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Was mich antreibt!

Zwischen Paragraphen und Miniaturen: Martin Hoffer, Chefjurist des ÖAMTC und seine Leidenschaft für den Modellbau

Matthias Fenzl

Jede:r weiß – auch von sich selbst – dass es zum mitunter fordernden Berufsalltag einen Ausgleich braucht. Der Chefjurist des Mobilitätsclubs, Martin Hoffer, findet diesen Ausgleich nicht etwa bei einem entspannten Spaziergang oder beim Bergsteigen, sondern bei einer ganz besonderen Leidenschaft, dem Modellbau. Schon von Kindesbeinen an war er von Miniaturen und maßstabsgetreuen Nachbildungen fasziniert – nicht zuletzt dank seines Vaters, der selbst ein fast „professioneller“ Modellbauer war. „Beim Bundesheer hat er Modelle zur ‚Freund-Feind-Erkennung‘ gebaut und sogar eine romanische Kirche für die Burg meiner Großtante. Später hat er dann begonnen, Eisenbahnmodelle zu fertigen. Das hat abgefärbt“, erinnert sich Martin schmunzelnd. Und so kam es, dass auch er bereits früh anfing, Spielzeug zu modifizieren. Seine erste „Bastelei“? Eine Kleinbahn-Dampflok, der er, dank seiner Detailversessenheit, selbst neue Nieten aus Kupferfolie verpasste.

Präzision und Geduld

Was ihn sowohl im Beruf als Jurist als auch im Modellbau begleitet, ist seine Liebe zur Präzision und Genauigkeit. Im Job geht es oft um komplexe Gesetzestexte und Urteile, im Modellbau um Arbeit im Hundertstel-Millimeter-Bereich – beide Welten verlangen eine klare Struktur und den Blick fürs Detail. Besonders reizvoll macht den Modellbau für ihn die Möglichkeit, einzigartige Projekte zu realisieren, die es so noch nicht gibt. „Ich mache am liebsten Dinge, die entweder noch niemand gemacht hat oder die bisher schlecht umgesetzt wurden“, erklärt er. Besonders interessieren ihn Fahrzeuge aus der Zeit zwischen 1880 und 1930, die er mit großer Detailtreue nachbaut. „Dabei spielen Mathematik und Geometrie eine große Rolle“, erklärt er, „besonders, wenn man versucht, Maße aus alten, verzerrten Fotos herauszulesen.“ Diese Fähigkeiten machen ihn zu einem gefragten Experten, der neben seinen eigenen Projekten auch immer wieder Kleinteile für andere Modellbauer herstellt. „Es ist oft eine Herausforderung, Lösungen zu finden, wenn spezielle Teile benötigt werden. Aber genau das macht den Reiz aus“, erzählt er. Sogar die VOEST klopfte schon bei ihm an, um Tragwerke für Bauwerke erstellen zu lassen – Teile, die vor ihrer Realisierung in „echt“ auch im Windkanal (im Wiener Arsenal) getestet wurden.

Matthias Fenzl
- Man kann Modelle kaufen, bauen oder auch erben, so wie diese Vertreterin einer Gartenbahnsammlung., © Matthias Fenzl

Wenn Geschichte lebendig wird

Seine Projekte sind vielfältig und oft äußerst knifflig. Ein Highlight war der Bau eines Stadtbahn-Waggons, allerdings im verfallenen Zustand – mit präzise nachgebildeten Rostlöchern und morsch wirkenden Holzlatten. Das Modell wurde sogar im Eisenbahn-Museum Straßhof ausgestellt. Als das Museum eines Tages anrief und meinte, wir müssten das Modell ändern, weil ein weiteres Brett vom Vorbild „heruntergefallen“ sei, konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen. „Wir haben gesagt: ‚Sicher nicht, nagelt's gefälligst das Trum selber wieder an!‘“, erzählt er augenzwinkernd. Solche Anekdoten verdeutlichen seine Leidenschaft für sein Hobby und die Liebe zum Detail, die in jedes seiner Projekte einfließt.

Privat
- Klein, aber ganz schön oho….
Eine Kombination aus 3D-Druck und Lasertechnik, © Privat
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- Ein scheinbares Wirrwarr von feinen Streben, in Wahrheit nur zwei 3D-Bauteile, damit die - noch nicht eingebaute - Achse „pendeln“ kann.
 , © Privat
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- Eine Kombination aus 3D-Druck und gelasertem Echtholz und zugekauften Schienen.
 , © Privat

Zwischen Klein und Groß

Doch das Modellbau-Hobby beschränkt sich nicht nur auf Miniaturen. In Kärnten engagiert Martin sich bei einer Nostalgie-Feldbahn – allerdings, wie er lachend hinzufügt, „nicht aus reiner Begeisterung“. Vielmehr hilft er den Betreiber:innen des Museums, die Fahrzeuge und Gleise in Schuss zu halten. „Aber eigentlich ist es schon recht schön“, sagt er, „mit selbst hergerichteten Fahrzeugen auf selbst verlegten Gleisen zu fahren und dabei in strahlende Kinderaugen zu schauen.“

