar. Bei Motorstopp durch das Stopp-/Start-System wechselt der Rand in ein zartes Grün. Abwechselnd weiß, gelb und rot leuchtet er, sobald die Parksensoren die gleichen Farben zur Abstandsangabe aufs Display zaubern.

Mini_CooperS_Clubman_2016-02_HH_8697_CMS.jpg Heinz Henninger © Heinz Henninger
Mini_CooperS_Clubman_2016-02_HH_8694_CMS.jpg Heinz Henninger © Heinz Henninger
Mini_CooperS_Clubman_2016-02_neu_HH_8688_CMS.jpg Heinz Henninger © Heinz Henninger

Manche fanden’s hilfreich, andere hat’s genervt, aber die Beleuchtung ist ja immerhin abschaltbar. Ein netter Gag dieses Excitement-Pakets, der auch praktisch ist: das vor die Fahrertür projizierte Mini-Logo als Gehsteigbeleuchtung.

Ein bisserl was geht immer noch, wenn Geld keine Rolle spielt. Denn im stolzen 44.189-Euro-Gesamtpreis unseres Test-Clubman sind einige praktische – und erhältliche – Features noch gar nicht dabei: Rückfahrkamera, Fernlichtassistent, adaptiver Tempomat, der kamerabasiert auf die Geschwindigkeit des vorausfahrenden Fahrzeugs reagiert, Verkehrszeichenerkennung, Head-up-Display, Alarmanlage sowie Auffahr- und Personenwarnung. Alle zusammen würden den Endpreis auf knapp 47.000 Euro erhöhen. 

Und was ist mit Spurhalteassistent, Müdigkeitswarner und Totwinkelassistent? Diese Sicherheitsassistenten fanden wir weder in der Serien- noch in der Sonderausstattungsliste.  

Fazit: Was für wen passt und wer sich welche Features leisten will oder kann, ist natürlich subjektiv. Sinnvoll ist vieles, praktisch auch – aber Spaß macht auch der "nackte" Clubman Cooper S.

Kommentare (nur für registrierte Leser)