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März 2015

Weltbewegend

Vor 79 Jahren sind sie heimgekehrt: Max Reisch und Helmuth Hahmann, die Ersten, die in einem Auto Hinterindien durchquerten und als Draufgabe noch um die Erde fuhren.

Krampustag im Dezember 1936. Eine Motor­rad-Eskor­te aus Pannenfahrern des ÖTC (heute ÖAMTC) geleitet einen kleinen, stark zerkratzten Wagen über die Bundesstraße 1. Die zwei Männer unter der Plane sind braungebrannt, müde, gezeichnet, sie wollen nur noch heim. In Wien am Schubertring vor der Zentrale des Autofahrerclubs erwartet die beiden ein honoriges Empfangs-Komitee. Denn sie haben das scheinbar Unmögliche geschafft: im Auto die Welt zu umrunden.

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Rückblende. Sonnenschein und stahlblauer Himmel über Wien – der 2. Oktober 1934 ist ein Traumtag. Der junge Mann, der in Gedanken und Selbstgespräche versunken durch den Wiener Resselpark schlendert, ganz in der Nähe des Verwaltungsgebäudes der Steyr-Daimler-Puch AG, hat Geburtstag – den 22. Dennoch, seine Gefühle sind gemischt, in Aufruhr. Max Reisch war, wie man heute ­sagen würde, ein Biker. Einer der Besten: Er erkletterte zwölf Alpen-Pässe, bereiste die Sahara und fuhr Überland nach Indien. So wie sein Idol, der Forscher Sven Hedin. Einziger Unterschied: Hedin ritt auf Kamelen, Reisch immer auf einem Motorrad der Marke Puch. Doch diesmal, so will es der Herr Generaldirektor von Steyr-Daimler-Puch, soll er im Automobil nach China reisen. Das Motorrad ist ihm vertraut, ungeachtet am Auspuff ver­bran­n­ter Wadeln und von Stürzen zerschundener Knie. Aber mit einem Auto?

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Die Verlockung ist groß, zu groß. Ein komfortables Budget, jede Menge Stauraum: „Da würden auch Feldbetten, Tennisschläger, sogar ein Smoking Platz finden!“ Dazu noch dieses nagende Fernweh, das ihn seit Jugendtagen quält, geschürt durch Bücher des Abenteuer-Autors Karl May. Gedanken verdichten sich, werden zu Bildern: der neue Wagen, endlose Wüsten, Dschungel – und China.

Sechs Monate später. Ostersonntag, 22. April 1935. Der Tiroler Max Reisch und sein Wiener Reisepartner Helmuth Hahmann schleichen heimlich, im Morgengrauen, auf Nebenstraßen aus Wien hinaus. Die offizielle Abfahrt war schon vor zwei Tagen, samt Medienrummel und dem ganzen Tam­tam, vor der Zentrale des Autofahrerclubs ÖTC am Schubertring. Reisch ist nervös, gereizt. Grund der Verspätung: Der Wagen, ein Steyr ­­Typ 100 mit 32 PS, ohne Allrad-, nur mit Hinterradantrieb, hat ein Problem. Beim kleinsten Stoß streifen die Räder in den Kotflügeln. Die maßgeschneiderte Aluminium-Karosserie ist viel zu schwer. In einer versteckten Werkstatt werden die Federn verstärkt und die schwersten Ersatzteile zurückgelassen. Eine Not­lösung, mehr nicht.

Probleme in Palästina

Die Überfahrt an Bord der Galilea von Triest nach Haifa verläuft ruhig. An Bord posiert eine kesse Amerikanerin vor dem Auto, sie ritzt ihren Namen in den grauen Lack. Das sollte Schule machen. In einer sandigen Straße in Tel Aviv dann ein Knall: das Differenzial! Reisch schreibt: „Dickes Öl fließt heraus, das Gehäuse ist gespalten wie von einem Tomahawk.“ Die zweite Krise der Österreichischen Trans­asien Expedition, und nicht die letzte.

