Mehr schön geht nicht
Sabine Fuss vom ÖCC hatte endlich Zeit und Muße eine Reise zu machen, die schon ganz lange auf ihrer Wunschliste steht: Mit dem Wohnmobil nach Norwegen – ein Reisebericht.
Mitte Mai starte ich Richtung Skandinavien. „Der Weg ist das Ziel“ – stets das Credo für meine Reisen. So geht es auch dieses Mal ganz gemütlich über Deutschland und Schweden nach Norwegen.
Nach einem Tag auf der Insel Rügen nehme ich die Fähre von Sassnitz nach Trelleborg, die mich in wenigen Stunden nach Schweden bringt. Herrlichster Sonnenschein und warme Temperaturen nehmen mich in Empfang. Schweden zeigt sich von seiner schönsten Seite. Einige Tage verbringe ich auf dem Bredäng Camping in Stockholm, von wo ich mit der Bahn in kurzer Zeit mitten im Zentrum der Stadt lande. Das ABBA und das Vasa Museum sind Fixpunkte meiner Besichtigung. Lautstark singe ich bei Dancing Queen ins Mikro zur Belustigung der anderen Besucher:innen. Jetzt bin ich richtig angekommen.
Richtung Norden.
Aber eigentlich sind das Sehnsuchtsziel meiner Reise die Inselgruppe der Lofoten in Norwegen. Ich mache mich also auf und fahre Kilometer über Kilometer auf schwedischen Landstraßen, entlang der Schärengärten durch Gebiete wo es nicht viel mehr als Wiesen und Wälder zu sehen gibt. Könnte ganz schön langweilig sein, wenn sich nicht ab und zu ein Rentier oder ein Elch blicken lassen würde und mich in hellste Aufregung versetzen.
Die Temperaturen sinken mit jedem Kilometer, den ich nach Norden fahre, aber das macht nichts. Ich bin für alle Eventualitäten gerüstet. Auch mit ausreichend Gasvorrat habe ich mich ausgestattet, weil ich weiß, dass in Skandinavien andere Gasflaschen als in Österreich verwendet werden. Nachschub würde es zwar überall geben, aber ganz sicher bin ich mir nicht, ob die skandinavischen Flaschen in meinen Gasflaschenkasten passen würde. Also lieber in eine dicke Decke kuscheln, als zu viel meines Gasvorrats zu verschwenden.
Überrascht bin ich von den moderaten Preisen für Lebensmittel und in Restaurants, weil ich immer wieder höre, wie teuer hier alles wäre. Das kann ich so gar nicht bestätigen. Auch die Dieselpreise sind wie in Österreich, was Anbetracht der vielen Kilometer, die ich zurücklege, erfreulich ist. Mautgebühren gibt es hier auch nicht. Ich werde überrascht sein, wenn ich einige Wochen nach meiner Rückkehr zwei Rechnungen im Postkasten vorfinde, wo einmal 85 und einmal 96 Cent für die City- und Brückenmaut von mir verlangt werden.
Zurück auf die Straße.
Im nördlichen Schweden angekommen fahre ich quer durchs Land und über den Polarkreis nach Norwegen. Dort bin ich sehr froh über die Haube, den Schal und die Handschuhe, die ich mitgebracht habe, weil mich hier heftige Schneeschauer erwarten. Gut, dass ich mit den Winterreifen losgefahren bin. Kalt ist es, aber die Sonne scheint für mich in Svolvaer, dem ersten Halt auf den Lofoten. Und das ist gut so, denn bei der Schifffahrt zum Trollfjord wäre es sehr schade, wenn die Aussicht auf die umwerfende Landschaft getrübt würde.
Ich bin fassungslos ob der Schönheit dieses Landes. Hinter jeder Kurve wird es immer noch spektakulärer. Weiße Sandstrände, türkisblaues Wasser und schneebedeckte Berge lassen mich aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Es ist zum Niederknien schön hier. Die Temperaturen werden jeden Tag wärmer, sodass ich schon bald die kurzen Anziehsachen herauskrame. Die Sonne scheint – und das nicht nur untertags, sondern auch in der Nacht. Es wird nicht dunkel. Schlafen muss ich trotzdem, dass ich für den nächsten Tag wieder fit bin. Gut, dass ich mein Wohnmobil richtig gut abdunkeln kann.
Ein Highlight jagt das andere.
