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Redakteurin Conny vor ihrer Hütte auf Gili Air bei Lombok/Indonesien.  

© Cornelia Buczolich-Griess

Redakteurin Conny vor ihrer Hütte auf Gili Air bei Lombok/Indonesien.  

© Cornelia Buczolich-Griess
März 2024

Alleine Reisen – unterwegs mit mir selbst

Die Komfortzone verlassen und auf eigene Faust unterwegs sein: ein Yoga Retreat, eine fremde Stadt besuchen oder mit dem Rucksack auf Fernreise gehen. 15 persönliche Tipps für alleinreisende Frauen – von Frau zu Frau.

Auf einer meiner vielen Solo-Trips setzte sich ein Einheimischer auf Gili Air, einer kleinen Insel bei Lombok/Indonesien, zu mir und sagte wie aus dem Nichts: "Ich weiß, warum du und alle anderen Touristen hier auf unsere Insel kommt." Ich schaute ihn verwundert an. Er erzählte stolz von seinen Erfahrungen: "Ihr sitzt den ganzen Tag vorm Computer in einem geschlossenen Raum, seid kaum in der Natur."

Wie wahr, teilweise zumindest. Ich spürte den Sand zwischen meinen Zehen, betrachtete die Wellen, die an den Strand gespült wurden. Ich schaute den Burschen mit dem Wuschelkopf an. Er machte seinen Schmuck selbst und verkaufte ihn in einem kleinen Strandgeschäft. Ich ging mit ihm mit und suchte mir in seinem Shop ein Erinnerungsstück aus.

Wer alleine reist, ist einfach unabhängiger. Ist offener für neue Kulturen, Menschen und nimmt die Umgebung stärker wahr. Man muss keine Kompromisse eingehen oder etwas tun, worauf man eigentlich keine Lust hat. Man wird anders wahrgenommen und kann vielleicht leichter mit Einheimischen plaudern oder mit anderen Touristen.

Es gibt ein schönes Sprichwort von dem britischen Schriftsteller David Mitchell: "There ain't no journey what don't change you some." So ist es, es gibt keine Reise, die einen nicht verändert. Reisen bedeutet immer den Horizont erweitern und oft auch die Komfortzone verlassen, da eben vieles nicht so ist wie zu Hause. Aber deswegen verreist man ja auch.

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Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.

Aurelius Augustinus, griechischer Philosoph

Alleine in die Fremde aufbrechen

Es gibt viele Gründe warum Menschen gerne ohne Begleitung verreisen: Ich hatte zum Beispiel keinen Tauchbuddy im Freundeskreis und wollte aber einen richtigen Tauchurlaub machen, um meine Praxis zu verbessern – etwa auf einem Tauchschiff im Roten Meer oder im Komodo-Nationalpark. Also zog ich alleine los.

Ein paar Jahre später plante ich eine Yoga-Reise nach Bali. Da ich aber zeitlich nicht flexibel gewesen bin und nicht auf Freundinnen Rücksicht nehmen wollte, buchte ich den Yoga-Trip alleine. Vor Ort habe ich unzählige, interessante und inspirierende Menschen kennengelernt – mit einigen bin ich heute noch über Social Media in Kontakt oder habe sie nach der Reise sogar wiedergesehen.

Simone, zweifache Mutter aus der Steiermark, erzählt: "Ich muss mal so richtig Abstand gewinnen vom Alltag und möchte im Frühling eine Woche ganz alleine wegfliegen oder -fahren." Sie ist für alles offen: Yoga Retreats, einen Klosteraufenthalt, eine Meditationswoche – und während sie noch überlegt, kommt ihr die Idee, dass sie einfach nur ans Meer möchte, alleine und ohne Programm.

Katharina aus Wien, selbstständig, erzählt: "Ich habe nach einem Retreat gesucht, bei dem ich 100 Prozent offline sein muss – kein Social Media, keine Telefonate, keine Nachrichten. Dafür: Reflexion, Natur, Sport, Stille und Meditation. Ich war eine Woche Heilfasten im Kloster Pernegg. Das war genau das Richtige für mich."

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Ob eine Yoga-Reise nach Bali oder Peru, …
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… eine Ayurveda-Kur auf Sri Lanka oder…
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… ein Tanzfestival auf Korfu – Redakteurin Conny reist gerne alleine.

