Nachhaltig bauen – das liest man heutzutage überall. Holz hier, Wärmepumpe da, und sowieso alles „grün“ und umweltbewusst. Aber was heißt das eigentlich wirklich – zum Beispiel beim ÖAMTC? Ich mache gerade ein dreimonatiges Praktikum in der Kommunikationsabteilung und komme am Thema einfach nicht vorbei. Ob beim Betreten der Zentrale, bei Dreharbeiten an anderen Standorten oder beim Schreiben von Artikeln – überall begegnet mir das Schlagwort Nachhaltigkeit. Klingt zwar alles super, aber was steckt wirklich dahinter? Also habe ich beschlossen, jemanden zu fragen, der es wirklich wissen muss: Bautechniker Alexander Heinzl aus der Abteilung Bau, Liegenschaften und Investitionen.



Lieber Alexander, was bedeutet „nachhaltige Bauweise“ bei einem Stützpunkt eigentlich?
Für uns heißt das vor allem, konsequent auf umweltfreundliche Materialien und eine ressourcenschonende Planung zu setzen. Bei den neuesten Stützpunkten besteht die tragende Konstruktion komplett aus Holz – eine Konstruktionsvariante, die wir über die Jahre stetig weiterentwickelt haben. Schon in der Planungsphase achten wir darauf, Grünflächen zu bewahren, zusätzlich Bäume zu pflanzen und die Flächenversiegelung so gering wie möglich zu halten. Wie etwa in Tulln, wo bestehende Bäume geschützt und die Parkplätze versickerungsfähig gepflastert wurden.
Warum setzt ihr bei den Neubauten so konsequent auf Holz und was macht den Baustoff so besonders?
Wir setzen auf Holz, weil es ein nachwachsender Rohstoff ist und damit eine besonders nachhaltige Alternative für den Bau darstellt. Ein weiterer Vorteil liegt in der Effizienz: Bei guter Planung können wir die Bauzeit deutlich verkürzen, weil keine langen Trocknungszeiten wie zum Beispiel beim Baustoff Beton nötig sind. Außerdem sorgt Holz für ein angenehmes Raumklima und reguliert die Luftfeuchtigkeit auf positive Weise– das steigert das Wohlbefinden für alle Personen, welche in den Stützpunkten arbeiten oder zu Besuch sind. Unsere Stützpunkte in Tulln und Melk bestehen zum Beispiel nahezu vollständig aus diesem nachwachsenden Rohstoff.
Holz kombiniert schnelle Umsetzung, Ressourcenschonung und Wohlbefinden – genau die Mischung, die wir für unsere Neubauten wollen.