Nach geglückter Reparatur quält sich der kleine Steyr durch das heilige Land. Den ­steilen Weg heraus aus der Depression des ­Toten Meeres hin­auf ins blühende Jordantal. Der Kühler kocht mehrmals. Ja klar, das Gewichtsproblem. Reisch denkt wehmütig an seine minimalistische Motorradreise nach Indien zurück. Dank eines ÖTC-Empfehlungsschreibens dürfen sie die Versorgungsstraße entlang der englischen Ölpipeline durch den Irak benutzen. Nur so sind die 600 Kilometer Wüste bis Bagdad zu schaffen. Die Crews der Pumpstationen verwöhnen sie mit köstlichem „British Breakfast“.

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Bagdad, Anfang Juni. Eine hässliche Stadteinfahrt, keine Spur von Orient-Zauber. Die Gäste des ehr­würdigen Tigris Palace Hotels: Meist schrullige Europäer, die der brütenden Hitze wegen auf der Dachterrasse schlafen, in Pyjamas. Topfpflanzen fungieren zwischen den Betten als Sichtschutz. Max Reisch und Helmuth Hahmann haben genug: Sie bauen die Karosserie ihres Autos selbst um.

Mit Säge und Stemmeisen werden das Holzgerippe verkleinert, Bleche angepasst. ­Eine Kiste mit Reifen, Ersatzteilen und Konserven wird als Depot in das indische Kal­kutta geschickt, eine zweite samt sperrigem Grammophon nach Hanoi in Vietnam – wie optimistisch.

Bei einem erfrischenden Bad im Tigris verletzt sich Reisch an einem rostigen Kanister. Er blutet stark. Unklar, wie die Wiener Zeitung davon erfuhr. Die Schlagzeile „Max Reisch verunglückt“ lässt den Generaldirektor toben. Was damals niemand ahnen konnte: Diese Tage im Krankenhaus sollten später ­lebensrettend sein.

Persien, ein kühler Empfang

Die frische Bergluft ist eine Wohltat für die Lungen. Abgespeckt ist der Steyr nun spürbar agiler. Im 2. Gang bezwingt er locker den Pak-i-Tak-Pass. Historischer Boden, wo schon die Heerscharen von Darius, Xerxes, Alexander und Dschingis Khan lagerten. In Kerman­shah will ein übereifriger Arzt die Österreicher, trotz mitgeführtem Impfpass, mit Polizeigewalt zwangsweise immu­nisieren – erfolglos.

Max Reisch kennt Persien seit seiner Indien-Reise. Auf dem Weg nach Qazvin zeigt er Helmuth Hahmann die Stelle, wo sein damaliger Reisegefährte Herbert Tichy, der spätere Erstbesteiger des Achttausenders Cho Oyu in ­Nepal, mit Fieberfantasien im Zelt lag.

Die Fahrt durch die fruchtbare, suptropische Landschaft am Kaspischen Meer macht übermütig. Reisch und Hahmann beschließen, den schneebedeckten Fünftausender Dema­vend zu besteigen. Keine gute Idee.

Fahren hierzulande heißt: Zerren, Schieben, Schaufeln, Fluchen, Motor martern, Kupplung verbrennen und um Hilfe hupen!

Max Reisch, Expeditionsleiter

Erschöpft und von der großen Höhe ausgelaugt geraten sie, den Gipfel zum Greifen nah, in einen Schneesturm, verirren sich beim Abstieg und finden ihr Auto nicht mehr. Sie werden von Hirten gerettet. Und wieder ist man in Wien bestens unterrichtet. Diesmal wollen die hohen Herrn im Steyr-Haus die Expedition abblasen. Als ein Uni-Professor für Max Reisch interveniert, tun sie es doch nicht: Der österreichische Konsul in Teheran übergibt, quasi „last minute“, den ersehnten Scheck – weiter geht‘s. Nicht durch die große Sandwüste Lut, sondern über Meschhed, wo sich die Seidenstraße teilt, nach Afghanistan.