15 Tipps für ein Solo-Abenteuer

Frauen, die zum ersten Mal alleine verreisen wollen, haben viele Fragen und Ängste im Kopf. Ich war schon oft alleine unterwegs und möchte Alleinreisenden ein paar persönliche Ratschläge mit auf den Weg geben.

1. Recherche und Planung. Wie vor jeder Reise sollte man sich genau über die Destination, die Kultur und das Klima informieren und die Reise planen. Aber noch viel wichtiger: innehalten und in sich hineinhören. Was möchte ich? Welche Art von Reise möchte ich? Nicht: Was möchte meine Mutter, was möchte meine beste Freundin? Jeder versucht Tipps zu geben und (unbewusst) zu beeinflussen. Doch nur weil die beste Freundin meint, dass eine Meditationswoche im Kloster ihren Kopf frei machen würde, heißt das nicht, dass das auch das Richtige für mich ist. Oder die Power-Yoga-Woche in Bali. Oder die Wanderreise durch die Anden ­– allein schon auf rund 4.000 Metern Höhe unterwegs zu sein, ist für den Körper eine Herausforderung. Deswegen zählt ganz allein: Was möchte ich?

Man trifft immer Leute, die bereits aus der Richtung kommen, in die man aufbrechen möchte.

Conny Buczolich-Griess, alleinreisende Journalistin

2. Persönliche Tipps von Gleichgesinnten. Wenn ich alleine gereist bin, dann habe ich eigentlich fast immer eine Destination gewählt, von der mir jemand etwas erzählt hat. Reiseführer und Informationen im Internet sind gut, aber mir sind Tipps von Gleichgesinnten, von Personen, die auch alleine verreisen oder z.B. schon eine Erfahrung gemacht haben, die ich auch machen möchte, wichtiger. Wenn man so jemanden nicht kennt, dann findet man auch gute persönliche Blog-Beiträge im Internet oder Interessensgruppen auf Facebook. Und wenn man bereits im Zielland ist, kann man andere Reisende nach Tipps fragen – sei es zu einer Unterkunft, einem Restaurant, einem Tour Operator oder einfach, wie man die Route am besten angeht. Denn man trifft immer Leute, die bereits aus der Richtung kommen, in die man aufbrechen möchte, und jeder erzählt gerne von dem Erlebten.

3. Im Hier und Jetzt leben. Nicht die gesamte Reise vorab planen, etwas Zeit lassen, um vor Ort flexibel zu sein. Das Schöne am Alleinereisen ist, dass man in den Tag hineinleben kann und offen für Neues ist. Vielleicht ergibt sich ein interessanter Ausflug, an den man nicht gedacht hat. Oder man trifft eine inspirierende Person und möchte sich noch länger mit ihr austauschen.

4. Backup der Dokumente. Alle Dokumente, Adressen, Telefonnummern nicht nur am Handy gespeichert haben, sondern auch ausgedruckt. Die Reisedaten und -Unterlagen auch den Eltern oder Freunden schicken, ebenso die Kopien des Reisepasses und der Kreditkarte. Am besten auch die Unterlagen im Mail-Account oder in der Dropbox abspeichern. So kann man überall zugreifen, auch wenn das Handy verloren geht.

5. Immer etwas Bargeld griffbereit haben. Falls es zu einem Überfall kommen sollte, hilft es, wenn man etwas Bargeld in der Geldbörse hat. Das restliche Geld kann man zum Beispiel im Socken tragen oder gut versteckt an einem anderen Ort im Rucksack. Es ist auch hilfreich, Kredit- und Bankomatkarte an getrennten Orten aufzubewahren. Besonders praktisch sind (versteckte) Bauch- oder Brusttaschen – hier kann man den Reisepass, die Kreditkarte und etwas Bargeld sicher verstauen.

Tipp für das Hotelzimmer: Es gibt einen tragbaren Reisesafe, der mit einem Stahlkabel umspannt wird. Dieses lässt sich nicht so einfach durchschneiden. Über ein weiteres Stahlkabel kann man den improvisierten Safe an einem unbeweglichen Gegenstand befestigen, damit niemand ihn wegträgt. Gesehen bei Bergzeit "Pacsafe Prosafe 1000 Comination Lock" um 39,95 Euro oder die große Version "Pacsafe Travelsafe X15 Safe" um 166,80 Euro.

