— Das Elektro-SUV Fisker Ocean wird ab November bei Magna Steyr in Graz produziert. Womit hat sich Magna gegenüber ähnlichen Mitbewerbern etwa in Finnland und in den Niederlanden durchgesetzt?
Henrik Fisker: Für uns war das wichtigste Argument, dass Magna all die Jahre gezeigt hat, dass man hochwertige Autos bauen kann. Als Start-up war es für uns sehr wichtig, dass unsere Kunden von Beginn an darauf vertrauen können, dass sie ein qualitativ hochwertiges Auto bekommen. Die Gespräche begannen 2018/19. 2020 ging es dann richtig los.
— Wie groß war der Anteil von Magna an der technischen Entwicklung des Ocean?
Die NASA verwendet Solarzellen, die zweieinhalbmal so leistungsfähig sind wie die auf dem Solardach des Fisker Ocean. Derzeit sind diese Solarzellen für ein Auto aber zu teuer.
Henrik Fisker, CEO Fisker Inc.
Henrik Fisker: Fisker- und Magna-Ingenieure arbeiteten von Beginn an miteinander, überlappend. Jeden Morgen gibt es eine Besprechung zwischen Fisker in Kalifornien und Magna in Graz. Von Fisker sind mindestens 30 Mitarbeiter ständig vor Ort bei Magna.
Bei Bedarf fliegen immer wieder auch Fisker-Mitarbeiter von Kalifornien nach Graz. Von Magna sind einige hundert Mitarbeiter am Projekt beteiligt. Aber sie kümmern sich neben der Entwicklung auch um die Produktion des Ocean.
— Sie versprechen dank des Solardachs eine um bis zu 3.000 km pro Jahr höhere Reichweite. Können Sie die Energieausbeute in Kilowattstunden benennen?
Henrik Fisker: Ich erinnere mich nicht an die Kilowattstunden, aber wir schätzen den Reichweitengewinn auf 3.000 km unter günstigen Rahmenbedingungen. Dafür braucht es gar keinen direkten Sonnenschein, aber Licht.
Natürlich ist das nur ein erster Schritt. Die NASA verwendet im Weltraum derzeit Solarzellen, die zweieinhalbmal so leistungsfähig sind. Derzeit sind diese Solarzellen für ein Auto zu teuer, aber wenn sie ausreichend günstig sind, kann man damit Energie für vielleicht 15 km Reichweite pro Tag erzeugen, das reicht vielen Leuten für ihre täglichen Strecken.
— Es gab bereits Modelle, bei denen die mit dem Glasdach erzeugte Solarenergie für die Klimatisierung des Innenraums verwendet wurde. Ist das beim Ocean auch so?
Henrik Fisker: Nein, das bringt nicht viel. Unsere Ingenieure haben ein System entwickelt, mit dem der Solarstrom in die Hochvoltbatterie eingespeist werden kann.
— Ist der Ocean auch für automatisiertes Fahren etwa der Stufe 3 vorbereitet, wo das Auto selbsttätig lenkt, bremst und beschleunigt?
Henrik Fisker: Wir haben eines der derzeit fortschrittlichsten Radarsysteme im Ocean. Unser digitales Radar etwa funktioniert auch in Tunnels, aktuelle Radarsysteme tun das nicht. Wir wollen damit mehr Sicherheit, nicht eine gewisse Stufe auf einer Skala erreichen.
Im autonomen Bereich gibt es drei Schwerpunkte: Sicherheit, Entertainment dank Entlastung des Fahrers und die Vermeidung lästiger Dinge wie das Zerkratzen von Felgen. Wir konzentrieren uns bei der Entlastung durch automatisierte Fahrsysteme auf Anwendungen bei geringen Geschwindigkeiten, sodass der Autofahrer etwa während eines Staus oder im Kolonnenverkehr etwas anderes machen kann.
Leider gibt es heute auch Autos, wo dies bei 100 km/h möglich ist. Das halte ich für zu gefährlich. Wenn dort ein Fehler auftritt, kracht man womöglich gegen einen Baum und stirbt.
Ich glaube nicht, dass wir vollautonome Fahrzeuge in den nächsten Fahrzeuggenerationen sehen werden. Sie sind noch sehr weit weg. Denn dafür braucht man auch eine perfekte Infrastruktur, das ist auf Autobahnen leichter zu erreichen – in kleinen Alpendörfern sieht es dagegen ganz anders aus.
Kommentare