1Privat
2Walter Strobl
3Walter Strobl
  •   - Manche Fahrzeuge entstehen einmal zur Gänze „virtuell“, bevor Teile zum Drucker, in die Ätzerei oder zum Lasern geschickt werden., © Privat
  •   - Unterwegs mit der nostalgischen Feldbahn., © Walter Strobl
  •   - Eine Runde in Ferlach erfreut Groß und Klein., © Walter Strobl

Work-Life-Balance

Auch die Frage, wie er seine Arbeit als Chefjurist mit seiner Leidenschaft für den Modellbau unter einen Hut bringt, beantwortet er mit einem Lächeln: „Für mich ist das Modellbauen ein Teil von ‚Life‘. Es ist der perfekte Ausgleich zum oft stressigen Berufsalltag, es entspannt mich und bietet mir gleichzeitig die Möglichkeit, kreativ zu sein.“ Die Faszination selbst kann er nur schwer in Worte fassen, aber am ehesten ist es die Möglichkeit, vergangene Zeiten wieder zu neuem Leben zu erwecken. „Moderne Loks wie ein(e) Taurus reizen mich kaum. Viel spannender ist es, verfallene oder längst verschwundene Fahrzeuge nachzubauen und ihnen neues Leben einzuhauchen.“ Sein aktuelles Projekt ist ein Modul der Höllentalbahn bei Reichenau – eine besonders herausfordernde Aufgabe, da die Natur mit all ihren Details exakt nachgebildet werden muss. „Es ist gar nicht so einfach, die Natur im Modell wiederzugeben“, meint er, während er gerade versucht, eine inzwischen entfernte Kraftwerksanlage und deren wildes Wasser zu rekonstruieren. Doch es geht ihm nicht nur um nostalgische Gefühle. Im Modellbau sieht er auch eine Herausforderung. „Ein gutes Modell ist mehr als nur eine Nachbildung. Es muss stimmig sein, muss das Gefühl und die Atmosphäre einer vergangenen Zeit einfangen“, erklärt er. „Das erfordert nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch viel Wissen über die Technik und Geschichte der Fahrzeuge – und ein auf diese Dinge geschultes Auge.“

'Passt, sitzt und hat Luft' hat mein Großvater, der war gelernter Fahrrad-Mechaniker, immer gesagt. Diese These passt immer, egal, wie groß die Maschine ist.
Martin Hoffer, Jurist und Modellbauer

Ein Hobby, das verbindet

Auf die Frage, welche Tipps er jungen Modellbauer:innen geben würde, antwortet er mit einem Beispiel aus Wolkersdorf. Dort gibt es seit vielen Jahren einen Freigegenstand „Modellbahn“, in dem Schüler:innen ihre eigene kleine Welt bauen können. „Kreativität ist schon das Wichtigste. Aber das Schöne am Modellbau ist, dass so viele Disziplinen berührt werden: Geografie, Geschichte, Mechanik, Biologie – alles kommt zusammen. Und es stellt sich auch nicht die Frage, ob man lieber am Computer arbeitet oder am Modell. Beides ergänzt sich etwa bei elektronischen Steuerungen wunderbar“, erklärt er.

1Matthias Fenzl
2Privat
3Matthias Fenzl
  •   - Nicht die letzte, sondern die erste ihrer Art., © Matthias Fenzl
  •   - Detail der soeben in Serie gehenden Schmalspurweiche., © Privat
  •   - In dieser kleinen Telefonzelle steckt monatelange Entwicklungsarbeit., © Matthias Fenzl

Schlussbemerkung

Er sieht sein Steckenpferd aber nicht so sehr als Herzensangelegenheit, sondern eher als eine zweite (neben-)berufliche Herausforderung, die aber auf die andere, die „Haupt“-Welt, ausstrahlt. Mit halben Sachen und lauwarmen Kompromissen gibt er sich nicht zufrieden. Er versucht aber trotzdem, nicht verbissen und ehrgeizig zu wirken, sondern positiv zur Qualität zu motivieren. Das betrifft sowohl seine Modellbaufreund:innen, aus denen hie und da auch Kund:innen werden, als auch seine Mitarbeiter:innen und Kolleg:innen im Club.

Über „Was mich antreibt“

Bei uns arbeiten Menschen in verschiedenen Bereichen. So vielfältig die Aufgaben, so divers sind auch die Persönlichkeiten unserer Kolleg:innen. Was treibt sie im Leben an? Woraus ziehen sie ihre Motivation? Wie sind sie zum ÖAMTC gekommen? All das und noch viel mehr erfährst du hier.

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