Das Freischaufeln der Räder wird Routine, nicht aber die Sandstürme. Reisch: „Die ­Kabine ist voll Sand. Trotz Filter streikt der Vergaser. Ich versuche, ihm mit Auskuppeln und viel Gas neues Leben einzuhauchen.“

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Die martialische Grenzfestung dient neben der Verteidigung auch als Getreidespeicher.
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„Urlajats“, die stolzen Söhne des afghanischen Stammlandes, nennen ihre Heimat den „Nabel der Welt“.
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Einer der vielen brückenlosen Flüsse in Afghanistan. Die Verladung auf die vorsintflutliche Fähre war ein Abenteuer für sich.

Afghanistan ist wild

Damals wie heute: Blitzende Gewehrläufe, nervös schnaubende Pferde, ein flackerndes Lagerfeuer, grimmige Gesellen in Pluderhosen, die blutige Hammelkeulen abnagen. Reisch und Hahmann überkommt im Grenzfort ein beklemmendes Gefühl. Das Empfehlungsschreiben eines befreundeten Afghanen aus Wien öffnet Herzen und Grenzbalken. Vorsicht ist trotzdem geboten. Sollte ein Pferd vor dem Auto scheuen und seinen Reiter abwerfen, würde das als Schmach empfunden und unweigerlich Rache nach sich ziehen. Man gibt ihnen den Rat: „Immer sofort Zigaretten anbieten.“

Auf brüchigen, ausgesetzten Pisten erreichen sie über Herat Kandahar. Reisch will unbedingt nach Quetta in British Belutschistan, um einen Freund zu besuchen. Tage vor der Ankunft wird Quetta von einem schweren Erdbeben erschüttert, mit über 40.000 Toten. Nun ist es klar: Wäre er nicht in Bagdad im Krankenhaus gelegen, dann…

Frauen arbeiten auf den Feldern, unverschleiert, rassig schön, aber voller Dreck. Die mächtigen Buddha-Statuen von Bamiyan sind noch erhalten. Sie sollten erst 2001 von den Taliban zerstört werden.

Reisch und Hahmann begegnen einem zum Islam konvertierten Brückenbauer aus Budapest. Sie wollen ihm eine Salami schenken. Unter Tränen lehnt er ab: „Der Koran verbietet es mir!“ Am Khyber-Pass dann eine andere Welt: Eisenbahn, Telegrafenleitungen, Gurkha-Regimente beim Morgen-Drill und eine wuchtige Festung. Den Pass hinunter, nach Peshawar, die beste Straße der bisherigen Reise – vor ihnen liegt Britisch Indien.

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Endlich Indien

Sommer 1935. Mahatma Gandhi setzt sich für die Rechte der Unberührbaren ein. Er nennt sie fortan Harijan – Kinder Gottes. In Rawalpindi wütet die Cholera. Ausgerüstet mit 80 Liter keimfreiem Wasser er­reichen Reisch und Hahmann Srinagar. Fasziniert von der lieblichen Landschaft Kashmirs und den steilen Eisflanken des Nanga Parbat, logieren sie auf dem Dal-See, in Shikaras: schmucken Hausbooten mit Baldachin, voll kuscheliger Kissen, plus Diener. Eine chillige Location. Seit den Unruhen und Grenzkonflikten der 1990er-Jahre verirren sich kaum noch Touristen nach Srinagar.

Das Fahren auf dem Asphaltband der Great Trunk Road ist ein Vergnügen. Wenn nicht gerade heftige Monsunregen die Straße überschwemmen – für Indien im Juli Normalität. Bei Stark­regen schiebt der kleine Steyr wie ein Motorboot eine Bugwelle vor sich her. Über Lahore, Amritsar, die kühle Hill Station Simla und Delhi erreichen sie Agra. Reisch besteht darauf, seinem Reisepartner ­das Taj Mahal zu zeigen. Und schließlich ­Kalkutta, mit seinen britischen Klubs und Unmengen Scotch – nach 13.372 Kilometern das erste Etappen-Ziel.

