Blog

5 Meilensteine des Reifens


Vom Holzrad zum rollwiderstandsoptimierten Reifen.

Eine Person sitzt zwischen einzelnen Reifen und putzt die Felge eines solchen.
TechnikMobilität

Kaum eine Erfindung hat die Menschheitsgeschichte so geprägt wie jene des Rades. Die ersten Holzräder, die vor rund 5.000 Jahren gebaut wurden, legten den Grundstein für die Mobilität der Menschen und revolutionierten Handel und Transport. Bis zum modernen Auto-Rad sollten aber noch viele Tausende Jahre vergehen.

#1: Der Vollgummi-Reifen

So richtig ins Rollen kam die Weiterentwicklung des Rades erst im 19. Jahrhundert: 1844 meldete der US-amerikanische Chemiker Charles Goodyear beim United States Patent Office das Patent Nummer 3633 an: Dabei handelt es sich um die Vulkanisation von Naturkautschuk, bei der Gummi entsteht – die Grundlagen für den Vollgummi-Reifen, der bis in die Zwischenkriegszeit auch im Pkw-Bereich verwendet wurde.

#2: Der luftgefüllte Reifen

Zum nächsten Meilenstein kam es 1888: Angeblich vom ständigen Lärm genervt, den das Dreirad seines Sohnes beim Überfahren von Unebenheiten erzeugte, suchte der Schotte John Dunlop nach einer geräuscharmen Lösung. Aus Gummistreifen, Leinenfetzen, ­einem Schnuller und einer Stricknadelspitze entwickelte er den luftgefüllten Reifen – und damit einen echten Meilenstein in der Geschichte der Mobilität.

Historisches Bild eines alten Alfa Romeo-Rennwagens.
Zu Deutsch: Graf Gastone Brilli-Peri im Alfa Romeo Pirelli Sieger des Großen Preises von Italien und der Weltmeisterschaft 1925 © Pirelli

#3: Der Radialreifen

Ein weiterer wichtiger Fortschritt im Reifenbau war die Entwicklung des Radialreifens in den 1940er-Jahren durch den französischen Hersteller Michelin. Anders als beim traditionellen Diagonalreifen verlaufen die Fäden der Karkasse beim Radialreifen senkrecht (radial) zur Fahrtrichtung. Das verbessert Haftung, erhöht den Komfort, sorgt für einen geringeren Rollwiderstand und eine längere Lebensdauer. Bis heute ist der Radialreifen Standard in der Autoreifenindustrie.

#4: Der Lamellen-Winterreifen

1975 wurden in Deutschland Winterreifen mit Spikes verboten, was Druck auf die Reifenbranche erzeugt, mehr Aufwand bei den Gummimischungen der Winterreifen und deren Profilgestaltung zu betreiben. Mit dem Dunlop "Winterwinner" wollte der Hersteller beim ÖAMTC Winterreifentest mit einer bürstenähnlichen Oberfläche punkten – erfolglos. Immerhin entstand so die Idee mit mehr Lamellen in der Profilgestaltung. Der erste ernstzunehmenden Lammellen-Winterreifen kam allerdings erst 1982 von Micheline Der „XM+S100“ verkrallte sich durch die vielen beweglichen Gummilippen gut in der Schneeoberfläche.

Ein roter VW Golf fährt über eine Schneefahrbahn in einem Wald.
Jedes Jahr testet der ÖAMTC und seine Partnerorganisationen zahlreiche Winterreifen. © ÖAMTC

#5: Rollwiderstandsoptimierte Reifen am Vormarsch

Kraftstoffsparen über den Reifen wird mehr zum Thema, da damit auch im Reifentest der Automobil- und Mobilitätsclubs gepunktet werden kann. Mitte der 1990er-Jahre bringt Michelin in breiteren Reifendimensionen rollwiderstandsoptimierte Reifen, die helfen, bis zu 5 Prozent Kraftstoff einzusparen. Moderne Reifen sind heute nicht nur sicher und leistungsstark, sondern auch umweltfreundlicher. Das zeigt auch eine aktuelle Analyse des ÖAMTC.

Der Mobilitätsclub hat 160 Reifentest-Ergebnisse seit 2023 (damals wurde die Umweltbilanz als neues Kriterium eingeführt) in Hinblick auf den Abrieb der einzelnen Modelle analysiert. "Dabei hat sich gezeigt, dass nach wie vor große Unterschiede zwischen den einzelnen Produkten bestehen. Gleichzeitig haben einige Hersteller den klassischen Zielkonflikt – 'entweder bieten Reifen guten Grip oder geringen Verschleiß, niemals beides' – mittlerweile in den Griff bekommen", sagt der ÖAMTC-Reifenexperte Steffan Kerbl. Ausgewertet wurden alle Reifenmarken, die in den vergangenen Tests mindestens fünf Mal vertreten waren.

Abtrieb und Verschleiß von Reifen gewinnen ab 2027 noch einmal an Wichtigkeit. Denn ab dann gilt die neue Abgasnorm Euro 7. "Die bisherigen Euro-Normen haben sich im Wesentlichen auf motorseitige Emissionen bezogen. Ab 2027 sind u. a. auch die Reifen davon erfasst – dabei geht es im Wesentlichen darum, wie viel Gummi- und sonstiger Abrieb pro Kilometer in die Umwelt gelangen darf", so Steffan Kerbl.

Ein roter VW Golf fährt auf einer Straße.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert schon testet der ÖAMTC Reifen.  © ÖAMTC / Wittkowski