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© Markus Zahradnik
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April 2015

Father and Son

Ein halbes Jahrhundert hat Jaguar gebraucht, um den Nachfolger eines der schönsten Autos aller Zeiten zu bauen. Wir haben E-Type und F-Type zum Treffen der Generationen gebeten und uns gefragt: Wie weit ist der Apfel vom Stamm gefallen?

Welch glorreiche Zeiten müssen das gewesen sein, als Jochen Rindt spätnächtens die Kurven der Wiener Ringstraße quer genommen hat mit seinem roten E-Type, damals jugendliche Freunde wie den heutigen Red Bull-Motorsportchef Helmut Marko oder den Journalisten Helmut Zwickl laut lachend neben ihm auf dem Beifahrersitz. „Fahr ma blos’n“, soll Rindt zu Zwickl oft gesagt haben.

„Heute würde man dafür nicht nur eingesperrt, sondern psychiatriert“, liest man von ihm Jahrzehnte später, sich der Verklärung der Geschichte wohl bewusst. Von einem weiteren Zeitgenossen der beiden, stets Garant für geflügelte Sätze, ist überliefert: „Was röhrt so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Jaguar mit seinem Rindt.“ Das Zitat stammt von Formel-1-Moderatorenlegende Heinz Prüller.

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Zwei Jaguar-Generationen…
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… beim Familientreffen in…
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… der leeren Wiener Marx Halle.

Dabei mochte Jochen jenes Auto, das retrospektiv neben dem Citroën DS als schönstes aller Zeiten gilt, eigentlich gar nicht: Als gnadenloser Materialmörder hasste er den ständig überhitzenden Motor, die unterdimensionierten Bremsen waren ihm ein Graus. Auf gut steirisch hieß es: „So ein Häusl.“

Was röhrt so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Jaguar mit seinem Rindt.

Heinz Prüller, ORF-Moderatorenlegende

Und doch gibt es Gerüchte, dass die Freunde Rindt und Marko damals die Tour Graz–Bruck, eine 50-Kilometer-Strecke, auf der Landstraße durch kleine Ortschaften führend, in derselben Zeit fuhren, die man heute direkt via Autobahn benötigt.

Berühmtheiten der Zeit, denen der „need for speed“ weniger wichtig war als Jochen, sahen das anders: Die mochten den E-Type, einfach weil er so schön war und weil man sowas bisher noch nicht gesehen hatte. Brigitte Bardot, Tony Curtis, auch der rennfahrende Schauspieler Steve McQueen hatte einen. Es wurde das Dienstauto von Krimi-Legende Jerry Cotton und für die Swinging Sixties ein Synonym wie die Beatles oder der Minirock. 

Zeitblende von 1961 auf heute: Auftritt Jaguar F-Type. Ein halbes Jahrhundert nach Papas Geburt steht er nun in der Wiener Marx Halle neben ihm – der Sohn des E-Type. Jahrzehnte, in denen viel passiert ist. Soviel sei vorab verraten: Der Filius kann mit dem großen Erbe ganz gut umgehen. Wie jedes Kind muss er sich aber fröhliche Ausrufe gefallen lassen wie „Ganz der Papa!“ oder „Diese Augen, unverkennbar!“.

Ob’s stimmt? Sehen wir uns die beiden doch mal ganz genau an…

Erstaunliche Parallelen, die sich da auf den ersten Blick offenbaren, nicht wahr? Freilich, das Fahrgefühl der beiden Generationen ist nicht vergleichbar: Auf der einen Seite der filigrane Oldie, auf der anderen das bullige High-Tech-Gerät von heute.

Die Funktion eines Jaguar ist doch, fantastisch auszusehen.

Ian Cullum, Jaguar Designchef

Objektive Testkriterien sollen hier aber nicht das Thema sein, wir beschränken uns auf die Optik der beiden. Die stand auch bei der Entwicklung des F-Type weit oben auf der To-Do-Liste der Briten. So meinte Jaguar-Designchef Ian Callum anlässlich der Präsentation des Autos lapidar: „Die Funktion eines Jaguar ist doch, fantastisch auszusehen.“ Das lassen wir gerne so stehen und möchten an dieser Stelle auch gleich mit einem weit verbreiteten Vorurteil mancher Raunzer aufräumen: Ja, es ist richtig, dass die Marke seit längerem dem indischen Tata-Konzern gehört. Und nein, es ist nicht richtig, dass ein F-Type deshalb ein Billigprodukt wäre. (Wie auch, bei einem Einstiegspreis von knapp 80.000 Euro.) Im Gegenteil: Die Geldgeber aus Indien haben zwar massiv investiert, aber nie interveniert, sondern den Briten weitgehend freie Hand bei der Entwicklung gelassen. Das Resultat: Ein Höhenflug einer legendären Automarke, deren Zukunft ansonsten mehr als unsicher gewesen wäre. 

Noch einmal zurück zu unseren beiden Kandidaten: Wir wagen einen letzten Blick, diesmal auch ins Innere und unter die langen Motorhauben…

Herzlichen Dank an die Geschäftsleitung der Wiener Marx Halle für die Zur-Verfügung-Stellung der Fotolocation und an Georg Brown für seinen wunderschönen E-Type.

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Ohrenbetäubender Sound ...
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Augenbetäubende Hecks ...
jaguar_2015-05_MZ_3er_6.jpg Markus Zahradnik © Markus Zahradnik
Nasenbetäubender Benzinduft ...

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