Pannenauto statt Schreibtisch
Unterwegs mit der ÖAMTC-Pannenhilfe

Viele Menschen, die einen Bürojob ausüben, haben keine genaue Vorstellung, wie eigentlich der Arbeitsalltag draußen auf der Straße aussieht. Auch ich war einer dieser Menschen. Doch das wollte ich ändern und mir schon immer selbst ein Bild über die Arbeit eines:einer Pannenfahrer:in machen. Dank meines Jobs habe ich jetzt auch die Gelegenheit dazu: Mein Name ist Lena Pfeiffer, und als Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit beim ÖAMTC Salzburg fahre ich seit einiger Zeit regelmäßig mit unseren Pannenhelfer:innen mit, um zu fotografieren und sie bei ihrer Arbeit zu begleiten.
Jeder Tag ist anders, und das macht die Arbeit so spannend.
Immer was zu tun
Auf der Autobahn ist es angenehm ruhig, als ich mich auf den Weg nach St. Johann im Pongau mache. Ich darf einen Vormittag mit unserem KFZ-Techniker David vom ÖAMTC-Stützpunkt in St. Johann im Pongau unterwegs sein.
Unser Tag beginnt am Stützpunkt, wo ich David treffe. „Schauen wir mal, wie viel heute los ist“, sagt er mit einem Lächeln. An unserem gemeinsamen Tag ist Schulschluss in Salzburg, und das heißt: Es kann sein, dass sich viele Familien gleich nach der Zeugnisverteilung bereits auf den Weg in den Urlaub machen. „Vermutlich wird es heute aber noch ruhiger sein, morgen dafür werden wir dann auf den Straßen mehr merken“, so David.
Bis der erste Einsatz von der Einsatzzentrale auf den mobilen Boardcomputer im Pannenfahrzeug geschickt wird, bleibt der Pongauer aber nicht untätig: Am Stützpunkt gibt es genug zu tun und David unterstützt seine Kolleg:innen bei Kaufüberprüfungen, „Pickerl“ und Co. Ein ÖAMTC-Mitglied ist mit seinem Fahrzeug zum Stützpunkt gekommen und klagt über Probleme mit den Bremsen. „In so einem Fall checken wir alles durch, damit man wieder sicher auf der Straße unterwegs sein kann“, erklärt David, während er die Bremsanlage überprüft. Schnell stellt sich heraus, dass ein gröberes Problem vorliegt, das repariert werden muss. „Sicherheit geht vor“, sagt David. Das Fahrzeug ist so nicht mehr verkehrs- und betriebssicher. Nach Absprache mit dem Mitglied wird das Auto in die Hubbrille von Davids gelbem KAP, das ist ein kombiniertes Abschlepp- und Pannenfahrzeug, gehoben und schon startet unsere erste Ausfahrt. Ich hüpfe auf den Beifahrersitz, David gibt der Einsatzzentrale Bescheid und wir fahren ins benachbarte Bad Hofgastein, wo sich die Zielwerkstatt befindet. Da das Mitglied einen Schutzbrief hat, bringen wir sein Fahrzeug ohne zusätzliche Kosten in die Wunschwerkstatt. Das Clubmobil braucht das Mitglied nicht, weil er auf ein eigenes anderes Auto wechseln kann.

Wenn Leute weiterfahren können, nachdem ich mit meinem Fachwissen etwas gerichtet habe, ist das ein tolles Gefühl. Da bekommt man ganz direkt meist viel Dankbarkeit zurück, das ist schon super.
Der erste Einsatz – und der zweite folgt sogleich
Nachdem der erste Einsatz erledigt ist, machen wir uns wieder auf den Weg zurück zum Stützpunkt. Doch noch bevor wir dort ankommen, poppt schon der nächste Einsatz auf – dieses Mal kommt er über unseren deutschen Partnerclub ADAC. Eine deutsche Familie hat Schwierigkeiten mit der Beschleunigung ihres Autos. In Mühlbach am Hochkönig angekommen, beruhigt David: „Keine Sorge, das kriegen wir hin“, und macht sich an die Arbeit. In kürzester Zeit ist das Problem gelöst, und die Familie kann ihre Heimreise fortsetzen.
„Je länger man den Job macht, desto größer wird der eigene Erfahrungsschatz und dann liegt man mit dem ersten Bauchgefühl oft schon sehr richtig“, erzählt mir David auf dem Weg zurück zum Stützpunkt. „Ich kann viele Daten beim Fahrzeug auslesen und ich kann Vieles im Inneren des Autos überprüfen, aber das eigene Wissen aus erfolgreich behobenen Pannen, das Wissen zu den unterschiedlichen Automarken und ihren Schwächen ist das wichtigste Werkzeug.“
Es bleibt ein ruhiger Tag: An diesem Vormittag gibt es keinen Einsatz mehr für mich und David. Die Kolleg:innen am Stützpunkt haben zwei helfende Hände mehr und ich verabschiede mich und freue mich auf das nächste Treffen.
Einsätze, die im Gedächtnis bleiben
Ein besonders adrenalingeladener Einsatz bleibt mir aus dem letzten Frühling im Gedächtnis. Damals war ich mit Kollege Andi vom ÖAMTC Stützpunkt Eugendorf unterwegs – überhaupt meine erste Mitfahrt im Pannenauto.