Viele neue Stützpunkte nutzen Wärmepumpen und Photovoltaik, doch wie energieautark sind diese Gebäude wirklich?
Durch die Photovoltaikanlagen am Dach können wir rund 50% des Strombedarfs eines Stützpunktes selbst abdecken. Neue Stützpunkte werden ausschließlich mit Wärmepumpen beheizt, sodass komplett auf Gasheizsysteme und fossile Energien verzichtet werden kann. Für E-Autos stehen öffentlich zugängliche ePower-Schnellladestationen bereit: Bei neuen Standorten sind sie von Anfang an dabei und an älteren Standorten, wo es noch keine gibt, bauen wir sie nach.
Nachhaltige ÖAMTC-Stützpunkte auf einen Blick
Österreichweit betreibt der ÖAMTC 115 Stützpunkte – mehr als 2,6 Millionen Mitglieder vertrauen auf seine Services. Damit diese Infrastruktur auch künftig den steigenden Anforderungen und der wachsenden Zahl an Mobilitätsformen gerecht wird, setzt der Club konsequent auf nachhaltige Bau- und Energiekonzepte. Zu den jüngsten Neubauten zählen die Stützpunkte in Tulln, Melk, Oberwart, Zwettl, Scheibbs, St. Pölten und Hollabrunn. Sie bestehen zunehmend großteils aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz, werden mit Wärmepumpen beheizt und durch Photovoltaikanlagen am Dach mit erneuerbarer Energie versorgt. Vor Ort stehen zudem öffentlich zugängliche ePower-Schnellladestationen für E-Fahrzeuge bereit. Auch bestehende Standorte werden laufend modernisiert und mit PV-Anlagen, Fernwärme- und Biomassesystemen ergänzt.
Gibt es bei der Umsetzung nachhaltiger Bauweisen besondere Herausforderungen?
Die größte Herausforderung war, den bekannten Standard der zuletzt sechs neuen Stützpunkte, welcher vor allem auf Stahl und Stahlbeton setzte, in Holzbauweise umzusetzen, ohne das gewohnte Erscheinungsbild zu verlieren. Wir wollten die Vorteile des nachhaltigen Holzbaus nutzen, aber gleichzeitig sicherstellen, dass die Stützpunkte auch weiterhin den hohen funktionalen und ästhetischen Anforderungen des ÖAMTC entsprechen. Das war eine spannende Aufgabe, die uns aber sehr viel Freude bereitet hat. Und das Ergebnis? Das kann sich sehen lassen!
Die größte Herausforderung bestand darin, den bekannten Standard der zuletzt sechs neuen Stützpunkte – insbesondere das optische Erscheinungsbild – in Holzbauweise genauso umzusetzen.
Wie wirkt sich die nachhaltige Bauweise auf Mitarbeiter:innen, Besucher:innen und den Alltag aus?
Unsere Mitarbeiter:innen vor Ort sind begeistert von den neuen, modernen Stützpunkten. Die lichtdurchfluteten Räume, der sichtbare Holzbau und das angenehme Raumklima sorgen dafür, dass man sich gleich willkommen fühlt – Arbeiten macht hier einfach mehr Spaß. Auch unsere Mitglieder und Besucher:innen merken den Unterschied: Die hellen, freundlichen Räume wirken einladend und angenehm. Dank des großzügigen Platzangebots können wir alle Services unter einem Dach bündeln – vom Clubservice über Versicherungen bis hin zur Pannenhilfe und den technischen Prüfdienstleistungen. Auch Kinder haben nun mehr Möglichkeiten, sich die Zeit unterhaltsam zu vertreiben. Wir achten auch sehr auf Barrierefreiheit. So erfüllen wir nicht nur die steigenden Anforderungen für unsere Mitglieder, sondern schaffen auch ein motivierendes Arbeitsumfeld für unser Team.



Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei neuen und bestehenden Stützpunkten?
Nachhaltigkeit bleibt bei allen Überlegungen zu neuen Bauten ein zentrales Thema. Wir versuchen stets, noch effizientere Systeme in unsere Stützpunkte zu integrieren und die Planung dementsprechend anzupassen.
Im Frühjahr 2026 werden beispielsweise die Stützpunkte Langenzersdorf und Gloggnitz mit Luft-Wasser-Wärmepumpen ausgestattet. Auch Horn und Klosterneuburg werden im Frühjahr 2026 auf Fernwärme aus Biomasse umgestellt, und der Stützpunkt Eisenstadt wurde bereits im Herbst 2025 an die Fernwärme angeschlossen – Gasheizungen gehören hier der Vergangenheit an.
Darüber hinaus wurden in den letzten zwei Jahren an vielen Standorten Photovoltaikanlagen nachgerüstet, sodass die Stützpunkte zunehmend eigenständig mit umweltfreundlichem Sonnenstrom versorgt werden können.
Fazit: Gelbe Häuser mit grünem Herz
Ich gebe zu: Ich bin mit einer gewissen Skepsis in dieses Gespräch gegangen. „Nachhaltig bauen“ klingt oft nach einem Buzzword – ein bisschen wie das „Bio“-Label für Gebäude. Aber nach meinem Gespräch mit Alexander Heinzl und dem Blick hinter die Kulissen bin ich überzeugt: An den ÖAMTC-Stützpunkten wird Nachhaltigkeit wirklich gelebt – Holz statt Stahl und Beton, Wärmepumpe und Sonne am Dach statt Gasheizung. Und ja, wenn ich das nächste Mal an einem der gelben Häuser vorbeifahre, denke ich nicht nur an meine Praktikumszeit – sondern auch daran, dass hinter diesen Gebäuden eine richtig grüne und holzige Zukunft steckt!

Autorinnen-Info
Lara Dragucanovic studiert Kommunikationswirtschaft an der FH Wien der WKW - beim ÖAMTC hat sie ein Praktikum im Bereich Kommunikation gemacht. Abseits des Büros findet man sie dort, wo Rhythmus, gutes Essen und schöne Momente lauern: auf dem Tanzparkett, beim Genießen von Trüffelpasta, oder mit Matcha in der Hand auf der Yogamatte.
