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Radeln mit Kindern


Anekdoten von Kolleg:innen und Tipps von der Expertin

Auf dem Bild ist ein rosa Kinderfahrrad vor einem hellblauen Hintergrund zu sehen.

Wenn ich an Fahrradfahren mit Kindern denke, kommen mir sofort Erinnerungen aus meiner Kindheit in den Kopf: Wie ich zusammen mit meiner Mutter jede Woche in die Nachbarsgemeinde zur Bücherei radelte, um neuen Lesestoff auszuleihen. Oder der tägliche Schulweg, den ich zusammen mit meinen Freund:innen auf zwei Rädern bestritt. Und natürlich die Geschichte, wie ich das Fahrradfahren gelernt habe, die man sich auf Familienfeiern immer noch gern erzählt. Ich bin wie damals üblich mit Stützrädern gefahren und da mir niemand von den Erwachsenen einen guten Grund – abgesehen von „Alle großen Kinder machen es so“ nennen konnte, warum diese praktischen Helferlein abmontiert werden sollten, habe ich mich geweigert das zu tun. Erst die Mutter eines Freundes konnte mich mit dem Versprechen auf ein Eis davon überzeugen, den Stützrädern ade zu sagen. Keine zehn Minuten später fuhr ich also auch wie die „großen Kinder“ und bekam neben Lob auch ein Eis spendiert.

Abgesehen davon, hält sich meine Erfahrung beim Thema Fahrradfahren mit Kindern in Grenzen. Erst neulich habe ich wieder eine Mutter beobachtet, die mit zwei Kindern auf Fahrrädern unterwegs war. Und ich sag mal so: trotz der zwei kleinen Menschen mit Elsa- bzw. PawPatrol-Helm am Kopf schien sie zwar nicht gerade entspannt, hatte aber alles unter Kontrolle. Das Zusehen allein, machte mich schon nervös. Wie schafft man es also, mit Kindern entspannt und sicher Fahrrad zu fahren? Ich hab mich schlau gemacht und Kolleg:innen nach ihren Erfahrungen und Verkehrspsychologin Marion Seidenberg nach Tipps gefragt.

Auf dem Bild ist eine Familie bei beim Fahrradfahren zu sehen. Im Vordergrund fährt ein kleiner Junge, er trägt ein bunt gestreiftes T-Shirt und einen orangen Helm. Im Hintergrund, leicht verschwommen, sieht man die Mutter und den Vater auch jeweils auf einem Fahrrad.
Fahrradausflug mit der Familie, © ÖAMTC_Canva
Es macht zwar Spaß mit den Kindern draußen aktiv zu sein. Aber, alle Eltern werden das bestätigen können, wenn man den Kindern das Radfahren beibringt, braucht man auch jede Menge Geduld. Was uns geholfen hat: wir haben auf einem verlassenen Sportplatz ganz viel geübt – dort gab es diesen weichen Boden und wir störten niemanden – der Platz war sozusagen ein Lost Place und wir waren geschützt vom Straßenverkehr.
Ralph

Tipp #1 Radfahren will gelernt sein

Gut Ding braucht Weile – das gilt auch, wenn man Kindern das Radfahren beibringen will. Es gilt dabei viel üben und auch selbst, als Erwachsene, unbedingt ein Vorbild für die Kleinen sein und die Verkehrsregeln einhalten, sowie einen Helm und angemessenes Schuhwerk tragen. Zum Üben und Lernen sind ruhige Orte mit ausreichend Platz und ohne sonstige Ablenkung oder Straßenverkehr ideal. Zum Lernen gehören „Hoppalas“ und „Kontrollverlust“, die oftmals in Stürzen enden, dazu. Daher immer Helm und passende Kleidung tragen! Die Trainingsphase sollte wirklich ausgiebig sein und nur im Schonraum absolviert werden. Es empfiehlt sich auch leichten Übungsparcours einzubauen, wie z. B. „Achter-Fahren“, Zielbremsung üben etc. Erst langsam und nach viel Übung sollte man sich an den echten Straßenverkehr herantasten.