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Diese flachen Bauchtaschen sind praktisch: Es passen Geld und Reisepass hinein und sie lassen sich gut unter dem T-Shirt verstecken.

6. Mit Einheimischen und Reisenden interagieren. Offen sein für Neues. Keine Sorge, man lernt schnell neue Leute kennen, wenn man das möchte. Ideal sind kleine Pensionen, Homestays oder Jugendherbergen. Aber auch auf gebuchten Ausflügen lernt man die Reisenden der Gruppe kennen. Und vielleicht ist ja jemand dabei, der auch alleine reist.

7. Momente festhalten. Wer gerne schreibt, darf auf keinen Fall sein Tage- oder Notizbuch vergessen, um alle aufregenden Erlebnisse festzuhalten. Sollte Langeweile aufkommen, hat man auch gleich eine Beschäftigung. Und natürlich: Viele Fotos machen, um Familie und Freunde mitreisen zu lassen. Tipp: Auch weniger schöne Dinge fotografieren, nach der Reise lacht man dann meistens darüber.

Einfach mal offline sein. Handy-Diät auf der Reise. Aber nicht vergessen, Familie und engste Freunde mit Updates zu versorgen, damit sie sich keine Sorgen machen.

Conny Buczolich-Griess, Reisejournalistin

8. Digital Detox. Einfach mal offline sein. Handy-Diät auf der Reise. Wer zu viel Zeit am Smartphone verbringt, verpasst die schönsten Momente. Auch wenn die meisten Freunde alles genau wissen wollen – wie es einem geht, wo man gerade ist und was man noch vor hat. Und klar, die Familie fragt auch ständig. Erzählen kann man auch nach der Reise. Wichtig ist, die engsten Freunde oder die Familie mit Updates zum aktuellen Standort zu versorgen und sie über die geplante Reiseroute zu informieren. Und ihnen auch mitteilen, wenn man in Gegenden kommt, wo es ziemlich sicher keinen Handyempfang oder kein WLAN gibt. Damit sie sich keine Sorgen machen.

9. Nicht ständig Angst vor einem Überfall haben. Zur Beruhigung: Ein Rucksack-Tourist, der einfach gekleidet ist, ist nicht das Opfer einer Bande. Natürlich muss man achtgeben und darf nicht leichtgläubig sein. Aber überfallen werden Touristen mit teuren Uhren, großen Spiegelreflexkameras und teuren Handtaschen. Kriminelle wissen leider sehr gut, wo sie das meiste holen können. Wer trotzdem Angst hat, der sollte sich für seinen Solo-Trip eine Gegend aussuchen, die sicherer ist. Skandinavien, Bali oder eine thailändische Insel. Große Städte oder gewisse Viertel meiden.

10. Sicherheit erzeugen. Wenn man sich unwohl fühlt, die Nähe zu anderen Personen suchen: zum Beispiel im Zug oder Bus zu einer anderen Frau oder zu jemandem, der sympathisch aussieht, dazusetzen.

Alleinreisende_002_CB_CMS.jpeg Cornelia Buczolich-Griess © Cornelia Buczolich-Griess
Redakteurin Conny mit dem Rucksack unterwegs.
Alleinreisende_012_CB_CMS.jpeg Cornelia Buczolich-Griess © Cornelia Buczolich-Griess
Hier beim Piranha-Fischen in einem Seitenarm vom Amazonas. 
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Farbenfroh: Die Rainbow Mountains in Peru auf 5.000 Metern Höhe.

11. Aufs Bauchgefühl hören. Auf Reisen handle ich immer nach meinem Bauchgefühl. Den Kopf ausschalten und sich in die Situation hineinfühlen, dann weiß man auch, ob es das Richtige ist. Natürlich soll man auch die Komfortzone dabei verlassen. Das ist nicht immer leicht.

12. Sicher unterwegs mit einem Taxi – alleine? Wenn es Uber-Taxis gibt, dann ein Uber buchen, denn die Fahrer werden nicht nur getrackt, sondern auch der Name ist bekannt. Das ist viel sicherer, als ein normales Taxi zu nehmen.