Vom Routinefall zum Noteinsatz
Der Tag begann mit einem üblichen Einsatz: Ein ÖAMTC-Mitglied meldete sich, dass sein Auto beim Fahren laute Geräusche macht. Andi untersuchte das Fahrzeug und stellte ein Problem bei der Achse fest. Auch hier wurde das Auto kurzerhand auf die Hubbrille gehoben. Ich beobachtete, wie der Kollege ruhig und freundlich mit dem Mitglied redet, alle Fragen beantwortet und die nächsten Schritte abklärt. Kaum hatten wir das Fahrzeug dank Schutzbrief in der Wunschwerkstatt erfolgreich abgeladen, meldete der Boardcomputer: Noteinsatz!
Einen Noteinsatz bekommt immer der:die Pannenfahrer:in, der:die am nächsten vor Ort ist. Andi nahm den Einsatz gleich an: „Du hast dir den richtigen Tag zum Mitfahren ausgesucht, jetzt geht es los.“ Was war passiert? Ein ÖAMTC-Mitglied hat während der Fahrt auf der Lamprechtshausener Bundesstraße den linken Vorderreifen verloren und konnte seitlich im Wiesenbereich noch zum Stehen kommen. „Die Bundesstraße ist nicht ungefährlich. Auf so einer stark befahrenen Straße muss ein defektes Fahrzeug natürlich schnellstmöglich weg.“ Wir kommen von der anderen Fahrtrichtung und Andi ruft, wie bei jedem Einsatz, das wartende Mitglied sofort an und kündigt unsere baldige Ankunft an. „Wer wartet, für den vergeht die Zeit gefühlt ganz langsam, da ist es wichtig, dass die hilfesuchende Person schon weiß, dass wir bereits auf dem Weg sind zu ihr. Außerdem kann man auch gleich den exakten Standort abklären, wenn da noch etwas unklar ist. Wer weiß, dass Hilfe im Anmarsch ist, wartet entspannter.“
Ich bin seit über 20 Jahren beim ÖAMTC und es ist eine ganz besondere Aufgabe, die man hat. Die Menschen sind oft in Ausnahmesituationen: Eine Panne, ein Unfall oder ein defektes Fahrzeug. Hier helfen zu können ist etwas ganz Besonderes.
Wenn schnelles Handeln gefragt ist, helfen alle mit
Beim Fahrzeug angekommen, sichert Andi zuerst unser Pannenfahrzeug, greift auf den Rücksitz und wirft mir eine Warnweste zu. „Vorsichtig sein beim Aussteigen, jetzt müssen wir schnell sein.“ Das Mitglied ist immer noch unter Schock, ein Familienmitglied kommt ebenfalls zum Unfallort. Andi erfragt, was passiert ist: Das Auto hat schon vorher komische Geräusche gemacht, aber weil erst am Vortag bei der Werkstatt die Bremsbeläge erneuert wurden, gab es die -falsche - Vermutung, dass die Geräusche von da kämen. Doch dann: Bei 80 km/h löste sich eines der Räder. Das Mitglied bewies Nerven aus Stahl und behielt das Fahrzeug ruhig, auch als die Karosserie auf der Fahrbahn aufkam. Für Andi heißt es jetzt rasch das Fahrzeug möglichst schnell von der Bundesstraße entfernen. Doch ohne den zweiten Vorderreifen wird dies ein schwieriges Unterfangen!
Kurzerhand wurde ich zur Reifensucherin und im Radius, den Andi als Experte angegeben hat, durchkämmten wir die gegenüberliegende Wiese. „Man muss nur wissen, wo man suchen muss.“ Weiter weg fanden wir das Rad in der gegenüberliegenden Wiese. „Es war ein Riesenglück, dass gerade kein entgegenkommendes Fahrzeug auf der Straße war, als sich der Reifen löste. Mit 80 km/h ist das ein Geschoß, das viel Schaden verursachen kann“, so der Pannenfahrer. Schnell wird die Unfallstelle geräumt: Das geschockte Mitglied fuhr nicht mehr bei uns mit, sondern wurde gleich vom zu Hilfe geeilten Familienmitglied nach Haus gebracht. Ums Auto kümmerte sich Andi, der mit dem provisorisch montierten Rad das Fahrzeug sicher zur Werkstatt gebracht hat. Ende gut, alles gut. Aber auf jeden Fall ein Einsatz, den ich nicht so schnell vergesse!

Großen Respekt an alle gelben Engel - mein Fazit
Viele Einsätze, verschiedene Problemstellungen und ganz unterschiedliche Menschen – die Zeit auf der Straße ist wie im Flug vergangen. Mein Respekt für unsere Kolleg:innen ist hoch: Einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn Autos an einem vorbeidüsen, Mitglieder besorgt sind und eine schnelle Lösung benötigt wird, ist etwas, das nicht jede:r kann. Dabei auch noch so viel Empathie zu zeigen und den Mitgliedern helfen, gut nach Hause zu kommen: Ich sage Danke an alle meine Kolleg:innen, denn sie leben täglich unser Motto: Ein gutes Gefühl, beim Club zu sein!
Autorin
Lena Pfeiffer ist seit 2024 als Stabstelle beim ÖAMTC Salzburg für die Bereiche Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing verantwortlich. In ihrer Freizeit genießt sie am meisten soziale Treffen, bei denen sie auch ihre Leidenschaft fürs Kochen mit anderen teilen kann. Zudem entspannt sie gerne bei einem guten Buch oder fesselnden Podcast.