Eigentlich wollte unsere Tochter gar nicht Rad fahren – wir haben versucht, sie zu überzeugen, und das hat zwar am Ende funktioniert, lustig oder gar entspannt war es allerdings nicht. Dass es auch anders gehen kann, haben wir ein paar Jahre später erlebt: Unser Sohn wollte von sich aus Rad fahren, und siehe da – es ging ruckzuck und er konnte super radeln. Übrigens hat er auch den freiwilligen Fahrradprüfung beim ÖAMTC gemacht und danach der ganzen Familie Nachhilfe in Verkehrsregeln und -schildern gegeben.
Barbara

Tipp #2 Ohne Druck fährt sich's besser

Eltern sollten sich immer die Frage stellen: „Will das Kind von sich aus Radfahren lernen oder einen Ausflug machen – oder ist es eher unser Wunsch?“ Wenn Eltern ihr Kind zum Radfahren drängen, kann das schnell zu Frust und einer angespannten Stimmung führen. In einem solchen Umfeld ist die Konzentration oft geringer, wodurch Unachtsamkeiten entstehen können – und gerade im Straßenverkehr kann das gefährlich sein. Statt Zwang ist es daher wichtiger, das Kind spielerisch und mit Geduld ans Radfahren heranzuführen, damit es motiviert und sicher unterwegs ist. Fahrradfahren verlangt den Kindern viele Fähigkeiten, die teils noch in Entwicklung sind, ab (schauen, Gleichgewicht halten und treten, lenken/ausweichen, bremsen, Handzeichen geben, Schulterblick, etc.) – wenn Eltern merken, dass das Kind damit noch überfordert ist, sollte man geduldig bleiben und vielleicht funktioniert es ein Jahr später bereits viel besser und leichter.

Ich, als guter Onkel, habe mal einen Radausflug mit meiner Nichte und meinem Neffen gemacht. Da ich vor Ort mein eigenes Rad nicht dabeihatte, hab' ich mir eins von meiner Schwester ausgeborgt. Ich war richtig überfordert: Die Kinder fuhren super, ich war das Problem, oder besser gesagt das Rad. Es war mir zu klein und ich war überhaupt nicht daran gewöhnt. Zum Glück war meine Schwester auch dabei und hat vorwiegend auf die Kinder (und mich) aufgepasst. An diesem Nachmittag war ich unsicher und wackelig unterwegs.
Stefan

Tipp #3 Sicher unterwegs – alle, nicht nur die Kleinen

Begleitpersonen brauchen genügend Zeit, Geduld und Ausdauer, um in etwaigen Stresssituationen Sicherheit zu vermitteln, ohne dem Kind dabei die Freude am Fahren zu nehmen. Nur wer selbst sicher am Rad ist, sollte auch (allein) mit Kindern unterwegs sein. Bevor Eltern dem Kind das Radfahren beibringen oder einen Ausflug machen möchten, sollten sie die eigenen Radfahr-Skills kritisch checken. Es gibt auch für Erwachsene Fahrradkurse, um einerseits sicher auf zwei Rädern fahren zu können und andererseits auch das Wissen über die geltenden Verkehrsregeln für Fahrradfahrer:innen aufzufrischen.