Hinterindien. Per Schiff reisen sie nach Burma, nach Rangoon (heute Yangon). Goldene Pagoden, gelebter Buddhismus. Und, frei nach Kipling: „Die schönsten Frauen und die schrecklichsten Zigarren.“ Reisch und Hahmann sind fasziniert. 800 Kilometer beträgt die Wegstrecke bis Mandalay, bereits nach dreißig ist die Straße nur mehr ein Fahrweg, ab ­Meiktila ein Ochsenpfad. Reisch leidet an hartnäckigen ­Malaria-Schüben. Es geht ihm schlecht. Vom vielen Chinin ist er schon fast taub. Er unterbricht die Reise, bis die Anfälle abklingen. Kurioser Weise verschafft ihm das lokale Mandalay-Bier Erleichterung. Irgendwie schaffen sie es durch die unwegsamen Shan-Staaten bis Kentung, Reisekilometer 20.000 und vor­läufige Endstation. Denn ­Oktober ist in ­Burma Monsunzeit mit grundlosem Morast. Sie mieten ein Häuschen und warten – zwei endlos lange Monate.

Nichts als Schwierigkeiten

Die Trennung. Der Lagerkoller bleibt auch den Österreichern nicht erspart. Die Nerven liegen blank. Helmuth Hahmann zieht aus, in die Abgeschiedenheit eines buddhistischen Klosters. Der Weg der Erleuchtung und die Schönheit der Frauen sind in Burma die größten Verlockungen für Fremde. Max Reisch befürchtet, dass sein Reisegefährte für immer hier bleiben würde. Aber er kehrt zurück. Gemeinsam feiern sie in der italienischen Mission Weihnachten, und am 10. Jänner 1936 überqueren sie den Grenzfluß zu Siam. Ein Ochsengespann zieht den kleinen Steyr ins heutige Thailand.

Max gestand mir später, er hatte Angst, ich würde in Burma kleben bleiben!

Helmuth Hahmann, Co-Pilot

Urlaub vom Auto. In Siam sind die Straßen erheblich besser als in Burma. Reisch und Hah­mann haben viele Empfehlungsschreiben und daher viele Besuche zu erledigen. Sie machen Ausflüge: zum Thai-Boxen, in die Berge, sie reiten auf Elefanten, kosten Eidechsen-Curry (schmeckt wie Paprikahendl). Bis zu dem vertrauten Knall. Das Differential sei stabil und idioten­sicher, hatte man ihnen in Wien gesagt. Nun ist es endgültig hinüber.

Sie beschließen, das Auto zu zerlegen und den Mekong hinunter nach Luang Prabang in Laos zu verschiffen. Eine Air France-Destination und somit eine gute Chance, Ersatz­teile per Luftpost zu bekommen. Das Warten bedeutet Urlaub. Nach drei Wochen ist sie da: die Kiste mit Triebling, Tellerrad, Differentialglocke, Lager, Gleitsteinen und Kleinkram. Aber die falsche Übersetzung! Helmuth sieht’s positiv: „Das geht schon, den vierten Gang vergessen wir, der dritte wird ein seltenes Geschenk, der zweite unser täglich Brot.“

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Reisch und Hahmann bekamen in Wien vom französischen Konsul eine Karte überreicht. In der ist die Route Coloniale Nr. 7 von Luang Prabang nach Vinh am Golf von Tongkin in Vietnam als fertige Straße eingezeichnet. Nun stellt sich aber heraus, dass diese gerade erst in Bau ist. Sie haben keine Wahl, fahren am 13. März einfach los, Aberglaube hin oder her. Über loses Erdreich, unbefestigte Trassen und abenteuerliche Pfade erreichen sie am 17. frühmorgens Hanoi.

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Der wild wuchernde Bart von Max Reisch machte im Land der Mitte gehörig Eindruck. Die Kaufleute rissen sich darum, den Reisenden einzuladen und zu bedienen.
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Faule Eier gelten in China als Delikatesse. Die hartgekochten Eier werden für Wochen in lehmiger Erde vergraben. Dadurch werden das Eiweiß gallertartig und der Dotter olivgrün. Igitt!!
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Die Briten brachten Opium nach China. Irgendwann ließ es der Kaiser in den südlichen Provinzen Chinas anbauen.

China ist Crazy

Im Reich der Mitte ist vieles verrückt. Autofedern sind begehrt. Auch den Österreichern werden bald nach der Grenze in Nanning die Ersatzfedern vom Auto geklaut. Doch nicht genug. Max Reisch muss sich ­einen Zahn ziehen lassen: öffentlich vor einer gaffenden Menschenmenge.