13. Notlügen und ein Fake-Ehering sind erlaubt. Wer nicht verheiratet ist, kann einen Fake-Ehering tragen ;-) Manchen Kulturen ist es nicht nachvollziehbar, dass man (noch) nicht verheiratet ist und alleine reist. Es erspart einem, hundert Fragen über das Privatleben beantworten zu "müssen". Manchmal habe ich einfach gesagt, dass mein Freund in ein paar Tagen nachfliegt, so war das Gespräch auch schneller beendet. Den Tipp von dem Fake-Ehering habe ich übrigens von einer anderen Solo-Reisenden bekommen. Und heute trage ich stolz meinen echten Ring.

Es gibt auch Veranstalter, die sich auf Alleinreisende spezialisieren. Frauen können auch alleine mit ihrem Kind verreisen.

Conny Buczolich-Griess, Reiseredakteurin

14. Buchung über einen Reiseveranstalter. Alleine verreisen heißt nicht, dass man gänzlich auf sich gestellt sein muss. Man kann ja auch an einer Gruppenreise teilnehmen. Es gibt eigene Veranstalter, die sich zum Beispiel auf Frauen fokussiert haben und Gruppenreisen quer durch die Welt anbieten.

Bei Solotravel kann man auch angeben, ob man mit Kind verreisen möchte. Wikinger Reisen bietet diverse Wanderreisen für Alleinreisende an. Und der Studienreisen-Veranstalter Studiosus hat ebenfalls Reisen für Solo-Traveller im Programm.

Wer Lust auf Yoga hat, kann über fast jedes Yoga-Studio Fernreisen oder Retreats in Österreich buchen. Eine der größten Plattformen für Yoga-Reisen weltweit ist BookYogaRetreats. Tauchreisen werden zum Beispiel auch von heimischen Tauchveranstaltern angeboten.

Und wer Lust auf eine Kreuzfahrt hat, ist bei Norwegian Cruise Line (NCL) genau richtig, denn die Reederei bietet Studio-Kabinen für nur einen Gast an. So entfällt der Einzelzimmerzuschlag. Auch den Gemeinschaftsbereich hat NCL speziell auf den Alleinreisenden eingerichtet.

15. Hilfe, der Alltag ist wieder da. Zu Hause angekommen, bekommen manche einen Kulturschock. Die Schnelllebigkeit, die Hektik, der Stress – alles ist wieder da. War die ganze Reise also umsonst? Nein. Bereits während der Reise kann man sich bewusst machen, was man verändern möchte im Alltag. Das kann sein: Weniger Überstunden machen. Nicht jeden Tag verplanen, sondern Zeit für Flexibilität haben. Ein neues Hobby suchen. Mehr Sport oder Naturerlebnisse in den Alltag einfließen lassen. Weniger fernsehen und öfters ein Buch lesen. Es gibt 100 Dinge, die einem erst so richtig bewusst werden, wenn man auf Reisen ist und Abstand zum Alltag gewinnen konnte.

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Connys Tauchreise im Komodo-Nationalpark in Indonesion.
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Besuch bei den Komodo-Waranen. 
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Kurzer Sundowner, bevor es wieder aufs Tauchschiff geht.

Zur Redakteurin:

Conny Buczolich-Griess war schon oft alleine unterwegs – die erste Reise machte sie als 19-Jährige mit dem Nachtzug nach Luxemburg, denn dort hat ihr Au-Pair-Jahr bei einer amerikanisch-holländischen Familie begonnen. Die Komfortzone hat sie erstmals so richtig verlassen, als sie mit ihrem damaligen Freund für 3 Monate nach Neuseeland gereist ist und im Auto geschlafen hat, aber diese Reise war nicht ganz alleine ;-) Mit 27 Jahren flog sie alleine nach Koh Tao in Thailand, um sich diverse Tauchscheine zu holen. Das machte so viel Spaß, dass sie dann mehrmals alleine zum Tauchen auf die Gilli Inseln und zum Yoga nach Bali flog. Diverse Yoga-Festivals und Tanz-Festivals besuchte sie auch alleine, besonders dann, wenn keine Freundin Zeit hatte. Ein Monat durch Peru, ohne Spanisch zu können, war auch eine unvergessliche Erfahrung. Und ja: Als Reisejournalistin ist sie immer wieder mal auf sich alleine gestellt. Heute ist sie stolze Mama von dreijährigen Drillingen und freut sich, mit Ihrem Mann und der kleinen Gang gemeinsam die Welt zu bereisen. Ihre erste gemeinsame Fernreise wird im April stattfinden.

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© Cornelia Buczolich-Griess

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