Ich erinnere mich noch gut, als mein Sohn ungefähr vier Jahre alt war und wir einen Fahrradausflug gemacht haben. Er war ein super Radler und liebte es, aber auf halber Strecke am Rückweg meinte er dann: „Mama ich will nicht mehr und müde bin ich auch!“. Naja und Kinder können nun mal ziemlich stur sein – er ist auch nicht mehr weiter gefahren.
Dagmar

Tipp #4 Weniger Strecke, mehr Freude

Die Frage „Was kann ich meinem Kind zutrauen?“ ist nicht immer so leicht zu beantworten – oft ist es auch tagesabhängig. Man sollte Kinder nicht mit zu langen Ausflugsfahren überfordern – lieber kurze Strecken planen und ausreichend Pausen machen. Vorab und während der Ausfahrt gut mit dem Kind kommunizieren: Manchen Kindern hilft es, um ihre Bedürfnisse zu kommunizieren, wenn man sich vorab ein „Geheimwort“ für eine Fahrtunterbrechung ausmachen – erwähnt das Kind das „Geheimwort“, dann wird ein sicherer Entspannungsort aufgesucht und die Befindlichkeit abgecheckten, der weitere Weg besprochen oder die Heimfahrt angetreten.

Ich war mal mit meiner Tante und meiner damals ungefähr drei Jahre alten Cousine unterwegs. Ich fuhr mit den Inlineskates neben meiner Cousine auf dem Rad. Da fing sie an mit mir zu quatschen – so weit so gut, allerdings: je mehr sie plapperte und erzählte, desto kurviger und schiefer war sie unterwegs. Wir sind dann kurz stehen geblieben und haben ihr erklärt, dass wir in den Pausen quatschen und uns beim Fahren aber auf genau das konzentrieren – aufs Fahren.
Carmen

Tipp #5 Konzentration statt Ablenkung

Ablenkung ist einer der häufigsten Unfallursachen im Straßenverkehr. Auch wenn man in einem geschützten Bereich mit Kindern unterwegs ist, sollte man ihnen schon früh beibringen und vorleben, dass man während der Fahrt – egal ob mit Scooter, Laufrad, Fahrrad oder im Auto – konzentriert bleiben sollte. Ist man unterwegs, ist es besonders in Begleitung von jungen Kindern wichtig einen ruhigeren, weniger frequentierten Radweg zur leichteren Eingewöhnung zu nutzen. Zu viel Trubel kann Kinder leicht überfordern, das gilt auch für stark frequentierte Fahrradwege, viel befahrenen Straßen oder eben Ablenkung durch Reden während der Fahrt. Bevor man sich mit Kindern auf die Straße wagt, ist es wichtig etwaige Situationen zu besprechen: Wie verhalte ich mich, wenn ein Hund am Weg entgegenläuft oder wie fahre ich bei einem Wagen, der am Radwegsteht, sicher vorbei?

Pannenhilfe auch für Radfahrer:innen

Egal ob Groß oder Klein – wer mit dem Rad unterwegs ist, kann sich im Falle einer Panne auf die Hilfe des ÖAMTCs verlassen: Mitglieder können die Pannenhilfe über die Nothilfe-Hotline 120 oder per App anfordern.

Zudem kann an den Stützpunkten in Wien, Niederösterreich, dem Burgenland, in Oberösterreich und Vorarlberg das Fahrrad einem umfassenden Sicherheitscheck unterzogen werden. Für Clubmitglieder ist das "Pickerl" für das Rad, das der Fahrradgrundverordnung entspricht, kostenlos.

Mehr Infos zum Thema Rad gibt es unter: www.oeamtc.at/fahrrad.

Auf dem Bild sieht man vier Kinder, die nebeneinander auf einem Fahrradfahren. Im Hintergrund sieht man Bäume und einen Holzzaun neben dem Weg.
Kinder mit dem Fahrrad unterwegs, © ÖAMTC_Canva
Anna Eberharter  Katharina Brunner

Autor:in

Eberharter Anna (she/her) ist seit Jänner 2022 beim ÖAMTC im Team der Öffentlichkeitsarbeit tätig. Ihre Themenschwerpunkte beim Mobilitätsclub sind Reisen und Tourismus sowie Diversität und Inklusion. In ihrer Freizeit setzt sich Eberharter für Feminismus und Gleichstellung ein. Sie ist kunstinteressiert, mag Bücher und Podcasts und hat ein Faible für Zimmerpflanzen.