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Es ist stressig: Immer wieder huschen Chinesen wie aufgescheuchte Hühner kurz vor dem herannahenden Steyr über die Straße. Sie versuchen so böse Geister abzuschütteln. Ständig versperren Treppen und verwinkelte kleine Mauern den Weg. Denn böse Geister können weder Treppen steigen noch um Ecken gehen. Ohne die Hilfe von Kulis geht gar nichts. Irgendwann reicht es Helmuth Hahmann und er stemmt knapp vor Yaung-Chu die „Glücksmauern“ einer Brücke einfach weg. Aufruhr! Mit Knallkörpern und Töpfen wird Krach geschlagen, um die Geister so lange fern zu halten, bis das schützende Winkelwerk wieder errichtet ist.

In der Provinz Hu-nan geraten die Österreicher in einen Krieg. Der Unterschied zwischen Räubern und Soldateska ist fließend. Hupend fahren sie auf Straßensperren zu, Helmuth Hahmann bellt die verblüfften Posten im Befehlston im Wiener Dialekt an. Dazu noch der wuchernde Bart von Max Reisch, das macht gehörig Eindruck.

Shanghai, 17. Juni 1936, Kilometer 26.000. Lange Hose, weißes Hemd, Tropenhut. Die Österreicher werfen sich für die Stadt in Schale. Der erste Weg führt zum ­Automobile Club of China. Die Clubherren staunen und bestätigen schriftlich: „Reisch and Hahmann are un­doubtedly the first motorists to have ­travelled from Indo-China to Shanghai.“

Sie werden herumgereicht, gefeiert, leben auf „Chit“, auf Kredit, wie es alle Fremden in Shanghai tun. Bis Geld aus Wien kommt und die Erlaubnis zur Weltumrundung: über ­Japan in die Vereinigten ­Staa­­ten und an Bord der Bremen zurück nach Europa. Nach den Strapazen der letzten Monate eher ­eine Urlaubsreise. Wäre nicht in Mexiko das Differenzial zum dritten Mal gebrochen und Max Reisch auf der Atlantik-Überfahrt an Hepatitis erkrankt. Die zwei Männer sind müde, gezeichnet, sie wollen nur noch heim.

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Lebenslange Freundschaft: Max Reisch und ÖAMTC

1933 Der Club unterstützte von Anfang an die Fernfahrten des jungen Tirolers nach Nordafrika und Asien. Sein Mentor, der damalige ÖTC-Präsident Felix Ritter von Mayer-Tenneburg, empfängt Max Reisch nach der Indien-Rückkehr persönlich.

1934–1936 Weltweite Kontakte und Empfehlungsschreiben des ÖTC helfen bei der Planung und Erstdurchquerung Hinterindiens.

1953 Im Jenbacher Wohnmobil reist Max Reisch als erster touristischer ÖAMTC-Konsulent durch Tunesien und Libyen.

1954 Vizepräsident Guido von Maculan-Suchodol verleiht Max Reisch das „Pro Merito“, die goldene Ehrennadel des ÖAMTC.

1956 Mit dem ÖAMTC-Wimpel auf seinem Wagen fährt Max Reisch bis zur Cheops-Pyramide nach Ägypten. Weiters gründet er im Tiroler Club die Sektion für Historische Kraftfahrzeuge.

1961 Max Reisch fährt für den Club im Camper in den Nahen Osten. Generalsekretär Botho Graf Coreth begrüßt den Forscher nach der Rückkehr.

1961 Der Steyr 100 wird anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums der Weltumrundung ins Technische Museum in Wien überstellt.

1983 ÖAMTC-Präsident Walter Melnizky überreicht Max Reisch die „Mautner Markhof Medaille“.

Der letzte Vortrag des Kufsteiners für den ÖAMTC.

1985 Am 18. Jänner stirbt Max Reisch im Alter von 72 Jahren. 

2008 Das Museum, samt Asia­tika- und Oldtimer-Sammlung und noch immer fahrtüchtigem Transasien-Steyr, übersiedelt ins Familienweingut nach Bozen.

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