Die Fischerdörfer entzücken mich mit ihren farbigen, meist roten Häuschen, den Fischerbooten in den kleinen Häfen und den riesigen Gestellen mit dem Trockenfisch, der etwas streng riecht. Ich habe den Drang jeden Gipfel zu besteigen, was natürlich nicht möglich ist – es sind zu viele. Aber was geht wird erklommen. Es lohnt sich so sehr. Die Aussichten, die ich von oben genießen kann, sind fast nicht zu beschreiben, so schön ist es hier.
Einfach stehen bleiben und übernachten, wo es mir am besten gefällt – das ist in Norwegen möglich. Solange es nicht verboten ist und ich genug Abstand zu Häusern einhalte. Ab und zu ist es aber auch ein Campingplatz, wie in Hoven, wo ich auf einer grünen Wiese, die direkt an einen weißen Sandstrand grenzt mein Lager aufschlage. Am liebsten möchte ich für immer hierbleiben.
Tipp: In Norwegen ist freies Stehen, umgangssprachlich Wildcampen, Großteils erlaubt. In Österreich hingegen ist das meist verboten. Innerhalb von Europa gibt es keine einheitliche Reglung – daher unbedingt vorab informieren, was in den jeweiligen Ländern erlaubt, und was verboten ist. Eine Übersicht für Europa findet man hier: Wildcampen - Freies Stehen in Europa | ÖCC (campingclub.at)
So viele Inseln.
Die Lofoten bestehen aus 80 Inseln, die über Brücken, Tunnel und mit Fähren verbunden. Ich besuche nur die größten davon. Auf Moskenesøya startet in Reine eine Wanderung auf den Reinebringen, die mich nahe an meine Grenzen bringt. Sind es doch 1.600 Stufen, die auf den Gipfel führen. Aber wie immer lässt mich die grandiose Rundumsicht auf die Schärengärten die Strapazen sofort vergessen. Nach einer Woche auf den Lofoten fahre ich mit der Fähre von Moskenes nach Bodø aufs Festland.
- Atemberaubende Aussichten nach Wanderungen, © Fuss Sabine
- Aussicht von oben, © Fuss Sabine
- Wanderungen gehören für Sabine zum Urlaub in Norwegen dazu, © Fuss Sabine
Der Küste entlang.
Eine der landschaftlich schönsten Küstenstraßen der Welt soll sie sein, die Fv17. So lese ich es auf der Webseite von Visitnorway, wo die einzelnen Abschnitte samt sehenswerter Orte sehr gut beschrieben sind. Und ja, es ist fantastisch diese Straße zu befahren. Es geht sehr beschaulich zu auf Norwegens Straßen, denn das Tempolimit sind 80 km/h. Oft ist die Straße plötzlich zu Ende und ich befinde mich in einem kleinen Fährhafen, wo ich nie länger als ein paar Minuten auf die nächste Fähre warte. Bezahlt wird über die automatische Kennzeichenerfassung oder per Karte, wie so gut wie alles in Norwegen.
Über Trondheim und Kristiansund gelange ich zum berühmten Geirangerfjord, wo ich samt meinem Wohnmobil eine aussichtsreiche und sehr empfehlenswerte Fährüberfahrt mache. In Bergen staune ich über eine wunderschöne Stabkirche aus Holz und fahre durch den längsten Fahrradtunnel der Welt, der drei Kilometer lang ist.
Ein Highlight am Ende.
Eine Wanderung zum Preikestolen darf auf einer Norwegen Reise nicht fehlen. Ich starte zeitig in der Früh, denn mittlerweile – es ist Mitte Juni – sind sehr viele Tourist:innen unterwegs. Der Aufstieg ist herausfordernd und nicht ungefährlich, also ist bedächtiges Gehen angesagt. Aber wie bei allen Wanderungen der letzten Wochen ist auch dieser Aufstieg alle Mühen wert. Ein würdiger Abschied von einem bezaubernden Land, das ich mit der Fähre von Kristiansand nach Dänemark nach fast vier Wochen leider verlassen muss. Aber der nächste Urlaub ist schon geplant. Ich habe ja noch nicht mal Oslo gesehen.
Wer jetzt auch Lust auf eine Camping-Reise in Norwegen bekommen hat, findet hier alle wichtigen Infos und noch mehr Inspiration für den nächsten Skandinavien-Urlaub: Norwegen | ÖCC (campingclub.at)