Starthilfe
Starterhilfe-Einheit, Selfmade und All-in-one: Andrej Prosenc hat den JumboX mitentwickelt. Der ÖAMTC-Techniker erklärt uns die Innovation.

Wir schreiben das Jahr 2017, als sich ein Team des ÖAMTC um den Techniker Andrej Prosenc zusammensetzte, diskutierte – und definierte. Nämlich, was eine neue Starthilfebox für die Pannenhelfer:innen des Clubs so alles können muss.
Denn die Starthilfe heute unterscheidet sich grundlegend von jener vor 20 Jahren. Wurden damals einfach zwei Autos mit Starthilfekabeln überbrückt, kann diese Technik heute zu Schäden an der Bordelektronik des Autos führen. Der ÖAMTC hat die technischen Entwicklungen beobachtet und seine Pannenfahrzeuge mit passenden Geräten ausgerüstet. So wurde schon 2006 ein eigenes “Überspannungsschutzgerät“ entwickelt und gebaut, das Schäden an der Fahrzeugelektronik verhinderte.

Startschuss zur Starthilfe
Weil sich die Welt aber auch nach 2006 tausende Male um die eigene Achse gedreht hat, wurde 2017 eben diskutiert und definiert. Die Liste der Anforderungen an eine neue Starthilfe-Einheit wurde lang: Generatoren, Starter und leere Batterien muss das Gerät prüfen können, eine Vorlade-Funktion und ein WLAN-Modul braucht’s genauso. Und klar: Das Ding muss liegen gebliebene Autos wieder in Schuss bekommen, Starthilfe geben können.
"Uns wurde schnell klar", erzählt mir Andrej Prosenc, "dass es kein Gerät am Markt gibt, das all unsere Anforderungen erfüllt. Deshalb haben wir uns zu einer Selfmade-Starthilfebox entschlossen."
Komplexer Weg zum Erfolg
Noch 2017 wurde der Projektauftrag erstellt, die Partnersuche startete. Fündig wurde der Club mit Professor Oberpertinger, der im Bereich Elektrotechnik arbeitet, sowie einem Prüflabor. Zum Prüfen hatte man nämlich einiges. "Wir wollten einen Algorithmus entwickeln, der von sich aus eine Pannendiagnose erstellen kann." Um einen solchen zu entwickeln, waren eine Menge Daten notwendig. Und die mussten erst gesammelt werden.
"Hunderte Male haben wir Batterien geprüft, nur um diese Daten zu erhalten", erinnert sich Andrej Prosenc. Und ergänzt: "Sicherlich eine der größten Herausforderungen des ganzen Projekts." Eine weitere, große Herausforderung: die Entwicklung des Gehäuses. Weil es einerseits leicht und kompakt sein musste, anderseits aber auch sehr robust. Und sehr viel Technik muss es freilich auch in sich tragen.



Wie Mitglieder profitieren
"Wir haben es hinbekommen", freut sich Andrej Prosenc. 2022, fünf Jahre nachdem das Projekt eingeleitet wurde, startete die Produktion der Starthilfe-Einheit, die auf JumboX getauft wurde. Es folgten Einschulungen in allen Bundesländern, die Andrej Prosenc begleitete, und mittlerweile sind bereits 80 Stück in Betrieb genommen. 50 sind in der Pipeline, letztendlich aber sollen alle 550 Pannenfahrzeuge des ÖAMTC damit ausgestattet werden.
Das kommt nicht nur den Mitarbeitenden des Clubs zugute, sondern auch den Mitgliedern: Musste man nach einer erfolgten Starthilfe bisher erst die Batterie laden und dann zum Stützpunkt fahren, um diese zu prüfen, geschieht das mit dem JumboX direkt vor Ort. So sind die Mitglieder des ÖAMTC schneller wieder mobil.
Musste man nach einer erfolgten Starthilfe bisher erst die Batterie laden und dann zum Stützpunkt fahren, um diese zu prüfen, geschieht das mit dem JumboX direkt vor Ort.
JumboX: die technischen Details im Überblick
- Tragbares Gerät mit einem Gewicht von 8,6 kg
- Schnelles Wiederaufladen über das Bordsystem des Pannenfahrzeugs
- Laden von Fahrzeugbatterien mit bis zu 60 Ampere
- Batterietest
- Batteriediagnose, auch bei teilweise oder vollständig entladenen Batterien
- Batteriediagnose mit langen und leistungsstarken Lade-/Entladevorgängen
- Erweiterte Starthilfefunktion
- Leistungsstarke Starthilfe durch Einsatz von Superkondensatoren
- Spannungsbegrenzung und Überspannungswarnung
- Sicherheitsmerkmale: Verpolschutz, Überstromschutz, schnelle Abschaltung bei Kurzschluss
- Vollautomatischer Generatortest. Prüfung von Spannung, Spannungswelligkeit und Strom
- Hilfsstromversorgungsfunktion: Netzteil (5V-15 V) mit Strombegrenzung (4A-20A) zum Testen von Fahrzeugbauteilen mit einem OBD/PS-Dongle
- Aufzeichnung der Mess- und Diagnosedaten
- WLAN für Systemintegration und automatisierte Datenübertragung
- Sicherheit: Getestet gemäß ECE R10 Rev.5, um einen sicheren Betrieb im Fahrzeug zu gewährleisten

Autor:in
Maximilian Barcelli ist Redakteur beim ÖAMTC Mobilitätsmagazin auto touring, behandelt dort Stories über Aktuelles und Autos, ist vor allem aber für Motorsport zuständig. Beruflich am liebsten an der Rennstrecke, privat am liebsten am Tennisplatz. Oder in den Bergen. Meer ist natürlich auch okay.
Mehr Geschichten
Weitere ÖAMTC Blog-Stories kannst du hier entdecken.